Naif, naif, triton trot and water choir! This or some such similar sound is that of a Pacific giant newt population rising to world power by threatening humanity. Distinct white noise, pelagic mewling, romance is dead! The future belongs to the newts! After their debut piece “Der Fleischgarten” at Mousonturm last year, the Frankfurt music and performance duo Les Trucs attempts a new interpretation of the literary classic “The War with the Newts” by Karel Čapek. Together with actress Beatrice Frey, multi-instrumentalist Bastian Hagedorn and all sorts of electronic devices, they flood the Mousonturm hall with text, sound and language fragments to tell Čapek’s fantastic story, written 1936 as one of the first science-fiction novels – a surprisingly prophetic ride through a world of today marked by exclusion, greed and power struggles.
Infos
Duration: approx. 90 min.
Language: In German
Mousonturm-co-production
Combined ticket 4.9. "Der Krieg mit den Molchen" + "Auto-nomie"
Sponsors and Supporters
Directon, composition, music, performance: Les Trucs
(Charlotte Simon & Toben Piel)
Text: Karel Čapek, translated by Eliska Glaserová
Speaker: Beatrice Frey
Livemusic, performance: Bastian Hagedorn
Assistence: Jascha Bernhard
Technical direction: Matthias Rieker
Sound: Fernando Castro
Production management: Lisa Gehring
Dramaturgy: Anna Wagner
Voices: Felix Kubin, Franziska Junge, Nika Breithaupt, Dominik Maringer, Schorsch Kamerun, Jens Rachut, Oliver Augst
and: Wolfgang Müller, Daniel Degeest, Andreas Schlager, Susanna Fernandes Genebra, Giovanni Sortino, Vanessa Loibl, Klaus Brömmelmeier, Sylvester von Hösslin, Hendrik Otremba, Julia Schmalbrock, Tatsuki Hayashi, Sonja Yakovleva, Jonathan Penca, Matthias Rieker, Hendrik Quast, Jonathan Penca, Michael Langeneckert
Funded by Musikfonds e. V. with project funds of the Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, by the Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst and the Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main as well as Bundeszentrale für politische Bildung.
The festival „Unfuck my future. How to live together in Europe” is funded within the framework of the Alliance of International Production Houses by the Federal Government Commissioner for Culture and the Media of Germany as well as the Federal Agency for Civic Education.
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Ich warne Euch!
von Jonas Engelmann
Wie klingt ein „Marsch der Tritonen“ und wie der „Triton-Trott“? Wie auch immer sich diese auf nur drei Tönen aufbauende Avantgarde-Musik anhören mag, sie wird das Ende der Menschheit musikalisch begleiten, ausgestrahlt im Radioprogramm einer neuen Gesellschaft riesenhafter Molche, die den globalen Herrschaftsanspruch der Menschen zurückweisen. Die Natur schlägt zurück – und sie hat sich die Technik angeeignet. Und das schon 1936, im Roman „Der Krieg mit den Molchen“ des Tschechen Karel Čapek. Die Triton-Musik sei „schneidige, schamlose Musik“ heißt es dort, während der „Chief Salamander“ der Menschheit über das Radio droht: „Ich warne euch! Ich habe genug von euren Dummheiten.“ Es erklingt der „Salamander-Dance“, während Torpedos der Molche die britische Kriegsflotte versenken und beginnen, das Festland abzutragen, um mehr Lebensraum für ihre 20 Milliarden Artgenossen zu gewinnen.
Das Ende der Welt, wie wir sie kennen, ist für Čapek nicht ohne musikalische Begleitung denkbar. Und hier setzt das aus Charlotte Simon, Toben Piel sowie diversen elektronischen Gerätschaften bestehende „Mensch-Ding-Orchester“ Les Trucs an: Wie kann sich, in einen Theaterkontext übersetzt, die musikalische Rache der Molche für jahrelange Ausbeutung, Sklaverei und die Profitgier der Menschheit anhören?
„Bei Les Trucs hat die Form immer schon ganz klar den Inhalt bestimmt“, erklären Simon und Piel im Interview. Die Aneignung von Stilen, das Spiel mit dem Material der Kulturgeschichte, die Verweigerung von einfachen Antworten sind das künstlerische Konzept des seit 2008 bestehenden Duos, das auf der Konzertbühne ebenso zuhause ist wie im Theater. „Es geht um Inhalt und Form. Das ist sehr wichtig, das ist der Punkt“, singen Les Trucs 2012 auf „The Musical“, einem Album über Arbeitsverhältnisse und die Flexibilisierung des Selbst. Die Übergänge zwischen den beiden Musikern und den von ihnen bedienten elektronischen Gerätschaften sind fließend, ebenso wie die Grenze zwischen Performern und Publikum – Konzerte finden konsequent in der Mitte des Saales statt.
Auch beim 2018 im Mousonturm uraufgeführten Theaterprojekt „Der Fleischgarten“ sowie beim zugehörigen Album „Jardin du Boeuf“ wurden Grenzen überschritten: die Grenzen des Körpers. „Ich schneide ab und klebe an“, heißt es im Song „Der Chirurg“, der die Stimmung des Projekts vorgibt. Körper werden aufgetrennt und seziert, modifiziert und zerstückelt, am Ende bleiben „Blut, Eiter, Kot und Insekten“. Eine Kritik am Optimierungs- und Schönheitswahn? Oder eine formale Umsetzung des eigenen musikalischen Konzepts, das Töne zerdehnt, modifiziert, zerstückelt, neu zusammensetzt und stetig neue Klangkörper erschafft? Les Trucs verweigern sich auch hier einer klaren Antwort, „Analyse und Zerstreuung“ nennen sie ihr Konzept. Aus der Zerstreuung, den Harmonien und Soundschichten, die plötzlich aufbrechen und anfangen weh zu tun, schält sich eine Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse heraus.
Auch „Der Krieg mit den Molchen“ lässt sich gerade aufgrund seiner formalen Experimente, der Vielstimmigkeit und der diversen Perspektiven auf eine zugrunde gehende Welt als „Analyse und Zerstreuung“ lesen. Der Roman ist formales Experiment, lässt Forschungsberichte neben Zeitungsartikeln, wissenschaftliche Abhandlungen neben philosophischen Essays stehen, für deren Vermittlung in der Theaterinszenierung die Schauspielerin Beatrice Frey zuständig sein wird. Die formale Offenheit der Vorlage eröffnet viele Zugänge zu ihrem dystopischen Gesellschaftsentwurf.
Für Les Trucs sind vor allem die im Roman beschriebenen Kommunikationsformen interessant: Neben der Musik der Molche wird der Rundfunkkanal, über den die Molche der Menschheit ihr Ende ankündigen, im Mittelpunkt stehen. Und selbstverständlich ist Wasser, der Lebensraum der Molche, zentrales Element im Theaterraum: Wasser wird zum Resonanzraum, zum Ausgangspunkt von Sounds, die vom Drummer Bastian Hagedorn ergänzt werden.
Unter dem Deckmantel eines Science- Fiction-Romans hat Karel Čapek das realistische Bild einer Welt kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs gezeichnet, in der Nationalismus, Ausgrenzung, Kolonialismus und der Kapitalismus eine unheilvolle Einheit bilden. Les Trucs nehmen sich dieser Dystopie an, inszenieren einen „Marsch der Tritonen“, der zur Analyse einer Gegenwart am Abgrund wird. Denn: „Die Zukunft gehört den Molchen!“