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Geboren 1977 in Avebury, Wiltshire, fiel Matthew Bourne dem landesweiten englischen Publikum erstmals 2001 als einer der Gewinner des Perrier Jazz Award auf. Im Jahr darauf erhielt er den BBC Radio Jazz Award in der Sparte »Jazz Innovation« und 2005 den International Jazz Award der IFJO, einem Dachverband
der 16 weltgrößten Jazzfestivals. Damals noch ein »junger Wilder«, fröhnte er in seinem Piano-Trio Bourne/Davis/Kane der freien Interaktion, verblüffte durch unkonventionell-kreativen Einsatz von Samples, spielte in der Proto-Metal-Band »Bilbao Syndrome« und arbeitete für so unterschiedliche Künstler wie John Zorn, Barre Phillips, Annette Peacock, Nils Frahm oder Nostalgia 77. »Montauk Variations«, ein Klavier- und Cello-Album aus dem Jahr 2012, schlug ein neues Kapitel in der Biographie des Künstlers auf. Ein Kapitel, das nun Fragilität und Romantik in den Fokus seiner hoch persönlichen Musik rückt, ohne die typisch Bourneschen Qualitäten der Unvorhersehbarkeit und der Intensität dafür preiszugeben.

»Montauk Variations« nimmt den Hörer mit auf eine faszinierende Reise in die Klangwelt eines Künstlers, der seine Inspiration aus allem Möglichen bezieht, sogar aus Situationen, die andere als Störung empfinden würden. Gerade als er in Dartington Hall, wo der Garten so gut gepflegt wird wie die Pianos, mit der Aufnahme beginnen wollte, drang das entfernte Dröhnen eines Rasenmähers an sein Ohr. »Im Geist der Improvisation ließ ich mich darauf ein, anstatt mich davon stören zu lassen«, gibt der Musiker zu Protokoll.
So entstand mit »The Greenkeeper« einer der Höhepunkte des Albums, gewidmet der britischsten aller Erfindungen und dem Mann, der damit am Tag der Aufnahme dem Rasen zu Leibe rückte. Der Barrikadenstürmer von einst präsentiert sich heute als gereifter Künstler, der Schönheit nicht scheut und eine Vielzahl von Einflüssen – von der englischen Pastorale über Neue Musik bis hin zum Jazz jeder Couleur und der Elektronik – zu einer Musik verbindet, die zugänglich und gewagt zugleich ist. Seit dem letzten Jahr lebt er in einem Dorf in Yorkshire, wo er sich, umgeben und inspiriert von Vintage-Synthesizern, Tape-Delays und einem quietschenden Harmonium neben seinem Cello und seinem Piano, ganz den aus seinem Innern kommenden Klängen widmet.
Das 47. Deutsche Jazzfestival Frankfurt 2016 featured den eigenwilligen Einsiedler am Sonntagmittag im Lokal des Mousonturms mit dem Solo-Klavierkonzert »Montauk Variations« und abends im Saal mit seinem Solo-Synthesizer-Programm »Moogmemory«.