Thu. 13.12.2012

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen,

wenn es um die kommende Generation freier Theaterkünstler geht, führt kein Weg an Hessen vorbei – das stimmt zumindest für drei der sieben Formationen, die im Rahmen des aktuellen Freischwimmer-Festivals ihre Uraufführungen präsentieren: Giesche X Hermsdorf, Luise Voigt und Lukas und, die alle im Rahmen der Hessischen Theaterakademie ausgebildet wurden.

Bereits seit 2004 wird das Festival von den Berliner Sophiensælen, Kampnagel Hamburg, dem FFT Düsseldorf, dem Koproduktionshaus brut in Wien und der Gessnerallee Zürich gemeinschaftlich kuratiert und produziert. Es ist Werft und Landungsbrücke für ein kommendes Theater und sein Publikum. Für viele inzwischen international erfolgreiche Gruppen war Freischwimmer ein wichtiger Schritt hin zur überregionalen Wahrnehmung ihrer Arbeit.

Zum ersten Mal ist nun auch der Mousonturm dabei und präsentiert sieben Projekte, die unter gleichen organisatorischen Bedingungen und im Rahmen der inhaltlichen Programmatik der Gastgebertheater entwickelt wurden. Wir würden uns freuen, wenn Sie das erste Freischwimmer-Festival am Mousonturm begleiten würden und nehmen Ihre Akkreditierungen (an gabriele.mueller@mousonturm.de) gern entgegen.

FREISCHWIMMER 2012/13
Verwerte Dich!
Neues aus Theater, Performance und Live Art

Machen wir uns keine Illusionen. Die neoliberale Verwertungsgesellschaft ist schon lange in der Kunst angekommen. Nicht nur im engeren Sinne der Urheberrechtsdebatte, sondern auch in den Bedingungen der Kunstproduktion. Während die künstlerische ICH-AG unter dem ökonomischen Aspekt den Beigeschmack der Fremd- und Selbstausbeutung hat, ermöglicht sie im künstlerischen Sinne jedoch ein differenziertes „Sich-Einbringen“, sie kann Prozesse in Gang setzen, aus denen sich ein inhaltlicher Mehrwert ergibt. Im Sinne der diesjährigen Freischwimmer-Projekte heißt das konkret: Flieht, brecht aus, segelt los aus diesem System! Nutzt das Humankapital für sinnvolle Zwecke! Verbrennt singend in der Arbeit! Die Ausbeutung fängt schon in der Küche an. Nichts ist nur schwarz oder weiß. Seid ungerecht in der Kritik und spielt mit den Zeichen, Logiken und Systemen!

Freischwimmer 2012/13. Neues aus Theater, Performance und Live Art ist ein Gemeinschaftsprojekt von Sophiensæle Berlin, FFT Düsseldorf, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main, Kampnagel Hamburg, brut Wien und Theaterhaus Gessnerallee Zürich * Dramaturgie: Marcus Droß, Christiane Kretschmer, Haiko Pfost, Christoph Rech, Anna Teuwen, Kathrin Veser * Produktionsleitung: Marc Pohl * Produktionsassistenz: Nora Perseke. Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds, der Kulturabteilung der Stadt Wien, des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur Österreich, der Stadt Zürich Kultur, von Migros Kulturproduzent, der Fachstelle Kultur Kanton Zürich, der Pro Helvetia Schweizer Kulturstiftung, der Kulturbehörde Hamburg, der Hamburgischen Kulturstiftung, des Kulturamts der Landeshauptstadt Düsseldorf und der Stiftung van Meeteren Düsseldorf.

www.freischwimmer-festival.com

Giesche X Hermsdorf (D)
Black or White
Fr. 11.1. * Sa. 12.1., 20.00 Uhr
PERFORMANCE
Zu viel: Zu viel Material. Zu viel Text, zu viel Bild, zu viel Musik. Erschöpft lehnt man sich zurück, um schließlich zu erkennen, dass diese Informationsflut nicht zu verarbeiten ist, jetzt nicht, nie. Wie soll man in einer Zeit, in der Zusammenhänge immer komplexer und unüberschaubarer werden und der Ruf nach Einfachheit immer lauter wird, noch Entscheidungen treffen? Wie differenzieren? Alexander-Maximilian Giesche und Lina Hermsdorf sagen in ihrer Performance der Dauerreizüberflutung den Kampf an. Es gilt im Vergnügungspark der Oberflächen endlich einmal aufzuräumen und dabei der Isolation mit dem Versuch der Kommunikation entgegenzutreten.

Joonas Lahtinen u.a. (AT)
Ein.Küchen.Bau
Performance: Fr. 11.1., 19.00 Uhr
Installation: Fr. 11.1. — So. 13.1. *
Mi. 16.1. — Sa. 19.1., ab 18.00 Uhr
Intervention: Fr. 11.1. — So. 13.1. *
Mi. 16.1. — Sa. 19.1., ab 19.30 Uhr
PERFORMANCE / INSTALLATION / INTERVENTION
Mit ihrer „Frankfurter Küche“ wurde die Architektin Margarete Schütte-Lihotzky zur Mutter aller modernen Einbauküchen. Stand das Original von 1926 noch für hehre emanzipatorische Ziele, erkundet Joonas Lahtinen mit audiovisuellen Materialien die ästhetischen und politischen Dimensionen des heutigen Massenprodukts. Die interaktive Inszenierung seiner Einbauküche eröffnet ungewohnte Blicke auf alltägliche Routinen und industrielle Normen. Die Aufbauperformance von Ein.Küchen.Bau zur Festivaleröffnung huldigt der Rationalisierung bis die Akku-Schrauber glühen. Jeden weiteren Festivalabend nutzt der Performer seine Installation, die während des gesamten Festivals öffentlich zugänglich bleibt, für die Zubereitung kontroverser Küchendiskurse und delikater Fertiggerichte.

Luise Voigt (D)
Ausbrennen — Songs von der Selbstverwertung oder Melodien für den Feierabend
Sa. 12.1., 21.30 Uhr * So. 13.1.,18.00 Uhr
PERFORMANCE / KONZERT / LIVE-HÖRSPIEL
Burnout – noch immer steigt die Zahl der von der Mode- oder Volkskrankheit Betroffenen. Die meisten von ihnen sind im leistungsfähigsten Alter. Die wirtschaftlichen Einbußen sind enorm. Experten streiten über Definitionen, Ursachen, Maßnahmen und Therapien. Die Berliner Regisseurin Luise Voigt folgt mit ihrem Team der Frage, welchen Stellenwert Arbeit im Leben hat, wie sie derart tief ins eigene Selbstverständnis eingreift. Die brennenden Arbeiter sind die Arbeiter von heute. Und brennen sie noch nicht, müssen sie sich entflammen. Ausbrennen – Songs von der Selbstverwertung oder Melodien für den Feierabend ist Konzert, Live-Hörspiel und Performance, ist ein Ringen um den Feierabend für brennende und ausgebrannte Einzelkämpfer, ist der Versuch eines neuen Arbeiterlieds. Musik! Musik!

Thom Truong (CH)
Invest in me! — Die Ästhetik des Glaubens die Welt verändern zu können
So. 13.1., 20.00 Uhr
PERFORMANCE / WERBE-VERKAUFS-VERANSTALTUNG
Es ist lange her, dass eine Bewegung von sich sagte, sie wolle und könne die Welt verändern. Nun gibt es wieder eine – sie nennt sich Sozial Entrepreneurs und will die Welt nicht kollektiv-politisch, sondern privat-unternehmerisch verändern. Die Social Entrepreneurs wollen nicht reden, sondern handeln! Sie sind in einem globalen Netzwerk organisiert und arbeiten in sogenannten Hubs, „dritten Räumen“, in denen die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmt. Das Schweizer Künstler-Duo Thom Truong bringt die Social Entrepreneurs mit Vertretern verschiedener Kunstdisziplinen zusammen, die sie auf ihren Überzeugungsauftritt vorbereiten. In Invest in me! betreten die Social Entrepreneurs dann die Bühne, um sowohl das Publikum als auch echte Investoren von ihren Visionen zu überzeugen. Beide sollen in sie investieren – Zeit und Geld.

Andrea Maurer & Thomas Brandstätter/studio 5 (AT)
meaning meaning
Mi. 16.1. — Sa. 19.1., 18.00, 19.00, 21.00 Uhr
PERFORMANCE
* 16. – 17.1., Saal; 18. – 19.1.
Unter dem Vorsitz von Gorilla, Mensch und Zukunftswesen lädt das Wiener studio 5 sein Publikum an den Verhandlungstisch. Es gilt, die konventionellen Bedeutungen der Dinge hinter sich zu lassen und über die Zukunft der Sprache nachzudenken. Bei dem Versuch, sich zu verständigen und eine gemeinsame Sprache zu finden, werden Alltagsgegenstände mit neuen Namen und Funktionen versehen, kuriose Apparaturen konstruiert und im Buchsta-benregen Gedichte vorgetragen. meaning meaning geht dem illusionären Charakter der Sprache auf den Grund. In Anlehnung an die experimentellen Arbeitsweisen verschiedener Avantgardedichter wie Velimir Chlebnikov, Raymond Roussel und Gertrude Stein werkelt studio 5 mit den Rohmaterialien der Sprache und rüttelt dabei verschmitzt am Gerüst ihrer Konventionen, bis die Buchstaben, Laute und Töne wortwörtlich hervorpurzeln.

Markus & Markus (D)
Polis3000: oratorio
Mi. 16.1. * Do. 17.1., 20.00 Uhr
PERFORMANCE / MULTI-MEDIA-ORATORIUM
„Wir sind Markus & Markus. Wir sind auch Jesus. Wir vollbringen Wunder und wir haben eine Mission. ChristInnen und Nicht-ChristInnen – in Polis3000 ist Platz für alle: Ihr seid unsere Schäfchen.“ Polis3000: oratorio ist der dritte Teil einer Serie, mit der das Hildesheimer Theaterkollektiv Markus & Markus der Absurdität der Welt beizukommen versucht. In Polis3000: autonomia erstatteten sie 2011 Anzeige wegen Titelhandels gegen Carsten Maschmeyer, den Gründer des AWD-Konzerns, und Wolfgang-Uwe Friedrich, den Präsidenten der Universität Hildesheim. Beim Berliner Theatertreffen konfrontierten sie in Polis3000: respondemus die Menschheit mit ihrer einseitigen Selbstdarstellung im Weltall. Jetzt wenden sie sich in Form eines multimedialen Oratoriums den institutionalisierten Formen der Religion zu. Ihre Polis3000 wird zu einer autonomen Enklave jenseits von Gut und Böse, in der die beiden Hochdruck-Performer ihre detailliert recherchierten Materialien in eruptierende Ereignisse mit theatralem Mehrwert verwandeln.

Lukas und (D)
… die keineswegs letzten Piraten
Fr. 18. 1. * Sa. 19.1., 20.00 Uhr
PERFORMANCE
„Wir versprechen aufrichtig, dass ein Schiff kommen wird: jedem seine Schaluppe. Das Schiff ist Ort der Hoffnung und des Neubeginns, ist Gefechtsschauplatz, Handelszone und Kreuzfahrttraum. Wir verlassen auf ihm das Festland der Tatsachen zugunsten des Meeres der Möglichkeiten und suchen unser Glück in der Weite, die bis zum Horizont reicht, hinter unseren Lidern. Die Krone verlachend segeln wir unter der Flagge der Unzähmbaren, bereit, Stürme zu besiegen, zu plündern, zu saufen und unsere Lager mit Gold und Geschichten zu füllen. Und wenn der Kopf fällt, sagen wir: Hoppla.“ Das Theaterkollektiv rund um den Hund Lukas lernte sich während des Studiums der Angewandten Theaterwissenschaft in Gießen kennen. Es interessiert sich für die technischen Rahmenbedingungen des Theaters und die ästhetischen Möglichkeiten, die sich aus dem praktischen Umgang mit den theatralen Produktionsmitteln ergeben – illusionärer Bühnenzauber inklusive!

GESAMTES PROGRAMM JANUAR 2013 – TERMINÜBERSICHT

ROTTERDAM PRESENTA (D)
Grand Slam
Di. 8.1., 20.00 Uhr
PERFORMANCE

VERENA BILLINGER (D)
First Life — ein Melodram
Di. 8.1. (Premiere), 21.00 Uhr * Mi. 9.1., 20.00 Uhr
TANZ/PERFORMANCE/SCHMACHTFETZEN

FESTIVAL FREISCHWIMMER 2012/13
VERWERTE DICH!

11.-19. Januar 2012
Das Freischwimmerprogramm ist zu Beginn der Pressemitteilung vollständig aufgeführt.

Im Rahmen der Frankfurter Positionen 2013 – eine Initiative der BHF-Bank-Stiftung:

SUPERAMAS (AT/F)
“THEATRE”
Fr. 25.1., 21.00 Uhr * Sa. 26.1., 20.00 Uhr
PERFORMANCE/3-D-ANIMATION
Sa. 26.1. Künstlergespräch im Anschluss an die Aufführung

RATIBOR – Ein Stück mit Musik/Tanz/Sprache
Ein Kindertanzprojekt von Tanzlabor_21 und der Tanzetage
Sa. 26.1. * So. 27.1., 18.00 Uhr
TANZ (für Kinder ab 6 Jahren)*
Liederbachhalle, Wachenheimer Str. 62, 65835 Liederbach am Taunus, € 5,–

KONZERTE:

GET WELL SOON (D)
The Scarlet Beast O‘Seven Heads – La Bestia Scarlatta Con Sette Teste
Mo. 21.1., 21.00 Uhr

PAUL BANKS (USA)
Mo. 28.1., 21.00 Uhr

Ausführliche Informationen und Fotos zum Download finden Sie auf unserer Webseite www.mousonturm.de.

Wir wünschen Ihnen eine angenehme Adventszeit,

Künstlerhaus Mousonturm

Pressekontakt Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main:

Gabriele Müller (Leitung PRÖ)
gabriele.mueller@mousonturm.de
Tel.: +49. 69. 40 58 95-41

Elke Lötterle (Akkreditierungen)
elke.loetterle@mousonturm.de
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Hanna Knell (Online Kommunikation)
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