Practicing Empathy #3

Yasmeen Godder Company

Die Tänzerin Yasmeen Godder liegt auf den Ellbogen aufgestützt auf dem Boden. Sie trägt ein phantasievolles gestricktes buntes Cape, das wie ein Reif um ihren Hals liegt.
© Tamar Lamm
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Practicing Empathy #3 - 2025 trailer
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Practicing Empathy #3

Yasmeen Godder Company

Seit über 20 Jahren zählt Yasmeen Godder zu den wichtigsten Vertreter*innen des israelischen Tanzes. Ihre Choreografien entstehen häufig in Auseinandersetzung mit Fragen des Zusammenlebens und bewegen durch ihre präzise und zugleich expressive Kraft. 2019 begann Godder mit der Arbeit an der Reihe „Practicing Empathy”, einem performativen Forschungsprojekt, aus dem verschiedene Veranstaltungsformate hervorgingen und das den Begriff der Empathie aus unterschiedlichen Perspektiven untersucht. Mit „Practicing Empathy #3” schuf Yasmeen Godder 2021 ein abendfüllendes Solo für sich. Von Godders Erfahrungen während der COVID-19-Pandemie geprägt, hat es bis heute nichts von seiner Relevanz verloren. Die Choreografie entfaltet sich als ein Zeugnis der Isolation, Begrenzung und der inneren Entdeckungen. Wie begegnen wir anderen, wie verbinden wir uns emotional und wie sorgen wir für uns selbst? 

 

Infos
  • Mousonturm Produktion
  • Dauer: ca. 60 Minuten
  • Sprache: Englisch
  • Mousonturm-Produktion
Barrierefreiheit

Barrierefreiheit des Spielorts

Behindertenparkplätze vorhanden
Zugänglich mit Rollstuhl
Barrierefreie Toilette
Genderneutrale Toilette
Assistenzhund willkommen
Barrierefreie Haltestelle
Beteiligte und Förderer

Entwicklung, Choreografie & Performance: Yasmeen Godder 
Dramaturgie, Probenleitug: Nir Vidan 
Dramaturgie „Practicing Empathy“: Monica Gillette 
Objekte: Gilli Avissar 
Design Bau: Gili Godiano 
Lichtdesign: Tamar Orr 
Musik: Padma Newsome, Asaf Avidan, Lior Pinsky 
Kostümdesign: Shirley Itzik 
Produktionsmanagement: Omer Alsheich
Administratives Management: Zohar Eshel-Acco und Noa Mamrud

Musik: 

Clogs: Beating Stick; Track 4 vom Album „Stick Music“ von den Clogs; komponiert von Padma Newsome; arrangiert von Padma Newsome; performt von Jennifer Choi, Erik Friedlander, Bryce Dessner, Padma Newsome
Asaf Avidan: Different Pulses
Lior Pinsky: Star Glass

Eine Produktion der Yasmeen Godder Company und des Künstler*innenhaus Mousonturm. Ein Auftragswerk im Rahmen der Frankfurter Positionen 2021, eine Initiative der BHF Bank Stiftung. Gefördert im Rahmen des Bündnisses Internationaler Produktionshäuser durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Die Produktion von "Practicing Empathy #3" wurde unterstützt vom Generalkonsulat des Staates Israel.

Die Wiederaufnahme findet im Rahmen der Tanzplattform Rhein-Main statt. Die Tanzplattform Rhein-Main, ein Projekt von Künstler*innenhaus Mousonturm und Hessischem Staatsballett, wird ermöglicht durch den Kulturfonds FrankfurtRheinMain und gefördert vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur und der Stiftungsallianz [Aventis Foundation, Crespo Foundation, Hans Erich und Marie Elfriede Dotter-Stiftung, Dr. Marschner Stiftung, ODDO BHF Stiftung, Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main].

Biografie

Yasmeen Godder wurde in Jerusalem geboren und wuchs in New York City auf. Sie studierte dort Tanz und war tief mit der Punk-Szene von Manhattan verbunden. 1999 kehrte sie nach Israel zurück und gründete in Jaffa ihr Studio und ihre Tanzkompanie. Als Choreografin tourt sie seit 1997 weltweit – u. a. Lincoln Center Festival, Tokyo International Festival, Montpellier Dance Festival, tanzhaus nrw, kunstenfestivaldesarts und gewann zahlreiche Preise – u. a. einen Bessie Award und den Shimon Perez-Preis für ihren herausragenden Beitrag zu den deutsch-israelischen Beziehungen. Mit dem Künstler*innenhaus Mousonturm verbindet Yasmeen Godder eine intensive Arbeitsbeziehung. 2021 entstanden hier mitten in der COVID-Pandemie ihr Stück „Practicing Empathy #3“ ebenso wie eine Frankfurter Version von „Practicing Empathy #2by2“, in dem sie mit Tänzer*innen aus der Rhein-Main-Region zusammenarbeitete. Im letzten Sommer brachte sie dann ihr Stück „Shout Aloud“ eine Zusammenarbeit mit der Sängerin Dikla, dem Schauspiel Frankfurt und dem Mousonturm im Bockenheimer Depot zur Uraufführung.

Ihr Studio in Jaffa bildet für Godder bis heute eine zentrale Basis. Es ist Recherche- und Produktionsstätte und zugleich Ort der Begegnung, an dem sie Profitraining unterrichtet und Projekte mit verschiedenen Personengruppen initiiert, z. B. mit an Parkinson erkrankten Menschen und Angehörigen der arabisch-hebräischen Community. Diese Projekte haben auf Yasmeen Godders künstlerische Praxis großen Einfluss.

Zwei Fragen an Yasmeen Godder

Über Practicing Empathy #3 - Zwei Fragen an Yasmeen Godder

Anna Wagner: “Practicing Empathy #3” ist deine erste Soloarbeit seit vielen Jahren. Sie entstand inmitten der Corona-Pandemie im Sommer 2021. Seither performst du das Stück in verschiedensten Kontexten. Was bedeutet für dich, dieses Stück seither zu zeigen?

Yasmeen Godder: Das Stück hat sich im Laufe der Zeit ständig verändert, auch noch während der Covid-Pandemie. Denn jedes Mal musste ich erwähnen, wie lange die Shutdowns schon her sind. Als ich das Solo zum ersten Mal aufführte, waren die Lockdowns gerade erst wenige Monate alt. Mit der Zeit wurde es eher zu einer Erinnerung an diese.

Jetzt habe ich das Gefühl, dass es mehr zu einem Rückblick auf eine Krise geworden ist – in Bezug auf die Tatsache, dass ich momentan selbst in einer Zeit der Krise lebe.

Was sich verändert hat, ist: Als ich das Stück damals außerhalb von Israel aufführte, gab es einen roten Faden, der alle auf eine bestimmte Weise miteinander verband. Es war eine globale Erfahrung – Isolation, Einsamkeit und das Ringen jedes Einzelnen mit der Situation - waren in vielen Teilen der Welt sehr ähnlich. Ich hatte das Gefühl, dass ich über etwas spreche zu dem sich das Publikum direkt mit in Bezug setzten konnte.

Und jetzt, obwohl ich dieselbe, unveränderte Situation beschreibe ist es spürbar, dass die Entwicklungen in Israel feine Nuancen und Spannungen entstehen lassen, die die Frage aufwirft, was es bedeutet, jetzt in einer Krise zu sein im Verhältnis zur damaligen Krise? Vielleicht gibt es sogar eine gewisse Distanz – ich möchte nicht Voyeurismus sagen, aber es ist ein bisschen so, als würde man einer Person zuschauen, die gerade eine neue Krise in ihrem Land erlebt, während der Rest von außen zusieht.

Das Stück verändert sich also ständig, es verschiebt sich in seinen untergründigen Bedeutungen. Auch wenn die dokumentarische Ebene im Kern gleichbleibt, ist der Bezug heute ein anderer im Licht der gegenwärtigen Erfahrungen.

„Practicing Empathy #3“ ist der letzte Teil einer Performance-Reihe, in der deine Kompanie und Du die Möglichkeiten von Performances als Ereignis, bei dem sich Menschen, die sich nicht kennen aufeinandertreffen, untersucht haben. Du lebst und arbeitest in Tel Aviv/Jaffa. Hat sich in den letzten zwei Jahren, in denen Du mit vielen existentiellen Herausforderungen konfrontiert bist, deine Sicht auf diesen Ort der Begegnung, auf diese Möglichkeiten und auf Empathie im Allgemeinen verändert?

Ich glaube als Mensch immer noch daran, dass Tanz ein Mittel der Verbindung ist und an die Möglichkeit, dass sich Menschen – auch Fremde – durch den Tanz begegnen können. Gleichzeitig habe ich, gerade in diesen herausfordernden und schwierigen Zeiten, auch die Erfahrung gemacht, wie schwer es ist, Tanz weiterhin auf die gleiche Weise zu nutzen oder Projekte einfach so fortzuführen, wie sie bisher waren. Ich musste mich auf eine größere, vielleicht empathische Praxis einlassen, um die Sensibilitäten dieser Zeit besser zu verstehen. „Practicing Empathy“ ist ein Projekt, das mir viele Werkzeuge an die Hand gegeben hat – und nach wie vor gibt –, um darüber nachzudenken, was ich tue. Und wie ich das tue: in Bezug auf meine künstlerische Praxis, meine Kompanie und die Art von Projekten, die ich in Angriff nehme. Gleichzeitig spüre ich aber auch, dass die Herausforderungen größer geworden sind.  Es geht mir weniger ums Überwinden als darum herauszufinden, wie entstandene Kluften überbrückt werden können. Oder die Distanz, die Komplexität darin, eine gemeinsame Basis zwischen Menschen zu finden. Es ist also ganz klar eine echte Herausforderung im Moment.