Der Sommerbau erinnert in seiner vieleckigen, offenen Form ebenso an Shakespeares Globe Theatre aus der elisabethanischen Zeit wie an antike Amphitheater in Griechenland oder ein Kolosseum. Die „Großen Frankfurter Dionysien in Offenbach“, die im August und September in diesem Sommerbau ausgetragen werden, nehmen ihren spielerischen Ausgangspunkt in der „systemrelevanten“ Grundfunktion solcher antiker Theater-, Chor- und Tanzfestspiele, die immer auch von Volksversammlungen ein- und ausgeleitet wurden, und bei denen Kunstereignisse eng mit demokratischen, repräsentativen und sozialen Grundfunktionen der Athener Stadtgesellschaft verwoben waren. Die „Großen Dionysien“ als dem wichtigsten Theaterfest in Athen beinhalteten einen mehrtägigen Dramenwettbewerb, bei dem stets ganztägig gespielt und zugeschaut wurde, vier Stücke (eine Tetralogie) pro Tag, und bei dem ein Großteil der Bürgerschaft anwesend war und im späteren Verlauf der Athener Theatergeschichte sogar eine Woche Verdienstausfall in Form von „Diäten“ erstattet bekam. Mit den „Großen Frankfurter Dionysien in Offenbach“ soll eine Art kulturelles Startsignal in eine neue, postpandemische Gesellschaft ebenso ausgesandt wie zur Debatte darüber angeregt werden, wie wir nach der Pandemie ggf. unter – aufgrund der kollektiv gemachten Extremerfahrungen – veränderten Vorzeichen miteinander weiterleben und -wirtschaften wollen, und welche Rolle Kunst und Kultur dabei – vielleicht wieder systemrelevanter als zuletzt – spielen könnten.
Das vom Mousonturm im Auftrag des Frankfurt LAB kuratierte Programm besteht im Kern aus drei künstlerischen Beiträgen, deren Aufführungen sich mit vier „Bevölkerungsversammlungen“ zu aktuellen Themen im SOMMERBAU (moderiert von Leon Joskowitz) verbinden. Die künstlerischen Arbeiten sind veritable Leuchttürme: eine eigens für den SOMMERBAU entstehende Open-Air-Adaptation von Christopher Rüpings preisgekröntem, fast zehnstündigen Antiken-Marathon „Dionysos Stadt“ von den Münchner Kammerspielen, die spektakuläre Konzert-Theater-Performance „Jedermann Reloaded“ des österreichischen Schauspielers Philipp Hochmair und der Dresdner Band „Die Elektrohand Gottes“, und die neue Produktion „Ohne Worte“ („Sem palavras“) der berühmten Companhia Brasileira de Teatro von Marcio Abreu, in der einige der bekanntesten brasilianischen Schauspieler:innen sich der aktuellen politischen, gesellschaftlichen und gesundheitlichen Situation in ihrem Land wie in anderen autoritär und rechtspopulistisch regierten Ländern der Welt widmen.
„Die Pandemie hat nicht nur neue Veranstaltungsformate hervorgebracht, davon viele im Netz, sondern auch neue Bauten – ortsbezogen, im Freien und variabel nutzbar“, so Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. „Das Kollektiv raumlaborberlin, gern gesehener Gast im Rhein-Main-Gebiet, war besonders erfinderisch: Nach dem für den Mousonturm entworfenen (Lehm-)BAU hat es nun eine offene Bühne für größere Produktionen geschaffen. Der SOMMERBAU steht dort, wo die beiden Städte Frankfurt und Offenbach aufeinandertreffen, im Kaiserleiviertel. Zu sehen sein werden drei Monate lang Gastspiele und Produktionen aus der Freien Szene. Der Kulturfonds fördert die Großen Frankfurter Dionysien in Offenbach und wünscht gutes Gelingen und einen regen Besucherstrom!“
Beteiligte und Förderer
Die Aufführungen der Frankfurter Dionysien in Offenbach werden ausgerichtet vom Künstlerhaus Mousonturm im Auftrag des Frankfurt LAB. Gefördert vom Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main sowie im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Die Demokratischen Freuden werden als Teil Großen Frankfurter Dionysien in Offenbach gefördert vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain sowie im Rahmen von #TakePart gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien