Wie lässt sich die eigene Aufstiegsbiografie erzählen, ohne sich selbst zum Aushängeschild einer vermeintlichen Chancengleichheit zu stilisieren? Wie viel gibt man von sich selbst Preis, wie viel Schmerz erträgt eine Geschichte und wie kann man den bürgerlichen Blick „von oben“ erwidern? Hendrik Quast und Hami Nguyen, Autorin von „Das Ende der Unsichtbarkeit. Warum wir über anti-asiatischen Rassismus sprechen müssen“ sprechen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und gelebten Erfahrungen von Klassismus im Kulturbetrieb, über Möglichkeiten von Umdeutung und Umverteilung und Humor als Bewältigungsstrategie.
Infos
Sprache: Deutsch
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Klassenraum ist ein Projekt von Künstler*innenhaus Mousonturm, gefördert von der Landesvereinigung Kulturelle Bildung Hessen e.V.



Biografien
Hami Nguyen ist 1989 in Vietnam geboren und 1991 mit ihrer Mutter nach Deutschland geflohen, wo ihr Vater als Vertragsarbeiter in der DDR gearbeitet hatte. Sie studierte VWL, Soziologie und Politikwissenschaften in Halle/Saale und Luzern. 2022 wurde sie vom Focus zu den 100 wichtigsten Frauen des Landes gewählt. 2024 wurde ihr Debüt "Das Ende der Unsichtbarkeit – Warum wir über anti-asiatischen Rassismus sprechen müssen" mit dem Buchpreis der Immigrationsbuchmesse ausgezeichnet. Sie arbeitet als Referentin in der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt/Main und setzt sich als Aktivistin unter @hamidala_ für eine gerechtere Gesellschaft ein.
Mit einem prozessualen Theaterbegriff widmet sich Hendrik Quast darstellerischen Techniken wie Bauchrednern, Pantomime oder Musicalgesang und geht der Entgrenzung von Unterhaltungskultur nach. Diese lässt er mit Alltagspraktiken, Handwerken und Kulturtechniken wie Tierpräparation, Trauerfloristik oder Nageldesign kollidieren. Quasts Performances spielen mit grotesken und fäkalen Elementen und nutzen Komik als Mittel zur Unterbrechung von Sprechweisen, Textformen und Dramaturgie. Biografische Bezüge werden dabei durch Anleihen aus Unterhaltungskultur fiktionalisiert, theatral überhöht und verfremdet. Durch Ambivalenzen eines humoristischen Zugriffs werden auch gewaltsame Mechanismen von Identitätszuschreibungen befragt. 1985 in Celle geboren, studierte der queere Aktions- und Performancekünstler am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Er arbeitet seit 2009 als Solokünstler sowie in künstlerischen Kooperationen mit u.a. Maika Knoblich. Diese Performances wurden mit Institutionen wie Künstler*innenhaus Mousonturm (Frankfurt am Main), Gessnerallee (Zürich), FFT Düsseldorf, Theater Rampe (Stuttgart), Sophiensæle sowie Kampnagel (Hamburg) realisiert. Seine Arbeiten waren bei internationalen Performance- und Kunstfestivals wie u. a. Radikal jung, Impulse Theater Festival, steirischer herbst, Festival a/d Werf (Utrecht) und Internationales Sommerfestival Kampnagel (Hamburg) zu sehen. Für den WDR Köln adaptierte er mehrere Theaterarbeiten als Hörspiele (u.a. Nagelneu, 2021, ausgezeichnet als Hörspiel der Jahres 2021 durch die Deutsche Akademie für Darstellende Künste). 2022 war er Stipendiat auf Schloss Solitude in Stuttgart und in der Villa Kamogawa in Kyoto, Japan. Seit 2023 ist Quast künstlerischer PhD-Kandidat an der Stockholm University of the Arts (in Kooperation mit der Zürcher Hochschule der Künste) und promoviert zum Thema Humor und Krankheit in den performativen Künsten.