Mon. 09.03.2015

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Glaube, Hoffnung und Liebe geben sich ein Stelldichein im Mousonturm. Doch die Größte unter ihnen ist die Liebe, und dazu hat Angélica Liddell einige Fragen an Gott. Wir freuen uns, die spanische Autorin, Regisseurin und Performerin nun erstmals in Frankfurt vorstellen zu können – mit ihrer neuen, vom Mousonturm koproduzierten Arbeit Primera carta de San Pablo a los
Corintios. Cantata BWV 4, Christ lag in Todesbanden. Oh, Charles! (Der erste Brief des Paulus an die Korinther. Kantate BWV 4, Christ lag in Todesbanden. Oh Charles!) als Erstaufführung im deutschsprachigen Raum (16./18.4.). Bekannt für ihre sensationellen, markerschütternden Monologe, in denen sie ihren Körper, ihre Sprache und ihre Persönlichkeit auf radikale Weise ein- und aussetzt, angreifend und anrührend zugleich, hat sich Angélica Liddell in den vergangenen Jahren mit Einladungen zum Festival d’Avignon, den Wiener Festwochen, den Berliner Festspielen, oder dem Pariser Théâtre de l’Odéon an die Spitze europäischer Bühnenkunst gespielt.

Auch die amerikanische Tänzerin und Choreografin Meg Stuart ist bekannt für extreme, scho-nungslose Arbeiten. Sie zählt zu den wichtigsten Protagonistinnen der internationalen Tanzszene und kehrt nach sieben Jahren mit ihrer Kompanie Damaged Goods und ihrem preisgekrönten Stück VIOLET (21./22.4.) an den Mousonturm zurück. Darin schaffen fünf Tänzer ein durch Bewegung und Musik aufgeladenes energetisches Terrain der Möglichkeiten. Zur suggestiv-treibenden Live-Musik des Drummers und Komponisten Brendan Daugherty entsteht ein Wirbel dynamischer Bewegungsmuster und kinetischer Skulpturen, der immer neue Details einer fragilen „Condition Humaine” offenbart und sich in heftigen physischen Zuständen entlädt – laut, mitreißend, heftig und intensiv.

Rabih Mroué aus Beirut ist ein Grenzgänger zwischen den Künsten und mäandert in seinen Ar-beiten stets zwischen Fakt und Fiktion. Vor dem Hintergrund der Situation im Nahen Osten, im Libanon und in Syrien, interessiert er sich besonders für den Stellenwert von Medienbildern und deren Einfluss auf das Verhältnis von politischer Öffentlichkeit und subjektivem Erleben. Diese beiden Ebenen verschränkt er auch in seiner jüngsten, meisterhaften Performance
Riding on a cloud (25./26.4.). Mroués Bruder Yasser wurde im libanesischen Bürgerkrieg verletzt und verlor seine Fähigkeit, richtig zu sprechen. In der Folge begann er Videofilme zu drehen, die er nun gemeinsam mit seinen Erzählungen live auf der Bühne zu einem subjektiven Bild der politischen Entwicklungen im Libanon verwebt. Am Vorabend (24.4.) stellt Mroué persönlich drei eindrucksvolle Videoworks vor – On three posters (2004), Pixelated Revolution (2012, über syrische Demonstranten, die mit ihren Handys Scharfschützen ins Visier nahmen und dafür mit dem Leben bezahlten), Duo for two missing persons (2013).

Zum Monatsende warten wir mit einem besonderen Ereignis auf: Zum ersten Mal ist das internati-onale Festival für digitale Kunst und Kultur NODE Forum for Digital Arts (27.4.-3.5.) im Mousonturm und in der Naxoshalle zu Gast. 2015 steht es unter dem Leitmotiv Wrapped in Code – The future of the informed body. Im Fokus der Beiträge aus Design, Kunst, Kultur und Wissenschaft steht die voranschreitende Verschmelzung des menschlichen Körpers mit digitalen Maschinen. Über 40 Programmier-Workshops bieten in der Naxoshalle ein praktisches Forum für Experimente mit digitalen Technologien. Parallel dazu wird der Mousonturm rund um das Leitmotiv mit Vorträgen, Konzerten, Performances und der Ausstellung The informed body sieben Tage lang zur Bühne und zum Diskussionsraum für Entwürfe der Zukunft, des vernetzten Körpers und der Interpretation digitaler, interaktiver Medien. Am 27. April wird das NODE Festival im Mousonturm von Kulturdezernent Felix Semmelroth eröffnet. Anschließend zeigt u.a. der österreichische Medienkünstler Ulf Langheinrich seine mit Licht, Klang und 3D-Projektionen realisierten Tanzperformance Movement C.

Das vollständige NODE-Programm finden Sie unter http://node15.vvvv.org.
Eine Pressemitteilung zu NODE folgt.

Dank Smartphone und Selfie schauen wir stets uns selbst an, unser Gesicht ist Aushängeschild, Projektionsfläche und Marke. Wir veröffentlichen es, es wird aufgezeichnet und gelesen. Wir suchen es zu wahren, und verlieren es. In ihrer choreografischen Performance
Blickfeld (17.-19.4., HTA-Produktion) im Frankfurt LAB nehmen sich die Tänzerinnen und Choreografinnen Larissa Bischoff, Ksenia Ravvina und Kristina Veit des Gesichtes an, seines Exponiert- und Ausgesetzt-Seins, und befragen Momente des Blickes und der Sichtbarkeit.

Lesungen und Konzerte

Im Brennpunkt des Nahost-Konflikts beginnt auch Lizzie Dorons neuer Roman Who the Fuck Is Kafka? (8.4., Lesung des Hessischen Literaturforums im Mousonturm). Ist der Mann auf dem Podium einer israelisch-palästinensischen Konferenz neben ihr ein arabischer Selbstmordattentäter? Zwischen der Schriftstellerin, die den Holocaust im Gepäck hat, und dem Journalisten Nadim, auf dem die Katastrophe des 48er-Krieges lastet, entwickelt sich eine wechselvolle von Vorurteilen begleitete Freundschaft.

Mit seinen Texten für das Magazin der Süddeutschen Zeitung, vom berühmten Kleinen Erzie-hungsberater bis hin zu Das Beste aus aller Welt ist ist Axel Hacke zum beliebtesten deutschen Kolumnisten avanciert. Er liest aus seinem neuen Werk Das kolumnistische Manifest – Das Beste aus 1001 Kolumnen (13.4.) bekannte und neue Texte.

In der Reihe flausch & fiktion des Hessischen Literaturforums liest Inger-Maria Mahlke aus Wie Ihr wollt (23.4.). 1571: Elisabeth I. herrscht, und Mary Grey steht seit Jahren unter Hausarrest, sie ist 26 Jahre alt, kleinwüchsig hat keine Geduld mehr und erhebt Anspruch auf den Thron und will die Kontrolle über ihr Leben zurück. Inger-Maria Mahlke legt einen so packenden wie komischen Roman über Macht und Willkür vor, der sich als historischer Stoff verkleidet und doch von unserer Gegenwart erzählt.

Der Singer und Songwriter Scott Matthew This Here Defeat Tour 2015 (9.4.) hat sich für die klangästhetische Reduktion entschieden, für minimale Begleitungen seiner Stimme mit Cello, Kla-vier, Ukulele und Akustikgitarre, auf seinem fünften Album This Here Defeat erweitert um sparsa-me E-Gitarren, Drums und elektronische Effekte. Sein Thema aber bleibt die Liebe.

Vielen bekannt ist der kanadische Musiker Daniel Lanois The Flesh and Machine Tour 2015 (Support: Rocco DeLuca) (12.4.) für seine Produktionen legendärer Alben von U2, Bob Dylan, Brian Eno, Willie Nelson und Neil Young, für deren atmosphärischen Sound er steht. Doch über-raschte er auch mit spannenden Alben und Live Shows und produzierte abseits aller Hypes wahre Kleinode mit Blues- und Folk-Anleihen und brachte als Protegé Brain Enos‚ Ambient‘ in neue Sphären.

In der Reihe flausch & fiktion des Hessischen Literaturforums liest Inger-Maria Mahlke aus Wie Ihr wollt (23.4.) 1571: Elisabeth I. herrscht, und Mary Grey steht seit Jahren unter Hausarrest, sie ist 26 Jahre alt, kleinwüchsig hat keine Geduld mehr und erhebt Anspruch auf den Thron und will die Kontrolle über ihr Leben zurück. Inger-Maria Mahlke legt einen so packenden wie komischen Roman über Macht und Willkür vor, der sich als historischer
Stoff verkleidet und doch von unserer Gegenwart erzählt.

Programm April 2015 – Terminübersicht

Troubleyn / Jan Fabre (BE)
Drugs kept me alive
Di. 31.3. / Mi. 1.4., 20.00 Uhr
CHOREOGRAFIE / PERFORMANCE – Saal
Mi. 1.4. Künstlergespräch im Anschluss an die Aufführung

Hessisches Literaturforum
Lizzie Doron (IL)
Who the Fuck Is Kafka?
Mi. 8.4., 20.00 Uhr
LESUNG – Studio 1
Moderation und Übersetzung: Mirijam Pressler

Scott Matthew (AU)
This Here Defeat Tour 2015
Do. 9.4., 21.00 Uhr
KONZERT – Saal unbestuhlt

Daniel Lanois (CA)
The Flesh and Machine Tour 2015
Support: Rocca DeLuca (US)
So. 12.4., 21.00 Uhr
KONZERT – Saal unbestuhlt

Axel Hacke (DE)
Das kolumnistische Manifest – Das Beste aus 1001 Kolumnen
Mo. 13.4., 20.00 Uhr
LESUNG – Saal bestuhlt

Erstaufführung im deutschsprachigen Raum
Angélica Liddell (ES)
Primera carta de San Pablo a los Corintios. Cantata BWV 4, Christ lag in Todesbanden.
Oh, Charles! (Der erste Brief von Paulus an die Korinther. Kantate BWV 4, Christ lag in
Todesbanden. Oh Charles!)
Do. 16.4. / Sa. 18.4., 20.00 Uhr
PERFORMANCE / THEATER – Saal
Do. 16.4., 19.30 Uhr Einführung, Foyer
Frankfurt LAB, Schmidtstraße 12
Larissa Bischoff (DE), Ksenia Ravvina (DE), Kristina Veit (DE)
Blickfeld
Fr. 17.4. – So. 19.4., 19.30 Uhr
PERFORMANCE / CHOREOGRAFIE / HTA (Hessische Theaterakademie)
Sa. 18.4., 18.30 Uhr Warm-up
So. 19.4., Künstlergespräch im Anschluss an die Aufführung

Meg Stuart / Damaged Goods (BE)
VIOLET
Di. 21.4. / Mi. 22.4., 20.00 Uhr
CHOREOGRAFIE / TANZ – Saal
Di. 21.4., Künstlergespräch im Anschluss an die Aufführung
Mi. 22.4., 19.00 Uhr Warm-up

flausch & fiktion
Inger-Maria Mahlke (DE)
Wie Ihr wollt
Do. 23.4., 20.00 Uhr
LESUNG – Lokal im Mousonturm

Rabih Mroué (LB)
Videoworks
Fr. 24.4., 20.00 Uhr
VIDEO LECTURE – Saal
Für Inhaber eines Riding on a cloud -Tickets Eintritt frei

Rabih Mroué (LB)
Riding on a cloud
Sa. 25.4., 20.00 Uhr, So.26.4. 18.00 Uhr
PERFORMANCE – Saal
Sa. 25.4., Künstlergespräch im Anschluss an die Aufführung

NODE15 Forum for Digital Arts
Wrapped in code – The future of the informed body
Mo. 27.4. – So. 3.5.

Weitere Informationen und Fotos zum Download finden Sie auf www.mousonturm.de.
Eine sonnige Woche wünscht mit herzlichen Grüßen

Künstlerhaus Mousonturm

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