In Zeiten der »Disruption« scheinen Staat und Wirtschaft die integrierende Funktion verloren zu haben, die von der bürgerlichen Demokratie einst versprochen wurde. Doch nicht nur dort, wo der Ordnungsrahmen nicht mehr funktioniert, zerfällt die Gesellschaft in konkurrierende Banden. Auch in »intakten« Weltgegenden bilden sich »Beutegemeinschaften«. Profite werden monopolisiert, soziale Gruppen fraktionieren sich und die Gesellschaft zerfällt in religiöse, ethnische und andere »Identitäten«, von denen sie sich doch einmal emanzipieren wollte. Der neue Autoritarismus tritt zwar mit dem Anspruch an, die Gesellschaft wieder mit harter Hand klar zu führen, seine Praxis jedoch ist die Zerstörung des Sozialen. Diese Tendenz des Autoritarismus, sogar noch Hand an die eigenen institutionellen Wurzeln zu legen, wurde von der Kritischen Theorie bereits konstatiert. Der Vortrag soll dieses Wissen auf die Gegenwart anwenden.
Eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe "Wie es kommen musste – Aspekte des neuen Autoritarismus" vom Institut für Sozialforschung und Künstler*innenhaus Mousonturm.