Death in Peace

© Eike Walkenhorst

Death in Peace
Ayla Pierrot Arendt


© Maxim Pechersky und Ayla Pierrot Arendt

Death in Peace
Ayla Pierrot Arendt


Death in Peace (Teaser)
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© Maxim Pechersky und Ayla Pierrot Arendt

Death in Peace
Ayla Pierrot Arendt


© Eike Walkenhorst

Death in Peace
Ayla Pierrot Arendt


© Eike Walkenhorst

Death in Peace
Ayla Pierrot Arendt


Death in Peace

Während eines Empfangs in der deutschen Botschaft in Tiflis, Georgien, fällt ein Schuss. Wer nimmt sich der Leiche an? Wo kann sie ihren Frieden finden? Oder löst sie einen Krieg aus? Die Video-Oper „Death in Peace“ stellt in opulenten, vielschichtigen und präzise inszenierten Bildern Fragen nach den Grenzen der Diplomatie. Die großangelegten Arbeiten der Regisseurin Ayla Pierrot Arendt untersuchen, wie gesellschaftliche Krisen auf die Körper von Individuen wirken und zwischenmenschliche Beziehungen beeinflussen.

„Death in Peace“, erarbeitet mit einem transnationalen Team, entstand in Frankfurt und Tiflis, teils unter dem unmittelbaren Eindruck der Proteste für Demokratie im Mai 2024. Die einnehmende Klangwelt des georgischen Komponist*innen-Duos Nika Pasuri und Ani Zakareishvili lässt die Stimmung zwischen Pessimismus und Aufbruch erahnen. Eine intensive Erfahrung, die aufrüttelnd an die Zerbrechlichkeit des Friedens erinnert.

Infos
  • Video-Oper auf 4 Leinwänden, Loop, 2024
  • Dauer: 50 Min.
  • Sprache: Georgisch, Englisch, Deutsch mit englischen Untertiteln
  • Mousonturm-Koproduktion

 

  • Eine ausführliche Publikation zum Hintergrund der Arbeit wird zum Verkauf angeboten.

 

Barrierefreiheit

Barrierefreiheit des Spielorts

Zugänglich mit Rollstuhl
Barrierefreie Haltestelle
Behindertenparkplätze vorhanden
Barrierefreie Toilette
Assistenzhund willkommen
Beteiligte und Förderer

Konzept, Regie: Ayla Pierrot Arendt
Regieassistenz, Dramaturgie: Kristina Roeder
Performance: Pia Epping, Tabea Gregory, Lucy-Jo Petermann, Carolina Saad Vasconcellos, Lara-Marie Weine
Choreografie: Annabelle Dvir
Kinematografie: Ayla Pierrot Arendt, Maxim Pechersky
Komposition: Nika Pasuri, Ani Zakareishvili
Chortext: Davit Khorbaladze
Gesang: Chor der Oper von Kutaisi, Georgien
Kostüm: Clara Rosina Strasser
Maskenbild: Beate Bauer
Maskenbildassistenz: Rachel Ashton
Requisitenassistenz: Josi Habel, Ina Röper, Nelly Granson
1. Kamera: Maxim Pechersky
2. Kamera, Drone Operator: Aksel Steen Boelsmand
Kameraassistenz: Tim Hartrick, Mona Nordhues
Lichtdesign: Torben Schäfer, Emil Basting
Lichttechnik: Jimmy Kömpel, Felix Dörnfeld
Montage: Ayla Pierrot Arendt, Paul Haas
Setfotografie: Eike Walkenhorst
Produktions-/Aufnahmeleitung: Diana Koschlakov
Produktionsassistenz: Maja Lindner
Praktikum: Alix Di Jusco

Eine Produktion von Ayla Pierrot Arendt, in Koproduktion mit dem Künstler*innenhaus Mousonturm. Gefördert durch Hessen Film & Medien, das Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur sowie durch die Autorenstiftung Frankfurt am Main. Der künstlerische Austausch mit den georgischen Künstler*innen sowie die Reise nach Georgien wurden von Culture Moves Europe ermöglicht, finanziert durch das Goethe-Institut und die Europäische Union. Die vorhergehenden Recherchereisen nach Georgien in 2023 wurden von der Gwaertler Stiftung finanziert.

Brennpunkt Georgien

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erlangte Georgien 1991 seine Unabhängigkeit – Deutschland war das erste Land, das diese anerkannte. Seitdem verbindet die beiden Länder eine Freundschaft, die sich insbesondere durch die hohe Präsenz von deutschen Investor*innen und Förderinstituten in Georgien äußert. Allerdings bleibt Georgien – das trotz Zugehörigkeit zum asiatischen Kontinent als Grenze Europas verstanden wird – eine von Konflikten geprägte Nation. Die letzte bewaffnete Auseinandersetzung mit Russland ereignete sich im August 2008. Die abtrünnigen Regionen Abchasien und Südossetien sind seither durch Russland besetzt. Für Georgier*innen ist es fast unmöglich, in diese Gebiete zu gelangen und zudem werden die Grenzen immer wieder neu gezogen – mit territorialen Verlusten auf Seiten Georgiens. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine verstärkt die zwiegespaltene Position gegenüber Russlands. 

Seit 2023 besitzt Georgien den offiziellen Status als EU-Beitrittskandidat. Allerdings kam es im Juni 2024 zu einer Einstellung der Verhandlungen, da das sogenannte “Foreign-Agent” Gesetz zuvor von der georgischen Regierung trotz vehementen Widerstands sowohl in der eigenen Bevölkerung als auch von europäischer Seite eingeführt wurde. Das Gesetz gefährdet die Finanzierung – und damit ihre Existenz – von Akteur*innen und Organisationen, die sich für Menschenrechte, Demokratie und soziale Gerechtigkeit einsetzen. Die Sorgen der Protestierenden beziehen sich auf stärkere Repression und Diskriminierung, besonders gegenüber der LGBTQIA+-Community. Große Teile der Bevölkerung nehmen die Entwicklungen als Rückschritt auf dem Weg zu einer engeren Anbindung an die Europäische Union und als Zeichen für eine zunehmende autoritäre Ausrichtung der Regierung in Form einer Annäherung an Russland wahr. 

Die Entscheidung, Georgien als zentralen Handlungsort für “DEATH IN PEACE” zu wählen, wurde maßgeblich durch Ayla Pierrot Arendts Teilnahme an der Filmemacher*innen-Residenz Caucasus Cinema 2022 beeinflusst. Die geopolitische Lage wurde zum Ausgangspunkt für den Dialog über Themen wie Landbesitz, territoriale Verluste, Grenzverschiebungen sowie die Angst vor Krieg. Während dieser Zeit, flohen Hunderttausende Russ*innen aufgrund der angekündigten Mobilisierung über die Militärstraße nach Georgien. Der Anblick kilometerlanger Staus von Privatautos erinnerte viele Georgier*innen an den Krieg im August 2008, als Panzerkonvois genau diese Straße als einzige Überquerung des Kaukasus zwischen Georgien und Russland nutzten.
 

Biografien

Ayla Pierrot Arendt ist freischaffende Künstlerin und Regisseurin. Sie studierte Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien und absolvierte einen Master in Choreografie und Performance am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Seit 2013 liegt Arendts künstlerischer Fokus auf der Verbindung von Videokunst mit Live-Musik und Rauminstallation. Arendt verfolgt auch ihre Interessen als Performerin im öffentlichen Raum, im Ausstellungskontext und über Instagram Live, unter anderem als "Freiwillige Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland". Ihre Arbeit zeichnet sich durch eine dialogische Herangehensweise an die inhaltliche Entwicklung vielschichtiger, politischer und poetischer Werke aus. Sie überträgt intersektionale Perspektiven auf literarische oder mythologische Figuren, um kulturelle Narrativen und gesellschaftliche Strukturen zu hinterfragen. Ihre Inszenierungen wurden am Künstler*innenhaus Mousonturm uraufgeführt, u.A. die multimediale Video-Oper "POLITEIA" als feministische Revision zu Platons Werk im Juni 2022. Im Herbst 2022 nahm sie als Filmemacherin und Stipendiatin am Caucasus Cinema Autumn in Georgien teil, wo die Idee zu “DEATH IN PEACE” entstand. Im Sommer 2023 war Arendt Artist-in-Residence an der zeitgenössischen Kunstinstitution Artport in Tel Aviv, Israel, wo ihr experimenteller Dokumentarfilm “GAZE IN BATTLE” entstand, der u.a. beim Lichter Filmfest 2024 den Preis für den besten Kurzfilm gewann.

Annabelle Dvir ist israelisch-georgische Choreografin, Stimmkünstlerin, Live-Sound-Komponistin und Tanzperformerin, die in Israel lebt. Sie erforscht zusammen mit ihrem Frauenensemble “Women of Sounds", bestehend aus Tänzerinnen und Musikerinnen, Live-Kunst im Spannungsfeld zwischen Empfindung und Wahrnehmung, dem Gehörtem und Gesehenem. 2023 hat sie das Musik- und Tanz-Epos "Crescendo Gold" kreiert und umgesetzt. “Crescendo Gold” spielt in den imaginären Kaukasus-Bergen und am Schwarzen Meer. Erinnerungen, ethnische Strukturen und Traditionen markieren den Weg einer Frauen-Gang, die versucht, ihre eigene zukünftige Todesgeschichte zu bestimmen. 2021 entwarf sie das Konzept, die Choreografie sowie die musikalische Komposition und Textfassung für "Fictions", das in Köln und Tel Aviv gezeigt wurde. 2024 entwickelte Annabelle Dvir die Choreografie zu “DEATH IN PEACE”.

Der Komponist Nika Pasuri wurde 1990 in Tiflis, Georgien, geboren. Er studierte zunächst Kunstmanagement und Wirtschaftswissenschaften und absolvierte zusätzlich eine Ausbildung in Komposition und Musiktheorie in Tiflis. 2012 begann er ein Kompositionsstudium am Staatlichen Konservatorium in Tiflis. 2014 gewann er den Preis des Nationalen Kammeropernwettbewerbs und zog nach Norwegen. In Oslo absolvierte er ein Bachelor-Studium in Komposition, 2019 schloss er seinen Master in Komposition am Konservatorium von Amsterdam ab. Kurz darauf arbeitete er als Komponist für Theater und Film, u.a. für diverse Produktionen des renommierten Regisseurs Data Tavadze am Royal District Theatre Tiflis, dem Badischen Staatstheater, dem Staatstheater Dresden, dem Schauspiel Frankfurt oder dem Deutschen Theater Berlin. Derzeit lebt Nika Pasuri in Tiflis und komponiert für internationale Produktionen Theater- und Filmmusik, beispielsweise für den Stummfilm “Arsena Jorjiashvili” von Ivane Perestiani oder den Dokumentarfilm “Stone of Hell” von Tekla Aslanishvili.

Ani Zakareishvili ist elektronische Musikproduzentin und DJ, die sich insbesondere für experimentelle, ambiente Musik interessiert und originelle Klänge und Texturen unter Verwendung von einer Vielzahl von Sampling-Techniken produziert. Sie wurde 1996 in Tiflis in eine Musiker*innen-Familie geboren und kam schon in jungen Jahren mit klassischer Musik und Kunst in Berührung. Im Jahr 2014 begann sie das Studium der Musiktechnologie am Staatlichen Konservatorium Tiflis. Im Sommer 2017 zog sie nach Finnland und schloss ihr Bachelorstudium an der Sibelius-Akademie in Helsinki mit Auszeichnung ab. Derzeit lebt sie in Tiflis, arbeitet an diversen Projekten, komponiert aktiv im Bereich der experimentellen Musik und legt in verschiedenen Clubs, u.a. in dem berühmten Bassiani Club in Tiflis,  auf.

Maxim Pechersky ist Kameramann, Editor und Dokumentarfilmregisseur, der viel an künstlerischen Projekten mitarbeitet. Er hat unter anderem mit Ragnar Kjartansson, Curver Thoroddsen, Julian Charrière, Nastya Livadnova, Johannes Förster, Avni und Rebecca Dauti sowie Ulyana Podkorytova zusammengearbeitet. Bei ”Death in Peace” übernahm er die Kameraführung zusammen mit Aksel Steen Boelsmand. Er wurde 1997 in Jekaterinburg, Russland, geboren und schloss 2022 sein Studium als Dokumentarfilmregisseur ab. In den Jahren 2020-2021 zeigte er auf verschiedenen Festivals den experimentellen Film “The Year of The White Moon”, unter anderem bei den Kurzfilmtagen Oberhausen und dem Sheffield Doc Fest. Im Jahr 2022 lebte er in der Residenz "Typography" in Jerewan, Armenien. Seit 2023 lebt er in Deutschland.

Davit Khorbaladze ist ein zeitgenössischer georgischer Regisseur und Theaterautor. Als Künstler scheut er in seinen Performances keine kühnen Experimente und bietet dem Publikum stets interessante Interpretationen aktueller Themen. Sexualität, Identitätssuche, Terror des Staates gegen die eigene Bevölkerung, soziale Ungleichheit und das Schicksal von Minderheiten - dies ist eine unvollständige Liste von Themen, die Davit Khorbaladze in seinen Stücken und Performances behandelt. 2023 wurde sein Stück "Unlove", das er geschrieben und zu dem er Regie geführt hat, als zweiter Teil seiner "Un-"Trilogie am Open Space Theatre in Tiflis uraufgeführt. Seine Trilogie dreht sich um eine Krise, während diese Performance die Grenzen zwischen der Existenz und der Abwesenheit von Liebe auslotet. Darüber hinaus hat er 2021 Regie zu seinem eigens verfassten Stück "Protected Area" geführt und im gleichen Jahr das Sound-Design zu "Ramming", das am Poti Valerian Gunia State Drama Theater aufgeführt wurde, komponiert. 2020 entstand seine Video-Performance "Daddy Hangs Himself in the Forest". Für “DEATH IN PEACE” schrieb Davit Khorbaladze die georgischen Chortexte zu den Kompositionen von Nika Pasuri und Ani Zakareishvili.

Worum es geht

Die Georgierin Natia befürchtet, das Grab ihres Vaters nicht mehr besuchen zu können, weil sich die russische Grenze immer weiter zu verschieben droht. An dieser Grenze begegnet sie dem russischen Deserteur Andrej, der nach Georgien flieht. Sie wägt ihre Optionen ab: Ist er Freund oder Feind? Andrej wird schließlich Opfer eines Mordes auf dem deutschen Botschaftsgelände in Tiflis, als der paranoide deutsche Investor Pierre einen Bären zu sehen scheint und nach einer Waffe greift, die er zuvor im Rasen gefunden hat. War es Nikas Waffe, der georgische Soldat, der sich fragt, für wen er eigentlich sein Leben hergeben würde? Pierres Ehefrau, die deutsche Diplomatin Helena, steht nun zwischen den Stühlen: Wo liegt die Grenze der Diplomatie? Löst der Tod des Deserteurs einen Krieg aus?