Was war Faschismustheorie? Geschichte und Gegenwart eines Versprechens – Morten Paul im Gespräch mit Ricarda Biemüller

Was war Faschismustheorie? Geschichte und Gegenwart eines Versprechens – Morten Paul im Gespräch mit Ricarda Biemüller

Eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe "Wie es kommen musste – Aspekte des neuen Autoritarismus" vom Institut für Sozialforschung und Künstler*innenhaus Mousonturm.

Für die Gesellschaftstheorie in der Nachfolge des Marxismus war das plötzliche Auftauchen des Faschismus ein Schock: Statt der erwarteten Weltrevolution folgte auf den Ersten Weltkrieg eine Welle reaktionärer Gewalt. Fortschrittsvorstellungen und politische Überzeugungen zerbrachen. Dringlicher denn je mussten kritische Theoretiker*innen klären, wie Erkenntnis und politisches Handeln, Theorie und Praxis zusammenhängen. Zunächst hielten sie an der aufklärerischen Vorstellung fest, dass den Faschismus besser bekämpfen kann, wer ihn richtig versteht. Doch über 100 Jahre Faschismustheorie zeigen, wie fragwürdig diese Hoffnung ist. Die vielen Theorien haben weder faschistische Machtübernahmen noch die Wiederkehr von Autoritarismus, Populismus und politischer Gewalt verhindert. Der Vortrag nimmt daher die Geschichte dieser Theorien in den Blick. Er fragt, was sich aus ihr für eine Faschismustheorie der Gegenwart lernen lässt.

Infos
  • Sprache: Deutsch
  • Dauer: 120 Minuten
  • Morten Paul (Ruhr-Universität-Bochum) im Gespräch mit Ricarda Biemüller (Institut für Sozialforschung, Frankfurt)

zur Reihe: Wie es kommen musste

Wie es kommen musste – Aspekte des neuen Autoritarismus 

Gegenwärtig wird sichtbar, was sich schon lange abzeichnete: Politische Kräfte, die neoliberale Politiken mit autoritären Anrufungen verknüpfen, rücken zunehmend zusammen und bilden Allianzen. Die Veranstaltungsreihe »Aspekte des neuen Autoritarismus« nimmt diese Konvergenz in den Blick, die nicht nur soziale Ungleichheiten vertieft, sondern auch demokratische Strukturen zunehmend untergräbt und für viele Menschen eine unmittelbare Bedrohung bedeutet.

Während der Neoliberalismus eine Gesellschaft des Wettbewerbs und der Entsicherung schafft, proklamiert der Autoritarismus einfache Feindbilder und rigide Ordnungen. Gemeinsam erzeugen sie ein gesellschaftliches Klima, das demokratische Prinzipien wie Menschenwürde und Grundrechte zunehmend unter Druck setzt. Die autoritär-neoliberale Allianz ist freilich kein Zufall, sie ist Ausdruck struktureller Dynamiken des Gegenwartskapitalismus. Analytisch wie historisch lässt sich zeigen, dass autoritäre Ordnungsvorstellungen bereits im Kern neoliberaler Ideologie verankert sind.

Die vom Institut für Sozialforschung und Künstler*innenhaus Mousonturm organisierte Veranstaltungsreihe beleuchtet die aktuelle Konjunktur dieser Allianz in Deutschland und der Welt, legt Mechanismen autoritär-neoliberaler Politik und deren gesellschaftlichen Konsequenzen offen und fragt danach, welche Gegenbewegungen zum neuen Autoritarismus sichtbar und denkbar sind.

Alle Termine der Reihe:

  • 9. Oktober 2025: Volker Weiß (Villigster Forschungsforum, Hamburg) im Gespräch mit Paul Erxleben (Institut für Sozialforschung, Frankfurt)
  • 26. November 2025: Micaela Cuesta (Universidad Nacional de San Martín, Buenos Aires) im Gespräch mit Alexander Kern (Institut für Sozialforschung, Frankfurt)
  • 17. Dezember 2025: Morten Paul (Kulturwissenschaftliches Institut Essen) im Gespräch mit Ricarda Biemüller (Institut für Sozialforschung, Frankfurt)
  • 28. Januar 2026: Carolin Amlinger (Universität Basel) im Gespräch mit Georg Marx (Institut für Sozialforschung, Frankfurt)
  • 11. Februar 2026: Fiona Kalkstein (Else-Frenkel-Bunswik-Institut, Leipzig) im Gespräch mit Anna Rosa Ostern (Institut für Sozialforschung, Frankfurt)