(c) Charlotte Simon

Resident des Geheimen Salon April 2019

 

Alter, Wohnort, liebste Synthese Form?

 

Wohnort Kanazawa, Japan

Ich benutze gerne FM-Synthese und Sound-Sampling. Dabei gebrauche ich verschiedene Geräte, sowohl analoge und wie digitale, Hardware und Software. Egal welche Geräte ich benutze, schließlich geht es mir immer darum eigene Töne zu finden.

Erkläre der Person, die dies hier liest, wie es klingt was du produzierst.

 

Im Mousonturm werde ich die Performance “100 KEYBOARDS” zeigen. In ihr geht es um die körperliche Erscheinung von Klang, durch die Interferenz von Tönen und das Hervorrufen eines Moiré-Effekts durch Resonanzen. Im Zentrum stehen dabei 100 billige Spielzeugkeyboards, die mit Batterie betrieben werden. Die magischen Schwingungen entstehen gerade durch ihre einfache Technik. Wenn akustische Schwingungen mit gleicher Frequenz in unterschiedliche Richtungen übertragt werden entsteht ein Schall, der sich auf komplexe Weise verbreitet. Auf diesem Phänomen baut „100 KEYBOARDS“ auf. „100 KEYBOARDS“ ist aber nur eine meiner Arbeiten. Ich entwickle Installationen, die Sound und Sprache nutzen, Arbeiten, die auf eine feste Komposition aufbauen oder frei improvisiert sind. Dabei nutze ich nicht nur elektronische Musik sondern beziehe auch akustische Instrumente und Spielzeuginstrumente ein. Website

Die Komponistin Pauline Oliveros sagte einmal: „Ich arbeite schon eine ganze Weile nicht mehr mit musikalischen Ideen. Ich arbeite an meinem Bewusstseinszustand. Und das Ergebnis dieses Zustandes ist Musik.“ Womit und woran arbeitest du?

 

In ihrem Buch “Sonic Mediation” schrieb Oliveros, dass ihre Arbeitsweise nicht auf kompositorischen Methoden beruht, sondern vielmehr auf einem reflexiven Hinhören. Dabei arbeitet sie besonders an der Wahrnehmung der Töne, die sich in ihrer Umwelt artikulieren. Ich arbeite weder mit musikalischen Ideen noch an einem besonderen Bewusstseinszustand.

Ich begann Musik mit dem Computer zu produzieren als ich noch Teenager war. Die Technik entwickelte sich und machte die komplexere Verarbeitung von Klangmaterial auf dem Computer, die Kodierung und Dekodierung von Information, möglich. Gleichzeitig begann ich, mich für die physischen Aspekte von Klang zu interessieren. Ich spielte mit experimentellen japanischen Noise-Bands wie Boredoms, Masonna, Solmania. Von Anfang an ist meine Musik als von zwei total entgegengesetzten Interessen beeinflusst worden. Mich interessiert Musik, die über den Rahmen konventioneller Kompositionen und spezifischer Bewusstseinszuständen, hinausgeht. Ich stelle mir Musikproduktion in Analogie zu den detaillierten Blicken des Fotografen Andreas Gursky und zu den radikalen und rohen Aktionen der bildenden Künstler Albert Oehlen oder Martin Kippenberger vor.

Womit wirst du die nächsten 4 Wochen während Deiner Residenz verbringen?

 

Das Residenz-Programm bietet mir die Gelegenheit, anders zu arbeiten als in Kanazawa. Ich such nach einer neuen Methode um elektronische Musik zu produzieren. Das Ergebnis wird beim Frankfurter Musiklabel MMODEMM als Kassette veröffentlicht. Parallel arbeite ich an einer Koproduktion mit dem Berliner Musiker Jan Jelinek die im April bei faitiche  erscheint und an einer anderen Zusammenarbeit mit dem japanischen Künstler Minoru Sato-m/s beim Meeuw Muzak, die in Brüssel veröffentlicht wird.