Choreograf Taulant Shehu, der auch Tänzer am Hessischen Staatsballett ist, erkundet in seinem Stück „DUA“ seine albanischen Wurzeln. „Familie und Tradition stellen zwei wichtige Grundpfeiler der albanischen Kultur dar, und zu kaum einem Zeitpunkt sind sie enger miteinander verknüpft als bei einer Hochzeitszeremonie“, sagt er. Die Hochzeit als Gipfel von Feierlichkeit, Freude und dem Versprechen für immer zusammenzubleiben wird in „DUA“ zum Ausgangspunkt einer Reflexion des menschlichen Zusammenlebens im Allgemeinen. Taulant Shehu wendet sich dabei den einzelnen Beteiligten zu und erforscht choreografisch ihre eigenen Geschichten, Emotionen und Hintergründe. Zu dieser tänzerischen Auseinandersetzung mit Tradition legt der Komponist Arne Stevens eine Komposition vor, die im Rückgriff auf traditionelle albanische Instrumente den kulturellen Ursprungsort dieser Arbeit auch musikalisch ins Zentrum rückt und mit elektronischen Rhythmen verbindet.
Infos
Dauer: 55 min.
Wiederaufnahme
Beteiligte und Förderer
Choreografie: Taulant Shehu
Von und mit: Amelia Eisen, Jorge Bascuñan Rivera Neto, Richard Oberscheven, Mamiko Sakurai, Lara Peinado, Max Levy
Komposition: Arne Stevens
Kostüme: Jennifer Harres
Licht: Jonathan Pickers
Eine Produktion im Rahmen des Programms „Städteübergreifende Residenz“ der Tanzplattform Rhein-Main. Die Tanzplattform Rhein-Main ist ein Projekt von Künstlerhaus Mousonturm und Hessischem Staatsballett und wird ermöglicht durch den Kulturfonds RheinMain, gefördert vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der Stiftungsallianz [Aventis Foundation, BHF BANK Stiftung, Crespo Foundation, Dr. Marschner Stiftung, Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main].
Mehr Informationen
Drei Fragen an Taulant Shehu
Was war dein Ausgangspunkt bei der Arbeit, die wir heute im Rahmen des Tanzfestival Rhein-Main sehen?
Taulant Shehu: „Dua“ nimmt seinen Ausgang von der Idee der Hochzeit, dieser Riesen-Party, die in meiner Heimat Albanien ein großer Teil der Zeremonie selbst ist. Ich habe mich gefragt, was diese Feierlichkeit überhaupt wirklich beinhaltet, worum es eigentlich geht. Zuerst ist es natürlich die Feier einer Beziehung, dieser Verbindung zweier Menschen und ihr Versprechen, für immer zusammenzubleiben. Aber was bedeutet das eigentlich – für immer mit jemandem zusammen zu sein? Das ist auch der Grund, warum Dua so viele unterschiedliche Stimmungen hat. Mal ist es dunkel, mal hell und nimmt die Zuschauer mit auf eine Achterbahn der Emotionen: Sehr leichte, feierliche Orchestermusik steht in harschem Kontrast zu düsteren Räumen und weniger erfreulichen Energien.
Wie beeinflussen aktuelle soziale oder politische Vorgänge deine künstlerische Praxis?
Taulant Shehu: Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch ganz leicht davon beeinflusst werden kann, wovon er oder sie umgeben ist. Ich selbst lasse mich von allem inspirieren, was ich erlebe, und versuche gleichzeitig immer wieder außerhalb der gewohnten Grenzen zu denken – um meine Arbeit so bunt wie möglich zu gestalten.
Was bedeutet Zusammenarbeit für dich?
Taulant Shehu: Ich arbeite sehr eng mit der Musik zusammen, die ja von Arne Stevens extra für uns komponiert wurde. Tanz zu choreografieren bedeutet für mich, die richtige, komplexe Mischung aus den Bewegungen der Tänzer, der Musik und meinen eigenen Ideen zu finden – und dass alles wie ein großes Puzzle zusammenzusetzen. Bisher habe ich in all meinen Stücken mit Arne zusammengearbeitet, aber in „Dua“ wird diese Arbeitsbeziehung auf ein neues Level gehoben, sie scheint komplexer zu sein. Dieses Stück trägt uns durch all diese verschiedenen Emotionen und Energien, sodass es extrem schwierig ist, die richtige Balance zu finden. Trotzdem bin ich mir sicher, dass wir eine harmonische Choreografie schaffen können, die nicht nur auf uns so wirkt, sondern auch auf unser Publikum.