Fri. 16.01.2015

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Februar im Mousonturm steht im Zeichen intensiven Tanzes mit Arbeiten bemerkenswer-ter internationaler Solisten und Choreografen: Die Neuseeländerin Simone Aughterlony, die Kanadierin Antonija Livingstone und der US-amerikanische Komponist Hahn Rowe erkunden in ihrem vom Mousonturm koproduzierten Stück Supernatural (11./ 12.2., deutsche Erstauf-führung) auf pinkem Terrain unter fluoreszierendem Himmel, nackt, eine unerforschte Wildnis, in der Haut, Holz, Blicke, Lust und die Schlagkraft einer Klinge sich zu einer elektrisierenden queeren Bewegungsrecherche aufladen.

Für ihr kraftvoll-konfrontatives „Beatmusical“ und Solo als unerschrockene Kunstfigur La Mula (14./15.2.) braucht die Meg-Stuart- und Cena-11-Tänzerin Anja Müller lediglich Schlagzeug, Bass und Mikrofon, um verwirrend aggressiv, dann wieder charmant, über Entsagung als künstlerisches Lebensprinzip nachzudenken und die alltägliche Jagd nach Poesie und Prestige, Entertainmentzwang und -drang in leidenschaftliche Rap-Beats zu fassen.

Mit drei Solostücken stellt sich im Februar auch der junge, international bereits mehrfach aus-gezeichnete brasilianische Tänzer und Choreograf Eduardo Fukushima in Frankfurt vor. Mit seiner intensiven Emotionalität und nach innen gerichteten, meditativ wirkenden Körperspra-che beeindruckt er mit einer außergewöhnlichen Bewegungsqualität und Bühnenpräsenz, die Sie unbedingt erleben sollten: In Como superar o grande cansaço (How to overcome the great tiredness), einer präzisen Studie über den Zustand völliger körperlicher Erschöpfung, verbindet Fukushima eindrucksvoll aggressiv-kantige und dynamisch-fließende Bewegungs-abläufe mit Fallbewegungen. Ausgangspunkt seines hoch konzentrierten Solos Entre contenções (Between Contentions), das wir als zweiten Teil des Abends (19.2.) zeigen, sind drei einfache Gesten, die nüchtern und ernst auf jenen Bereich „zwischen Auseinander-setzungen“ insistieren, in dem sich die Chance zu Kommunikation und Begegnung eröffnet. Als „gebeugter Mann“ Homem torto (Crooked Man) (21.2.) vollzieht Fukushima in seinem dritten Solo eine Passage durch die gesamte Länge des Raums und reflektiert in ihr präzise choreografiert das Verhältnis von Schwäche und Stärke, Schwerkraft und Aufrichtung. Das Stück entwickelte Fukushima 2013 in Taiwan als  Protégé der Rolex Arts Initiative mit seinem Mentor Lin Hwain Min, dem Choreografen des Cloud Gate Dance Theatre.
In der Uraufführung ihrer neuen, vom Mousonturm koproduzierten Choreografie Violent Event ˟ (6./ 7.2.) fordern Verena Billinger & Sebastian Schulz den Schutzraum des Theaters heraus und entwickeln, taktisch schonungslos und eskalationsverdächtig, Strategien zur Un-tersuchung von Gewaltbereitschaft. Sie erforschen die paradoxen Grenzen medialisierter und inszenierter Gewalt und versuchen herauszufinden, wie sich der Körper in den Kampf werfen lässt, ohne ihn zu opfern. Für ihre bisherigen Arbeiten wurde Verena Billinger und Sebastian Schulz der Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen 2014 im Bereich Theater verliehen.

Erwachsene und jugendliche Fans und Leser von George Orwells gleichnamigem weltbe-rühmten Roman wird Showcase Beat Le Mots Animal Farm (25./ 26.2.), ebenfalls eine Mousonturm-Koproduktion, mit einem anderen Ausgang überraschen: Mit einer verpatzten Revolution à la „Alle Tiere sind gleich, aber einige gleicher als andere“, mit der sich die Schweine die Herrschaft sicherten, wollen sich die Performance-Allstars nicht abfinden. Sie haben gründlich aufgeräumt, umdekoriert und leisten vergnügt Verdunklungsarbeit. Ausge-zeichnet mit dem JugendStückePreis beim Heidelberger Stückemarkt 2014!

Lässig, souverän und mit geradezu okkulter Hingabe widmet sich Chris Kondek sozusagen von Turm zu Turm im beliebten The Financial Cocktail Club. Third Instance: Animal
Spirits (4.2., Lokal im Mousonturm) wieder der Exegese von Draghis aktuellsten Euro-Beschwörungen, abschließendes Lümmeln im Niedrigzinssektor inklusive. Wie immer geht der erste Cocktail aufs Haus!

Abschließend sei auf drei Arbeiten hingewiesen, die in Kooperation mit der Hessischen Thea-terakademie entstanden sind: Carolin Millner versucht in ihrer Performance Von einem Land, das es nicht gab. (11./ 12.2.) aus der Biografie ihres Großvaters eine Essenz zu destillieren und erhält ein Puzzle aus utopischen Erinnerungen an ein Leben, das es so nie gegeben hat. In „Yours sincerely, …“ (19./ 21.2.) machen Romain Thibaud-Rose und Teresa Hoffmann sichtbar, welche Spuren das stete Gespräch unseres Körpers mit anderen in der Aneignung von Gesten wechselseitig hinterlässt. Vergangenes Jahr war Julia Blawert vom Frankfurter Osthafen aus mit ihrem Boot Cogo Ahoí (27./ 28.2.) sieben Monate und 3000 Flusskilometer unterwegs und gelangte bis ans Schwarze Meer. In ihrem performativen Rückblick zieht sie mit ihren Mitreisenden und vielen Fundstücken eine reiche Bilanz.


Lesung und Konzert

Aus ihrem neuen Roman Manchmal rot (23.2., Lokal im Mousonturm) liest die im Taunus lebende Schriftstellerin Eva Baronsky: Im Sog von Macht, Intrige, Millionen und einer Putzfrau, die ihr Gedächtnis verlor, entwickeln zwei Menschen, denen alle Gewissheiten abhanden ge-kommen sind, völlig neue Perspektiven.

Nach dem ersten Konzert am 31.1. abends bietet die Sonntagsmatinée (1.2.) nochmals die Gelegenheit,  das vielseitige Contrast Trio (Yuriy Sych, Pianist; Tim Roth, Bass und Martin Standke, Drums) mit ihrem cool angejazzten Pop, Techno und Hip Hop-Mix zu hören.

Programmübersicht Februar – Terminübersicht


Contrast Trio (UA/DE)
Sa. 31.1., 21.00 Uhr * So. 1.2., 11.00 Uhr Matinée
KONZERT, Lokal im Mousonturm

Chris Kondek (DE/US)
The Financial Cocktail Club
Third Instance:  Animal Spirits
Mi. 4.2., 20.00 Uhr
LECTURE-PERFORMANCE / DENKEN & TRINKEN, Lokal im Mousonturm

Verena Billinger (DE) & Sebastian Schulz (DE)
Violent Event ˟
Uraufführung Fr. 6.2., Sa 7.2., 20.00 Uhr
PERFORMANCE / CHOREOGRAFIE
Keine Sprachkenntnisse erforderlich
Mousonturm-Koproduktion
Warm-up, Sa. 7.2., 19.00 Uhr
Künstlergespräch Sa. 7.2. im Anschluss an die Aufführung

Carolin Millner (DE)
Von einem Land, das es nicht gab.
Mi. 11.2., Do. 12.2., 19.00 Uhr
THEATER / PERFORMANCE
In Deutsch
In Kooperation mit der Hessischen Theaterakademie (HTA)
Studio 1

Simone Aughterlony (NZ/CH), Antonija Livingstone (CA/DE), Hahn Rowe (US)
Supernatural
Deutsche Erstaufführung Mi. 11.2., Do. 12.2., 20.00 Uhr
PERFORMANCE / CHOREOGRAFIE
Mousonturm-Koproduktion
Keine Sprachkenntnisse erforderlich
Ab 18 Jahre
Künstlergespräch  Mi. 11.2. im Anschluss an die Aufführung * Moderation: Gerald Sigmund
Warm-up Do. 12.2., 19.00 Uhr

Anja Müller (DE)
La Mula. A Beatmusical
Sa. 14.2., 20.00 Uhr, So. 15.2., 18.00 Uhr
CHOREOGRAFIE / KONZERT
Mousonturm-Koproduktion
In Deutsch und Englisch
Saal
Künstlergespräch, Sa. 14.2., im Anschluss an die Aufführung
Warm-up, So. 15.2., 17.00 Uhr

 

 

Romain Thibaud-Rose (FR/DE)
„Yours sincerely, …“
Do. 19.2.,  Sa. 21.2., 19.00 Uhr
TANZ / CHOREOGRAFIE
Keine Sprachkenntnisse erforderlich
In Kooperation mit der Hessischen Theaterakademie (HTA)
Studio 1

Eduardo Fukushima (BR)
Como superar o grande cansaço (How to overcome the great tiredness) &
Entre Contenções (Between Contentions)
Do. 19.2., 20.00 Uhr
TANZ / CHOREOGRAFIE
Saal
Eduardo Fukushima (BR)
Homem torto (Crooked Man)
Sa. 21.2., 20.00 Uhr
TANZ / CHOREOGRAFIE
Saal

Eva Baronsky (DE)
Manchmal rot
Mo. 23.2., 20.00 Uhr
LESUNG / BUCHPREMIERE, Lokal im Mousonturm

Showcase Beat Le Mot (DE)
Animal Farm
nach dem Roman von George Orwell
Mi. 25.2., Do. 26.2., 20.00 Uhr
PERFORMANCE
In Deutsch und Englisch
Mousonturm-Koproduktion
Am Mi. 25.2. im Anschluss an die Aufführung Künstlergespräch
Saal

Julia Blawert (DE)
Cogo Ahoí
Fr. 27.2., Sa. 28.2., 20.00 Uhr
PERFORMANCE
In Deutsch und Englisch
In Kooperation mit der Hessischen Theaterakademie (HTA)
Studio 1 & 2

Weitere Informationen und Fotos zum Download finden Sie auf www.mousonturm.de.
Wir freuen uns auf Ihre Akkreditierungen und Ihren Besuch!

Herzliche Grüße
Künstlerhaus Mousonturm

—> download 150116_Programm_Februar.pdf