Aufmachen!

Eine Denkwerkstatt für künstlerische Praktiken der Begegnung

© Julia Kluge

Aufmachen!

Eine Denkwerkstatt für künstlerische Praktiken der Begegnung

Wie geht Aufmachen?

Die Welt macht dicht – und wer macht auf?! Von Echokammer bis Migrationsdebatte: Überall wird abgeriegelt, abgegrenzt, abgeschottet. Doch was, wenn genau das Gegenteil notwendig ist? Wenn Räume geöffnet werden müssen, damit Menschen sich begegnen und Neues entsteht?

In dieser Denkwerkstatt geht es um Kunst, die verbindet: Frankfurter Künstler*innen teilen ihre kreativen und sozialen Praktiken der Begegnung. Wie kann man Theater, Institutionen, Kollektive – oder sogar Volkstänze und den Nahverkehr – aufmachen?

Für wen?

Für alle, die mitgestalten wollen: Jugendliche, Künstler*innen, Teilnehmer*innen von Community-Projekten, Fachpublikum, Studierende – diese Werkstatt ist für euch. Erlebt Begegnung live: Tanz-Workshops und Performances im öffentlichen Raum, spielerische Austauschformate mit anderen Teilnehmenden.

Das erwartet euch:

Freitag 25.04. 

ab 16:30 Uhr: Ankommen im Offenen Haus 

20:00 Uhr: Gob Squad: “News from Beyond” im Künstler*innenhaus Mousonturm.  Und für alle, die die Show schon am Tag zuvor gesehen haben, gibt es einen Filmabend.

Willkommen im „Offenen Haus“ der Jungen Theaterwerkstatt am Zoo. Mit dabei sind junge Akteur*innen vom Haus, Tischtennis, eine lokale Radiostation und natürlich Snacks und Drinks. Kommt an und groovt euch erstmal mit uns ein!

Samstag 26.04.

10:00-12:30 Uhr: Gob Squad gibt Einblicke in ihre Arbeitsweise und Arbeitsprozess als Kollektiv

12:30-14:00 Uhr: Mittagessen

14:00-15:30 Uhr: Local Dancing – Wie könnte ein Gruppentanz für die Gegenwart aussehen?

15:30-16:30 Uhr: Kaffee und Kuchen

16:00-18:00 Uhr: Künstler*innen und Institutionen teilen ihre Praktiken zum Aufmachen. Mit dabei: Mobile Albania, imaginary company, red park und der Mousonturm

ab 18:30 Uhr: gemeinsames Abendessen mit 10 Gängen „Kunst und Begegnung“

Showing & Sharing – Künstler*innen teilen ihre Praktiken zum Aufmachen. Abends dann ein 10-Gänge-Menü “Kunst und Begegnungen” mit Theorie und Praxis.

Sonntag 27.04.

10 –  12 Uhr: Metaphorical Food: Abschluss und Reflexionsformat 

Hier werden Erfahrungen, Begegnungen und Beobachtungen als symbolischer Abschiedsproviant zusammengetragen –mit Jane Eschment von der Universität zu Köln.

Infos
  • Alter: offen für alle Interessierten ab 14
  • Teilnahme für: Jugendliche, Künstler*innen, Community-Projekte, Fachpublikum, Studierende
  • Sprache: Deutsch
Beteiligte und Förderer

Koordination: Ossian Hain und Janna Pinsker

Kunst und Begegnungen” ist eine Veranstaltungsreihe des Bündnisses internationaler Produktionshäuser. Gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

 

Detailinfos zum Programm

PROGRAMM

Workshop mit Gob Squad

Was ist im Weg, damit Menschen aller gesellschaftlichen Gruppen sich als Publikum willkommen fühlen? Und was bedeutet es, wenn zwar verschiedene Perspektiven auf der Bühne gezeigt werden, im Publikum aber kaum vertreten sind?

Inspiriert vom Arbeitsansatz von „Common Wealth“ erprobte Gob Squad ab 2023 gemeinsam mit dem Vermittlungsprogramm “HAU to connect” des HAU in Berlin unterschiedliche künstlerische Wege, mit Menschen aus der Nachbarschaft die Bühne zu teilen. Die Strategien, die sie für “Dancing with our Neighbours” (2024) anwandten, ermöglichten es, dass bis zu einem Drittel des Publikums zum ersten Mal das HAU besuchte. Innerhalb eines moderierten Gesprächs erzählen Gob Squad in 45 Minuten von gelernten Strategien und gemachten Erfahrungen bei der künstlerischen Arbeit mit der Nachbarschaft und beantworten Fragen zu News from Beyond (2025). Im Anschluss teilen sie die Methode des „Open Space“ mit allen Anwesenden und geben damit eineinhalb Stunden Raum für eigene Fragen und die gemeinsame Suche nach neuen Lösungswegen.

Über Gob Squad

Gob Squad sind ein britisch-deutsches Kollektiv aus Berlin, das seit 1994 zusammen an Live-Performances im Grenzbereich von Theater, Kunst und Medien arbeitet. Auf der Suche nach Schönheit und Relevanz im Alltäglichen platzieren sie ihre Werke sowohl in Theatern als auch mitten in der urbanen Lebenswelt. Utopische Szenarien treffen auf die Realität einer konkreten Situation, deren Ausgang oft ungewiss ist. Die wiederholte Entscheidung, den Theaterraum zu verlassen, ist stets politisch motiviert, in dem Versuch, der großen gesellschaftlichen Frage nach Zugang zu Kultur für alle praktisch zu begegnen. Stücke wie „Super Night Shot“ oder „Show Me A Good Time“ (eingeladen zum Theatertreffen 2021) werden dafür gefeiert, dass es ihnen gelingt, die Sphären von Kunst und Alltag, Publikum und Passanten, Theater und Stadt durchlässig zu machen und spielerisch ineinanderfließen zu lassen.
 

Workshop local dancing

local dancing lädt ein, zum Vergnügen und zu Live-Keyboardmusik, lokale Tänze zu tanzen. Da ist zum Beispiel der Beinschwingertanz, der Exquisite Tanz,der Summertime Sadness Tanzund der Faule Tanz. Mit Hilfe von Queerer Überlieferung und eigens erfundener Instant-Tradition imaginieret local dancing populäre Gruppentänze, die nicht-binär und unpaarig in Erscheinung treten. Ohne nationale Bindung täuschen die Tänze vor lokal zu sein, wo auch immer sie sind.

Konzept: Clara Reiner; Choreografie und Praxis: Clara Reiner, René Alejandro Huari Mateus, Jacob Bussmann, Frédéric De Carlo; Musik: Jacob Bussmann

Zu den Künstler*innen von local dancing:

Jacob Bussmann lebt in Frankfurt/M und arbeitet als Musiker und Performer. Er studierte Klavier an der Musikhochschule Frankfurt/M und der Sibelius Akademie Helsinki sowie Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. In Produktionsstrukturen der freien Szene in Frankfurt/M kollaboriert er an theatralen, performativen und musikalischen Projekten. Für Stadttheater komponierte er Bühnenmusik und ist als musikalischer Leiter tätig.

Frédéric De Carlo wurde in Paris geboren und lebt seit 2017 in Frankfurt. Frédéric arbeitet in den Bereichen Tanz, Choreografie und Tanzpädagogik in Zusammenarbeit mit lokalen Künstler*innen. Seit 2023 ist Frédéric in der co-künstlerischen Leitung des ID_Tanzhaus Frankfurt Rhein-Main tätig.

Die die Institutionen prägenden Überschneidungen der Formen von Diskriminierung, in denen Choreografie, Tanz und Performance in Deutschland entwickelt und gezeigt werden, und die hinter hübschen Inklusionsprogrammen versteckt werden, ohne etwas Wesentliches zu verändern, haben Renés Identität und ihren Ansatz für künstlerisches Schaffen geprägt. Sie verfolgt und schätzt Strategien, die darauf abzielen, gewalttätige Strukturen NICHT zu reproduzieren, nicht einmal, um Gewalt zu denunzieren.

Clara Reiner performt, choreographiert, baut Objekte und lebt zwischen Offenbach und Wien. Sie studierte Choreographie und Performance am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen.

Performance-Verleih mit imaginary company

Die neueste Arbeit von imaginary company „SUPERMARXT - Der Bauch von Frankfurt (AT)“, die im Winter 2025 Premiere haben wird, setzt sich mit einer Institution auseinander, die das Selbstverständnis beansprucht, “natürlicher” Bestandteil unseres Alltags zu sein und damit unser Leben und die Beziehungen zwischen den Menschen prägt: der Supermarkt. Gemeinsam mit Jugendlichen stellt imaginary company die Frage: Welche Geschichten von kapitalistischen Wertlogiken, globalen Krisen und Klassenfragen spielen sich zwischen den Regalen ab - und was hat das mit uns zu tun? Was sagt mir ein Kassenzettel über die Person aus? Bin ich wirklich das, was ich esse?

In einer Preview auf ihre neue Arbeit, betretet ihr mit imaginary company den Supermarkt wie den Eingang zur Hölle, um euch alles mögliche für den Himmel abzuschauen und mit Ideen für eine bessere Welt wieder rauszukommen. Voll Abkassiert.

über imaginary company

Die Performancegruppe imaginary company (Anne Mahlow, Arthur Romanowski, Anja Schneidereit) beschäftigt sich mit der Frage: Wie lässt sich anspruchsvolles politisches Theater für ein junges und erwachsenes Publikum realisieren? In ihren emanzipatorischen Performances, Diskurstheater, multimedialen Installationen, Walks und Hörspielen steht die unmittelbare Erfahrbarkeit abstrakter, komplexer Fragestellungen im Fokus, ebenso wie die gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Publikum aus Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auf Augenhöhe.

Die Gruppe arbeitet explizit mit starker Rechercheorientierung, sowohl bezüglich der inhaltlichen Arbeit, als auch in der Suche nach möglichen ästhetischen Formen. Ihre bisherigen Arbeiten, die bereits mehrfach ausgezeichnet wurden, untersuchen durch die Brille des Theaters und in Form von performativen und literarischen Realitätsverfremdungen gesellschaftliche Institutionen: Im Audiowalk „Schulausflug“ (Mousonturm, FFT, Augenblick Mal) verhandelten sie Wissenformen und Bildungssysteme und begriffen die Schule buchstäblich als Ausflugsort, indem sie mit dem Publikum eine reale Schule besuchten. Der zweite performative Walk „Die Verhandlung“ (Mousonturm, Karfunkel Förderpreis 2022) machte eine Gerichtsverhandlung und das Gerichtsgebäude selbst zum Verhandlungsort, indem Fragen nach Gerechtigkeit und Gerichtsbarkeit partizipativ zur Sprache brachte. In den Bühnenarbeiten „Für alle Ewigkeit“ (JNTM Mannheim) und „Familienvorstellung“ (Mousonturm) richtete das Kollektiv den Blick auf Archive und verschiedene Beziehungs- und Familienformen.

Performance-Verleih mit Mobile Albania

Willkommen im Nahverkehr. Wir sind unterwegs mit unserem Omnibus, mit unserem WirBus. - Auwärter heiß ich. - Wer mitfahren will, fährt mit. 0-Euro-Ticket. - Jahrgang 91 bin ich. - Wir schaffen neue Linien in der Stadt.- Diesel tank ich. - Der Verkehr rauscht, alle nebeneinander her, aneinander vorbei. Wir fahren zusammen. - Unendlich fahr ich dich. -  Womit fühlst du dich verbunden? Unser Nahverkehr sucht menschliche Haltestellen. - Von 0 auf 80 in 20 Minuten. - Unser Omnibus hat einen Fahrtenschreiber. Er verwandelt jede Linie in Klänge, in einen Track.

Über Mobile Albania

Mit einem alten Bus, einem Holzrollesel und anderen abwegigen Gefährten bereist Mobile Albania seit 2008 Straßen, Städte und Landstriche in Deutschland und Europa. Die Arbeitsformen haben sich aus dem Unterwegssein entwickelt: analog, improvisiert und einladend. Mobile Albania produziert spontane Versammlungen und entwickelt als wandernde Straßenuniversität Inhalte aus Begegnungen an Kreuzungen, Hinterhöfen und vergessenen Winkeln. Die künstlerische Arbeit kreist um die Frage, was Mobilität und Beschleunigung zu gesellschaftlicher Segregation beitragen und was das für den politischen und sozialen Alltag bedeutet.

Performance-Verleih mit red park

Bei WASSERHÄUSCHENTHEORIE bringt red park eingeladene Gäst*innen mit Menschen zusammen, die an dem jeweiligen Wasserhäuschen einen Teil ihrer Zeit verbringen oder gerade zufällig vorbei stolpern. Die Veranstaltungen folgen festen Regeln, die jederzeit auf den Kopf und auf die Probe gestellt werden können und sollen. Gesprochen wird mit offenem Visier oder unter theatraler Sturmmaske. Thesen werden in den Raum gestellt, Wissen geteilt – und wenn ein Argument einmal hakt, wird ein neuer Kurs eingeschlagen.

über red park

red park arbeitet seit 2003 mit einem erweiterten Bühnenbegriff, um Theatererlebnisse jenseits etablierter (Sitz-)Ordnungen zu ermöglichen. Aus offenen, partizipativ angelegten Arbeits- und Recherchephasen entstehen ereignisorientierte Begegnungsorte, die Zufallskontakte ermöglichen und die Beteiligten unter einer gemeinsamen Zielvorstellung vereinen. red park glaubt an die Kraft der Versammlung und betreibt eine Politik der Anstiftung, um hieraus frische Visionen für neue Zukünfte zu arrangiene. 

Mit Jörg Thums, Tim Schuster, Meike Helmbrecht

10-Gänge-Menü (Kunst und Begegnungen)

Wo Kunst und Begegnungen schon immer zusammen gekommen sind? Natürlich beim Essen. Zum Abschluss des Programms wird ausgiebig diniert, sinniert und diskutiert. Manche Gänge sind essbar, andere sind food for thought: Häppchenweise erfahren die Teilnehmenden so von Projekten und Ideen der anderen, die am Tisch sitzen. Mit Studierenden des Studiengangs “Performative Künste in sozialen Feldern” der UAS Frankfurt.

Gemischte Tüte - Reflexionsproviant zum Mitnehmen mit Jane Eschment

Im Reflexionsformat am Sonntag werden Erfahrungen, Begegnungen und Beobachtungen als symbolischer Abschiedsproviant zusammengetragen. Granatapfelspritzer, Krümel, Fettflecken, verschütteter Kaffee werden zu Begleitspuren dieser Reflexionsgespräche. In gemeinsam zu befüllenden und damit unvorhersehbaren Provianttüten sammeln sich Begegnungen, offene Fragen, visuelle Spuren und Nachdenkbewegungen zum Mitnehmen.

Zu Jane Eschment:

Jane Eschment ist vom Bündnis internationaler Produktionshäuser eingeladen, die Veranstaltungsreihe „Kunst und Begegnungen“ zu begleiten und zu reflektieren. Sie arbeitet als Kunst- und Theaterpädagogin mit Kindern und Erwachsenen in freien Projekten, sowie am Lehrstuhl für Ästhetische Bildung der Universität zu Köln. Sie lehrt in der künstlerischen Lehrer*innenbildung, entwickelt Formate für ästhetisch-performatives Forschen und Reflexionsräume für eine diskriminierungskritische Lehrer*innenbildung. Künstlerische Vermittlung interessiert sie als Erfinden und Erproben ästhetischer Erfahrungs-, Begegnungs- und Diskursräume.