Struggle for the Earth

LIGNA

© Jörg Baumann
© Jörg Baumann

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© Jörg Baumann

Struggle for the Earth

LIGNA

How can we win the struggle for the earth? The superpowers are once again dividing up the world among themselves and accepting its destruction in order to exploit its natural resources. Democracies are turning into authoritarian regimes that effectively fight any resistance. What can we do in such a hopeless situation? 

When the Jewish poet Alfred Auerbach staged his play “Struggle for the Earth” in 1925 as part of the 1st International Workers' Olympics in Frankfurt, he was already looking for answers to this question. The festival pageant for speech and movement choirs was an attempt to create a new art form appropriate to the proletarian masses. 

LIGNA invites the audience to rehearse the Struggle for the Earth together with the support of choirs from Frankfurt: a different solidarity, unusual collective action – and new hope for a just, intact Earth.

Infos
  • Duration: 90 min.
  • Language: German
  • Headphone rental on site
  • Start: Zeil 17, route approx 1.500 m
  • The route is wheelchair accessible
  • Premiere
  • Mousonturm co-production
Sponsors and Supporters

Konzept, Text, Regie, Produktion: LIGNA (Ole Frahm, Michael Hueners, Torsten Michaelsen)
Sprechchorleitung: Judith Altmeyer
Stimmen: Mitglieder des DGB-Chors PROVOKALE und des Frankfurter Beschwerdechors und Lotte Schubert & Uwe Zerwer
Mit Slogans von: Maryam Bagheri, Ariel Davila, Valery Ebouele, Omoko Elisé, Sopo Kashakashvili und Marlyse Nzouengo
Gestaltung Heft: Till Gathmann
Wir danken:
Helga Roos und dem Sportkreis Frankfurt für die Überlassung der Ausstellung „Vorwärts und nicht vergessen!“
Joachim Steffenhagen und dem Schauspiel Frankfurt für die Unterstützung bei der Aufnahme

„Kampf um die Erde“ ist eine Produktion von LIGNA in Koproduktion mit dem Künstler*innenhaus Mousonturm. Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main und das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur.

Biografie

LIGNA erforscht in Inszenierungen, Interventionen und Installationen Handlungsmöglichkeiten von Kollektiven und die Entstehung von Machtstrukturen in Architekturen und Körpern. Ihr Radioballett ist eine Strategie, diese zu reflektieren und zu zerstreuen. Ihre Arbeiten wenden sich immer wieder der modernen Überlieferung der Versuche emanzipatorischer Kunst zu: Brechts Lehrstücke, Chaplins Slapstik, den Bewegungschören oder aktuell der Sprechchor-Bewegung der 1920er Jahre als Versuch einer genuin proletarischen Kunst.

Mehr zu Sprechchören und Alfred Auerbach

Sprechchöre

„Unverzichtbares Mittel dieser Dramaturgie ist die Assoziationsfähigkeit des Zuschauers.“
Richard Weber, Proletarisches Theater und revolutionäre Arbeiterbewegung, Köln 1976.

„Den Sprechchören kam die „große Aufgabe in der Festgestaltung zu, den von ihnen festgestellten Utopieverlust in der Arbeiterbewegung durch die Vorwegnahme sozialistischer Gemeinschaft auszugleichen.“
Uwe Hornauer Laienspiel und Massenchor, Köln 1985.

Nach 1968 gab es vielfältige Versuche, die Kultur der Arbeiterbewegung der 1920er Jahre zu erforschen, Texte zu sichern und Situationen zu rekonstruieren. Noch gab es Zeitzeug*innen, die erzählen konnten, denn die Überlieferung war fragmentarisch. Nur wenige fotografische Zeugnisse, weder Filme noch Tonaufnahmen bezeugten die Massenbewegung und die Begeisterung, die sie trug. Sie wurde zudem vom Nationalsozialismus überschrieben, der sich ausgesprochen ausführlich selbst dokumentierte. Nach 1989 ebbt das Interesse an der Geschichte der sozialistischen Sprechchöre ab. Und so problematisch viele ihrer Aspekte erscheinen mögen, bleibt die Frage, ob hier nicht Elemente einer anderen Ästhetik zu entdecken sind, deren Potential noch nicht geborgen ist.

Alfred Auerbach

Alfred Auerbach ist ein Frankfurter jüdischer Autor, der kaum mehr erinnert wird. Dabei hat er sich mit seinen vielfältigen Aktivitäten um das kulturelle Leben der Stadt verdient gemacht. 1873 geboren, kam er mit 25 Jahren zum Frankfurter Schauspielhaus, wo er über 20 Jahre auf der Bühne stand. In Dr. Hoch’s Konservatorium leitete er bis 1933 die Theaterabteilung. Das erste, textlich nicht überlieferte Stück für Sprechchöre, von dem wir wissen, heißt programmatisch „Der Aufbruch“ und stellt tatsächlich den Beginn einer ganzen Reihe von Texten dar, die er meist mit verschiedenen Chören in Frankfurt aufführte und im Leipziger Arbeiter-Theaterverlag Alfred Jahn veröffentlichte. Sie tragen Titel wie „Wir sind die Kraft!“, „Krieg dem Kriege“ oder „Stimmen der Zeiten“ und entstehen wie „Kampf um die Erde“ für konkrete Anlässe. Auerbach muss bald so beliebt gewesen sein, dass ihm mit diesem – in seinem Werk umfangreichsten – Stück der kulturelle Höhepunkt der Arbeiter-Olympiade anvertraut wurde. Sein einziger Roman „Der Prominente“ datiert übrigens auf dasselbe Jahr und erreichte – sicherlich auch wegen seines satirischen Gehalts – mehrere Auflagen. Seine Diagnose des Ersten Weltkriegs kann für sein ganzes Schaffen geltend gemacht werden: „Die Zeit war giftig. Die Dinge befehdeten sich unsichtbar. Völker sahen sich mit Argwohn. Schimpften aufeinander. Aber sie hatten Angst vor dem Kommenden.  Die Verlogenheit der romantischen Europäer war in sich verstrickt. Der große Ausverkauf der Firma ‚Kultur‘ begann.“

Auerbach bemühte sich um eine andere Kultur, die vor allem Laien und Arbeiter*innen mit einbezog. Kultur war für ihn etwas Demokratisches, das nicht mehr nur auf der Bühne des Stadttheaters aufgeführt wurde, sondern in den Straßen oder auch im jungen Medium Radio, für das er mehrere Hörspiele schrieb.

Nach 1933 konnte er nur noch privat weiterarbeiten. Noch 1935 kann er im Kauffmann-Verlag, ansässig in der ehemaligen Judengasse, der heutigen „Hinter der Staufenmauer“, wo nun der Ausstellungsraum Goldener Apfel des Jüdischen Museums zum Besuch einlädt, das Buch „Bühnenspiele für jüdische Feierstunden“ veröffentlichen, mit Texten, die zuhause, privat aufgeführt werden könnten. „Darstellung“, schreibt er im Vorwort, „kann heute nicht mehr nur Belustigung sein. Die Szenen sind zur Heranbildung der neuen jungen, jüdischen Darsteller und Sprecher gedacht. Wir wollen arbeiten!!“ 1940 gelingt es Auerbach, in die USA zu fliehen. Seine Schwester Bertha wird nach Lodz deportiert und in Auschwitz vergast und verbrannt.