Mo. 21.11.2016

Festival der afropäischen Künste
– Afropean Mimicry & Mockery
in Theatre, Performance & Visual Arts III
24.11. – 3.12.2016

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

das Festival der afropäischen Künste – Afropean Mimicry & Mockery in Theatre, Performance & Visual Arts III (24.11. – 3.12.), gefördert im Fonds TURN der
Kulturstiftung des Bundes und durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain,
bildet nach den beiden vorangegangenen thematischen Plattformen 2014 und 2015 den Höhepunkt und Abschluss des dreijährigen Projektes am Mouson-turm.

Eine Großproduktion ist das grandiose Stück zur Stunde, Nkenguégi, (1. & 2.12., 19 Uhr, Mousonturm-Koproduktion) von Dieudonné Niangouna und seiner Compagnie Les Bruits de la Rue, das wir kurz nach der Premiere in Lausanne als Erstaufführung im deutschsprachigen Raum zeigen. Im hochreflektierten Text über Flucht, Migration und Dazwischen-Sein, den drängenden Themen der Zeit, prallen Fragen saturierter Bohèmiens, die Verzweiflung eines Schiffbrüchigen und das Dilemma einer probenden Theatergruppe aufeinander. Niangouna verhandelt Facetten einer Welt, die nicht mehr schlüssig zu erklären ist. Am Samstag (3.12., 18 Uhr) liest Niangouna im Rahmen von SCÈNE — neue Theaterstücke aus dem frankophonen Afrika, den von ihm verfassten Monolog M’appelle Mohamed Ali, in dem ein Schwarzer Schauspieler vor weißem Publikum über Schwarze Identität und Geschichte und zeitgenössisches Theater-schaffen reflektiert, der junge Guineer Autor Hakim Bah liest die minimalistische Groteske Sur la pelouse  über die Verwüstungen, die Gewaltexzesse in der Sprache hinterlassen haben.

Den Auftakt des Festivals macht das Performancekollektiv Monster Truck mit der Gruppe The Footprints aus Lagos und dem nigerianischen Choreograf
Segun Adefila mit der gemeinsamen Produktion SORRY (24.11., 20 Uhr), in der dünne Waisenkinder aus Lagos‘ Armenvierteln auf einen dicken weißen Mann treffen, Existenzfragen auf übersattes Leben — spitze Bilder für Klischees und die (Un-)Möglichkeiten einer Begegnung auf Augenhöhe im Schatten asymmetrischer postkolonialer Machtverhältnisse. Die junge britische Künstlerin Selina Thompson beschreibt in ihren Arbeiten segregierende Mechanismen in der Gesellschaft und die Rolle Schwarzer Künstlerinnen und Künstler auf weißen Bühnen. So auch in Dark and Lovely (24.11., 21:30 Uhr & 25.11., 20 Uhr; Erstaufführung im deutschsprachigen Raum), in dem sie Frausein, Schwarzsein, ihren Körper und das für eine Black Identity wichtige Afrohaar thematisiert und zur
Bowle in ihren Haar-Palast einlädt. Idris Ackamoor & The Pyramids (25.11., 21 Uhr) verbinden dann Spiritual Jazz, die lebendige Rhythmik, instrumentelle Bandbreite und Erfahrungen ihrer afroamerikanischen Mitglieder zu einem mit-reißenden Konzertabend.

Was es bedeutet Postkolonialität in der Kunst, in Institutionen zu inszenieren, wird am Samstag im Lab „Staging the Postcolonial“(26.11., ab 10 Uhr) debattiert, u.a. mit Azadeh Sharifi, Nadine Siegert und Sahar Rahimi. Neue Erkenntnisse zu Mimesis im Städtebau und zu afrikanischen und europäischen Raumkonzepten bieten zwei City Walks seeking Twi[]Light in Frankfurt (26. & 27.11, jeweils 15 Uhr) mit Doung Jahangeer. Anmeldung für Lab und City Walks unter dramaturgie@mousonturm.de. Zu Fremde Tänze (26. & 27.11., 19 Uhr) lädt dann eine der erfolgreichsten Choreografinnen Südafrikas, Nelisiwe Xaba. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit dem in Europa gängigen Bild vom „afrikanischen Tanz“, der Darstellung von Weiblichkeit, Exotismus und ihrer Rolle als Schwarze Tänzerin. In ihrem Stück dreht sie die Perspektive um und exotisiert den Schwarzwald.

Mit dem Blick in ein optimistisches Afrofutura selbstermächtigter Schwarzer Frauen, Frauen of Color und Frauen schlechthin reflektiert Simone Dede Ayivi über unsere Gegenwart und konterkariert mit ihrer feministischen, während einer Residenz am Mousonturm entstandenen Science-Fiction Performance First Black Woman in Space  (26.11., 20 Uhr, Mousonturm-Koproduktion) weiße
Zukunfts- und Gesellschaftsprojektionen.
Die diesjährige Festivalparty feiern wir im Anschluss mit Booty Shaker DJ Zhao (26.11.) aus Beijing, Spezialist für afrikanische Sounds, Traditon und Electro-Mixes und heiße Floors im Berghain, Luanda, Chicago und Soweto. Ihm folgt STELOOLIVE (26.11.), blipster (Black Hipster), Fashion Artist und Underground-DJ aus Accra, der experimentellen House, Dubstep und Electro mit traditionellen Beats morpht. Am Sonntagabend untersuchen Julian Warner und Oliver Zahn in ihrem performativen Essay Situation mit Doppelgänger (27.11., 20 Uhr) die Popularisierung von Tanzformen und die Konstruktion von Authentizität, verbunden mit den Fragen, wem welches Material gehört, wer sich wo bedienen kann und wie man dieses Material in anderen Kontexten unter welchen Vorzeichen präsentieren darf.

The Shop or No Ability To Choose (1. & 2.12., Erstaufführung im deutschsprachigen Raum, Mousonturm-Koproduktion), das wir im Festivalprogramm direkt vor Nkenguégi  zeigen, wurde vom Grazer Theater im Bahnhof, dem größten freien Theaterensemble Österreichs, im Rahmen einer Residenz in Lagos mit dortigen Studierenden erarbeitet: Im Juni 2016 eröffneten sie im Rahmen einer Performance dort mit Lagosians gleichberechtigt in der Teilhabe einen Straßenshop, in dem es auch deutsche Bücher gab. Ob es dafür einen Bedarf gab, die gute Absicht gelang und ob auch ein Pass ein Buch ist, das wird in der Europa-Version performativ zum Thema.


Die kongolesisch-österreichische Choreografin und bildende Künstlerin Elisabeth Bakambamba Tambwe befragt in Pink Eye (3.12., 19:30 Uhr, Deutsche Erstaufführung) die unserer Wahrnehmung zugrunde liegenden Parameter und Kategorien. Reagieren wir nur auf erlernte Codes? Den Blick selbst im Visier, macht sie sich Gedanken über die Fremdwahrnehmung, (Selbst-)Manipulation von Körpern in Westeuropa, der afrikanischen Diaspora und in der kongolesischen Gesellschaft. Selbstironisch verhandelt sie dabei auch ihre Rolle als Quotenexotin in der weißen Kunstszene.

Die Ausstellung stitching stars – ways of (self-)representation (24.11. – 3.12.) mit Arbeiten von Victor Omar Diop, Andrew Esiebo, Nathalie Anguezomo Mba Bikoro, Harold Offeh, Yann Rabanier, Ariel Efraim Ashbel, Wura-Natasha Ogunji setzt sich zwischen ironischer Überaffirmation und künstlerischem Aktivismus, kalkuliertem Studio-Glam und der politischen Realität der Straße mit Klischees der Repräsentation auseinander und zeigt Wege der kritischen Selbstbehauptung gegenüber Fremdzuschreibungen. Weiter zeigen wir im Foyer die in Nigeria entstandene 2-Kanal Video Installation FAREWELL von Monster Truck. Sie erzählt vom ersten Kontakt zwischen Afrika und Europa, das als weiße Frau von der mythologischen Figur der gefürchteten und verehrten Mami Wata repräsentiert wird und die afrikanische Perspektive auf das fremde Europa markiert. Im anderen Teil des Splitscreens haben die alten Götter und Herren abgedankt, doch die neuen sind nicht besser. Zwischen Kinderspielen und Drill eröffnet sich ein Szenario von Affirmation und Überaffirmation, von Nachahmung und Verspottung in der Tradition afrikanisch-europäischer Auseinandersetzung.

Hip Hop, Township Tech, Electro und Rock mixt zum Abschlusskonzert dann DJ, Produzent und Bandleader Spoek Mathambo (3.12., 21 Uhr), Star der südafrikanischen Szene aus Soweto. Stets auf der Suche nach neuen ästhetischen Pfaden gibt er im  Mousonturm mit seiner Band scharfkantig den Ton an für alles, was vom afrikanischen Kontinent noch zu hören sein wird.

 

Wir freuen uns auf Ihre Akkreditierungen und Ihren Festivalbesuch! Bitte kontaktieren Sie uns gern im Falle weiterer Fragen und Interviewwünsche.

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