A screeching drill at a road construction site. Roaring drunks on the last underground train. The overload of acoustic and visual impressions when scrolling through social media. Or the endless jumble of thoughts in your own head that just won't stop. All of this is noise. Noise never really stops. In Paula Rosolen's latest work, three dancers seek a physical expression for this omnipresent phenomenon. The choreographer, now also acclaimed far beyond Frankfurt, asks to what extent noise reflects social and historical changes. Is it merely an expression of unrest and dissonance or is there more to it than that? And what can noise achieve? Rosolen's captivating choreography explores the tension between chaos and clarity, explosion and simplicity.
Infos
- Duration: approx 55 Minutes
- Language: no language skills required
- Note: very loud music is used at times
- 08.03. Artist talk afterwards
- 09.03. Cool-down afterwards
Accessibility
Accessibility of Location
Sponsors and Supporters
Künstlerische Leitung, Choreografie: Paula Rosolen
Konzept: Paula Rosolen, J.M. Fiebelkorn
Entwickelt mit und getanzt von: Daniel Conant, Ted Littlemore, Piaera Lauritz
Musik: Nicolas Fehr
Toningenieur & Video: Mauro Zannoli
Kostüme: Anika Alischewski, J.M. Fiebelkorn
Licht: Jimmy Kömpel
Choreographische Assistenz: Christopher Matthews
Outside Eye: Il-Jin Atem Choi, Peter Sampel, Christopher Matthews
Redaktion: Peter Sampel
Produktionsmanagement: Dominga Ortúzar Bullemor
Eine Produktion von Paula Rosolen / Haptic Hide, koproduziert mit dem Künstler*innenhaus Mousonturm im Rahmen der Tanzplattform Rhein-Main und Otto Productions. Gefördert durch den Fonds Darstellende Künste mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Mit der freundlichen Unterstützung von Tanzbüro München und La Ménagerie de Verre Paris im Rahmen des STUDIO LAB Residenzprogramms.
Haptic Hide erhält eine mehrjährige Förderung durch das Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main und wird im Rahmen des Artiste Accueilli-Programms vom CND – Centre national de la Danse in Pantin unterstützt.
Mit freundlicher Unterstützung des Freunde und Förderer des Mousonturms e.V.. Die Tanzplattform Rhein-Main, ein Projekt von Künstler*innenhaus Mousonturm und Hessischem Staatsballett, wird ermöglicht durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain und gefördert vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur und der Stiftungsallianz [Aventis Foundation, Crespo Foundation, Hans Erich und Marie Elfriede Dotter-Stiftung, Dr. Marschner Stiftung, ODDO BHF Stiftung, Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main].










Hinweis zu sensorischen Reizen
- Störgeräusche
- laute, sich wiederholende Geräusche
- phasenweise laute bis sehr laute Musik
- stroboskopartige und flackernde Lichteffekte
- hoher Schwarz-Weiß-Kontrast
- Einsatz von Theaternebel
- Gehörschutz ist für alle erhältlich
Biografien
Paula Rosolen studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt und absolvierte einen Master in Choreografie und Performance an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Sie ist erste Preisträgerin des internationalen Wettbewerbs Danse Élargie. Als Autorin, Choreografin und Regisseurin kreierte und inszenierte sie Performances an zahlreichen internationalen Theaterhäusern und Festivals, darunter Künstler*innenhaus Mousonturm, Tanzhaus NRW, HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste, Staatstheater Darmstadt, Kampnagel, Sophiensæle in Berlin, Théâtre de la Ville Paris, deSingel Arts Campus, Theaterfestival Basel, Festival Paris l'été, Espace 1789 und Dance New Air in Tokio. Zu ihren Produktionen gehören Aerobics! – A Ballet in 3 Acts (2015) – ausgewählt als herausragende Tanzproduktion für die Deutsche Tanzplattform 2016 –, Puppets (2016), PUNK‽ (2018), FLAGS (2020), 16BIT (2022) und Beat by Bits (2022). Sie war Gastregisseurin an der Oper Köln und choreografierte Orbis (2023) im Auftrag von Gießen Tanz am Stadttheater Gießen. Rosolen leitet Haptic Hide, eine Company mit Sitz in Frankfurt am Main und München, und erforscht derzeit choreografische Formate, die Bildende Kunst und Choreografie verbinden. Paula Rosolen erhielt diverse internationale Residenzaufenthalte, u.a. in der Villa Kamogawa in Kyoto und bei der Saison Foundation in Tokyo. Sie ist derzeit Trägerin des Hessische Kulturstiftung-Stipendiums für die Residenz am Cité International des Arts Paris. Sie unterrichtet Komposition, Improvisation und Repertoire an zahlreichen Institutionen im In- und Ausland.
Juan M. Fiebelkorn studierte Elektrotechnik sowie Schauspiel und Performance an der Universität von Buenos Aires und Dokumentarfilm an der Universität Madres de Plaza de Mayo. Fiebelkorn arbeitete als Bühnenbildner, Regieassistent und Kameramann und gründete die Firma DIGINEMA, mit der er Filmaufnahmen und -restaurierungen durchführte und ein neues Aufnahmesystem entwickelte. Seit 2010 arbeitet er als Kostüm- und Bühnenbildner sowie als wissenschaftlicher und künstlerischer Kollaborateur mit Paula Rosolen an allen ihren Produktionen.
Daniel Conant ist kanadischer Tänzer und Choreograf mit Wohnsitz in Berlin. Seit seinem Abschluss an der London Contemporary Dance School und der Codarts University of the Arts hat er in ganz Europa für Künstler*innen wie Moritz Ostruschnjak, Simone Forti, Paula Rosolen und Alexandra Pirici performt. Als Choreograf erforscht Daniel die Schnittstelle zwischen Tanz und Digitalität und hinterfragt die Rolle des „Live-Erlebnisses“ in zeitgenössischen Performances. Seine neueste Kreation, BEAUTIFUL, wird 2025 beim DDD Festival in Porto uraufgeführt, gefolgt von Tender Riot beim GUIdance Festival 2026. Im Jahr 2022 wurde er von Der Theater Verlag zum Tänzer des Jahres ernannt.
Piaera Lauritz ist australische Tänzerin, Choreografin und Tanzfilmerin mit Wohnsitz in Paris. Sie hat einen BFA in Tanz vom Victorian College of the Arts (AUS). Im Laufe ihrer Karriere hat sie mit einer Vielzahl von Choreograf*innen zusammengearbeitet, darunter Alisdair Macindoe (AUS), Bela & Côme (FR) und Rhys Ryan (AUS). Ihre Filme wurden auf Festivals in über acht Ländern gezeigt – ihr Werk Like a Less Dense Brick (2019) gewann den Preis für den besten Film beim Multiplié Dance Film Festival in Norwegen. Sie tanzte in der Pariser Version von Paula Rosolens Beat By Bits (2023 & 2024) und freut sich, erneut mit ihr für NOICE/NOISE zusammenzuarbeiten.
Ted Littlemore ist ein in Berlin lebender kanadischer Künstler und Choreograf, der sich auf die Verbindung von Tanz, Musik und Drag spezialisiert. Seine künstlerische Laufbahn begann er mit drei Jahren am Klavier. An der McGill University in Montreal studierte er Psychologie, Musiktheorie und Wirtschaftswissenschaften und trat in den Genres Klassik, Jazz und Folk als Pianist, Akkordeonist und Sänger auf. Nach seiner Ausbildung im zeitgenössischen Tanz bei Modus Operandi in Vancouver tanzte und choreografierte Ted in Kanada, den USA und Europa. Dabei lässt er sich oft von seiner Drag-Persona Mila Dramatic inspirieren. Zudem kreiert er Werke über seine eigene Kompanie CAMP.
Nicolas Fehr (1989 in Frankfurt/Main) arbeitet an der Schnittstelle von Musik, Performance und bildender Kunst. Er studierte Medienkunst und Szenografie an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe sowie Freie Kunst an der Hochschule für Künste Bremen. Als Komponist und Performer ist er in verschiedenen Tanz-, Theater- und Musikprojekten aktiv. Er veröffentlicht Musik sowohl unter eigenem Namen als auch mit seinen Bands ooi und Group Hug. Seine raumgreifenden Mixed-Media-Installationen wurden unter anderem in der Kunsthalle Düsseldorf, der Weserburg Bremen sowie im Brücke-Museum Berlin gezeigt.
Mauro Zannoli, in Buenos Aires geboren, ist ein Komponist, Klang- und Medienkünstler mit Wohnsitz in Brüssel. Seine künstlerische Arbeit erstreckt sich über ein breites Spektrum an Ausdrucksformen, darunter immersive audiovisuelle Installationen, Performances und Musikkompositionen. Mithilfe eigens entwickelter Software, mehrkanaliger Soundsysteme, Licht, Video und wissenschaftlicher Konzepte schafft er technologische Umgebungen, die das Publikum in eine multidimensionale Sinneserfahrung eintauchen lassen.
Anika Alischewski, geboren in Wuppertal, ist Maskenbildnerin an der Oper und am Schauspiel Frankfurt. Mit Paula Rosolen verbindet sie eine kontinuierliche Zusammenarbeit. Sie entwickelte bereits die Kostüme und Maske bei den Produktionen Aerobics – ein Ballett in 3 Akten, Puppets und 16BIT.
Christopher Matthews ist ein preisgekrönter Choreograf, Performer, bildender Künstler und Kurator aus den USA, der in London lebt. Seine Arbeiten thematisieren Zuschauerschaft, Kritik, Geschlecht, Körperbild, Queerness und die Verbindung von Klassik und Gegenwart. Er hat einen BFA von der NYU Tisch School of the Arts und einen MA in Choreografie von Trinity Laban. Seine Werke wurden an zahlreichen Orten international gezeigt. 2024 wurde er zum Blue Chip Finalist ernannt. Als Performer arbeitet er mit Trajal Harrell zusammen und wirkte in Filmen wie Wicked und The Magic Faraway Tree mit.
Il-Jin Atem Choi, geb. in Moers, ist Künstler und lebt in Frankfurt/Main und Leipzig. Er studierte zunächst International Business Studies (M.Sc.) an der Universität Maastricht, bevor er von 2012 bis 2017 als Meisterschüler bei Prof. Tobias Rehberger an der Hochschule für Bildende Künste–Städelschule in Frankfurt tätig war. Von 2017 bis 2020 arbeitete er dort als künstlerischer Koordinator und Assistent des Rektors Prof. Philippe Pirotte. Seit 2024 ist er Geschäftsführer der Galerie Intershop auf dem Spinnereigelände in Leipzig. Er erhielt zahlreiche Stipendien, u.a. das Künstlerstipendium der Stiftung Kunstfonds und die Förderung der Pollock-Krasner Foundation.
Peter Sampel arbeitet als freischaffender Tanz- und Theaterdramaturg sowie Journalist in München. Er studierte Theaterwissenschaft an der LMU München und absolvierte den Master Dramaturgie an der Theaterakademie August Everding. Seit 2019 gehört er zum künstlerischen Team des DANCE-Festivals München und verantwortet dort dramaturgische und redaktionelle Aufgaben. In der Spielzeit 2023/24 war er bei K3 Tanzplan Hamburg für den Programmbereich Vermittlung verantwortlich. Zudem ist er Teil des Redaktionsteams von tanznetz.de, Mitglied der Jury für die freie Tanzförderung Münchens und moderiert diverse Gesprächsformate im Tanzbereich.
Interview
Interview
Peter Sampel: In „Noice/Noise“ tauchst du ein in ein allgegenwärtiges aber abstraktes Phänomen. Worin bestehen dein Interesse und deine Motivation, dich choreografisch mit „Lärm“ auseinanderzusetzen?
Paula Rosolen: Angesichts des immer stärker werdenden Aufkommens totalitärer und nationalistischer Tendenzen, all der Überladung mit (Fake-)News und spätestens seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine mit dem damit verbundenen Wandel in Bezug zu Aufrüstung und militaristischer Sprache scheint mir die Welt unglaublich laut geworden zu sein. Dazu kommen die Schnelllebigkeit und die Überladung an Eindrücken durch Social Media, wodurch wirkliche Stille eigentlich eine Utopie geworden ist. Das Thema „Noise“ ist dabei gar nicht so abstrakt, sondern vielmehr subjektiv. Es hat eine persönliche, gefühlsbasierte aber auch eine gesellschaftliche Dimension. Es hat mich interessiert, choreografische Metaphern zu finden, um diese vielfältigen Erscheinungsformen von Lärm auszudrücken.
PS: Wie arbeitest du mit deinen Tänzer*innen an „Noice/Noise“ ? Wie sieht die Reise von den besprochenen Inspirationsquellen bis zur fertigen Choreografie aus?
PR: Meine Stücke basieren in der Regel auf umfangreichen Materialrecherchen, die den Kern der Arbeit bilden. Ich erstelle eine Art Archiv. Dann folgt ein Ping-Pong-Spiel. Gemeinsam mit den Tänzer*innen entwickeln wir ein Bewegungsvokabular, das die Art und Weise darstellt, wie wir uns in diesem speziellen Stück bewegen werden. Das Bewegungsvokabular wird um spezifische Aufgaben herum weiterentwickelt und bereichert, gefolgt von angeleiteten Improvisationen. Dabei ist die Improvisation als solche ein Werkzeug; spannende Elemente werden gesammelt, modifiziert und in Szenen verwandelt. Auf der Bühne wird nie improvisiert, es handelt sich um eine streng geschriebene Choreografie.
PS: Welche Rolle spielt die Musik in „Noice/Noise“ ?
PR: Die Musik agiert gleichwertig zum Bühnenbild und zur Choreografie. Im Kontext dieser Arbeit drängt sich das besonders auf. Eine Inspirationslinie war u.a. die Biografie Bela Bartoks. Der ungarische Komponist hatte nach seiner Flucht nach New York angesichts des Stadtlärms große Probleme beim Komponieren, was sich im radikalen Wandel seines Spätwerks stark äußert. Die Musique concrète finde ich spannend, weil sie die Grenzen von Musik ausreizt und die Frage stellt: Was kann alles Musik sein? Davon ausgehend kann man auch fragen: Was kann alles Tanz sein?
PS: Uns geht es nicht nur darum, ‚Noise‘ musikalisch und atmosphärisch zu erzeugen. Vielmehr arbeiten der Musiker Nicolas Fehr und der Toningenieur und Videomacher Mauro Zannoli auch daran, die Idee von Bewegung in Klang zu übersetzen.
PR: Im Umgang mit Musik und Choreografie möchten wir auch mit Kontrasten arbeiten und mit Stille. Denn „Noise“ bedeutet nicht immer Krach. Es kann auch um Rhythmus und Fragmentierung oder die Dehnung von Zeit gehen. Um auf diese vielfältigen Dimensionen von „Noise“ Bezug zu nehmen, haben wir uns auch für den englischen Titel entschieden, weil er anders als in anderen Sprachen weitgefasster und nicht nur abwertend verwendet wird. „Noise“ kann auch „nice“ sein.