Mo. 23.04.2018

Der Fokus „Claiming Common Spaces. Kunst und urbane Praxis“ verhandelt vom 21.-23. Juni im HAU Hebbel am Ufer mit Performances, Stadtraumprojekten, Konzerten und Installationen sowie in Laboren, Panels und Workshops Fragestellungen und Herausforderungen der zunehmend vielschichtigen, konfliktreichen und disparaten Stadtgesellschaften. Das Programm vereint Beiträge aus sechs Städten bundesweit: Mit dem Fokus führt das Bündnis internationaler Produktionshäuser künstlerische Ansätze, Beiträge und Arbeitsstände der sieben beteiligten Partner (FFT Düsseldorf, HAU Hebbel am Ufer, HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste, Kampnagel, Künstlerhaus Mousonturm, PACT Zollverein, tanzhaus nrw) zusammen und realisiert in Berlin nun erstmals ein Gemeinschaftsprojekt.

Bereits seit Beginn der Saison 2017/18 untersuchen dafür Künstler*innen und Stadtforscher*innen aus der ganzen Welt in Berlin, Dresden, Düsseldorf, Essen, Frankfurt/Main und Hamburg die Rolle der Kunst im Wandel unserer lokalen wie globalen Stadtgesellschaften. Auch unmittelbar im Vorfeld von „Claiming Common Spaces. Kunst und urbane Praxis“ fragen sie nach ihrem Potenzial zu Differenzierung, Artikulation und Transfer verschiedenster Denk-, Lebens- und Zukunftsentwürfe:
Das FFT Düsseldorf erforscht in dem dreitägigen Programm „STADT ALS FABRIK – Wie Logistik und Masterpläne das Leben in der Stadt verändern“ (7.-9. Juni) die Dynamiken aktueller Stadtentwicklungsprozesse; das HAU Hebbel am Ufer spürt mit „Detroit – Berlin: One Circle (Music – Talk – Performance – Installation – Film – Club)“ dem fast mythologischen (Anti-)Glamour zweier Techno-Metropolen nach (30. Mai – 2. Juni); HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden setzt sich in der Produktion #minaret mit der Zerstörung Aleppos auseinander (17./18. Mai); Kampnagel in Hamburg entwickelt utopische Konzepte für die Institution Theater, die Raum, Kunst und Publikum immer wieder neu anordnen (7.-16. Juni); das Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt/Main veranstaltete bereits im Januar das Festival „Displacements. Andere Erzählungen von Flucht, Migration und Stadt“ und bringt nun die Uraufführung „Out of Order“ heraus, die neue Produktion von Forced Entertainment (27.4.-18.5.); PACT Zollverein in Essen lädt mit dem Forschungsfestival „1/2/8 – Urban Frictions“ (07. Mai–02. Juni 2018, öffentliche Programme: 26. Mai) internationale Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Expert*innen zu einem konzentrierten Austausch ein, in dessen Zentrum die Stadt als künstlerischer, sozialer und politischer Wirkungsraum steht; das tanzhaus nrw in Düsseldorf sucht im Rahmen der „Residenzen im Realen“ Orte der Pflege und der Selbstsorge auf, u. a. mit Recherchen zu Hospiz-Konzepten, Körper-Algorithmen und dem Trainieren in Fitness-Studios (12. Mai – 3. Juni).
Den Auftakt des Programms von „Claiming Common Spaces. Kunst und urbane Praxis“ (21. – 23. Juni) im Berliner HAU Hebbel am Ufer machen ein Vortrag und ein Gespräch mit der New Yorker Stadtsoziologin Sharon Zukin, die die weltweite Umgestaltung der Städte durch Migration, Deindustrialisierung und Gentrifizierung analysiert. Zu sehen sind u.a. internationale Produktionen wie „Corbeaux“ der französisch-marokkanischen Choreographin Bouchra Ouizguen, Akira Takayamas „McDonald’s Radio University“, eine gemeinsam mit geflüchteten Lehrenden entwickelte, in McDonald’s-Restaurants entstandene Vortrags- und Performancereihe, „Proyecto Pregunta – Projekt Frage“ des Künstler*innenkollektivs MIL M2 aus Santiago de Chile oder die aufblasbare Architektur BUBBLE-FORUM, die zum temporären Nachthafen für Berliner*innen wird und als Labor der Begegnung, des Rausches und der Gemeinschaftlichkeit dient.
Das vollständige Programm wird bis Anfang Mai vorgestellt.

Das Bündnis vereint die sieben internationalen Produktionshäuser in Deutschland für die zeitgenössischen performativen Künste: FFT Düsseldorf, HAU Hebbel am Ufer (Berlin), HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste (Dresden), Kampnagel (Hamburg), Künstlerhaus Mousonturm (Frankfurt am Main), PACT Zollverein (Essen) und tanzhaus nrw (Düsseldorf).
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Staatministerin Prof. Monika Grütters, fördert das Bündnis internationaler Produktionshäuser seit der Spielzeit 2016/17 mit jährlich 4 Millionen Euro. Diese Förderung ermöglicht es dem Bündnis, über die bisherigen Programme und Praktiken seiner Mitglieder hinaus besondere und teilweise mehrjährige künstlerische Vorhaben gemeinsam und an ihren jeweiligen Standorten umzusetzen.

Mithilfe definierter Themenfelder – „Politik des Körpers“, „Transkulturelle Praxis -urbane Nachbarschaften“, „Techniken des Transfers“, „Raumordnungen -Zwischenräume – Entgrenzungen“, „Generationen“ – korrespondieren die Projekte der einzelnen Häuser miteinander und verzahnen sich zu gemeinsamen Formaten, die ortsspezifisch realisiert werden können. Hier zeigt sich deutlich die Stärke des Bündniskonzeptes als dezentrales, interdisziplinäres Kooperationsmodell.
Ein weiteres im Bündnis entwickeltes und bereits seit Januar 2018 laufendes Projekt ist die wegweisende Producer’s Academy für freie Produzent*innen. Sie fokussiert sich auf die Art und Weise des Produzierens, der die freie darstellende Kunst besonders von den Stadttheatern unterscheidet, und bietet eine Weiterqualifizierung in diesem immer wichtiger werdenden Berufsfeld.

Die Bedeutung des Bündnisses wird auch in den Zielstellungen der aktuellen Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD zur Kulturpolitik gewürdigt. Der neue Koalitionsvertrag sieht vor, die Förderung der internationalen Produktionshäuser substanziell zu stärken.


Das Bündnis internationaler Produktionshäuser wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

—> download 2018-04-16_PM_Nr1_Claiming_Common_Spaces_finale.pdf