Di. 15.01.2013

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen,

im Februar zeigen wir Produktionen von Künstlerkollektiven und -konstellationen, die genre- und gattungsübergreifend denken und ebenso arbeiten:
Das Kölner Künstlerduo Hofmann&Lindholm zeigt als Uraufführung im Rahmen der Frankfurter Positionen im Mousonturm ihre neue Arbeit Nebenschauplätze Nr.1: Das 20. Jahrhundert (6. & 8.-10.2.), die sich Zuschreibungen wie ‚Theater‘ oder ‚Performance‘ verweigert. Ausgangspunkt ihrer medialen Rekonstruktionen sind historische Situationen, die sich im 20. Jahrhundert in Innenräumen ereignet haben. Daraus lassen sie ein Spiel mit den Mitteln des Theaters entstehen, das auf so poetische wie konfrontative Weise Aufklärung betreibt, indem es die Schatten der Vergangenheit reanimiert und in den Bühnenraum projiziert.

Das Tänzer-Choreografen-Kollektiv MAMAZA, gefördert im Fonds Doppelpass von der Kulturstiftung des Bundes, wird im Rahmen einer zweijährigen Residenz am Künstlerhaus Mousonturm zwei große internationale Koproduktionen sowie choreografische Interventionen entwickeln. Für The Nikel Projekt – songs & poems (Deutsche Erstaufführung 15.2, 16.2.) haben sich MAMAZA und Musiker des Ensembles Nikel zu einem Arbeitsprozess verabredet, der es den Beteiligten abverlangt, sich auf Strategien, Denkweisen und Praxen der jeweils anderen Kunstform einzulassen. Sie schaffen eine Aufführungsform, die Elemente einer Choreografie und einer musikalischen Aufführung in sich aufnimmt.
In dem von Tanzlabor_21 und Mousonturm ab Februar neu eingeführten Warm Up – das Aufwärmtraining für Zuschauer (erstmalig am 15.2. vor der Aufführung von MAMAZA & Ensemble Nikel) bieten eine Stunde vor Aufführungsbeginn Tänzer und Choreografen ein spezielles Aufwärmtraining für Theaterbesucher an! Im Gegensatz zu klassischen Einführungsveranstaltungen geht es darum, Fragen zum körperlichen, tänzerischen oder choreografischen Selbstverständnis anhand ganz konkreter Beispiele und Übungen selber zu erproben. Jeder, der eine Karte für die nachfolgende Aufführung hat, kann ganz ohne Vorkenntnisse teilnehmen.

Das Künstlerduo Herbordt/Mohren nimmt den Zeitcode von 8 Minuten und 31 Sekunden zum Ausgangspunkt für Das Stück (Theater) (13., 14.2.). So lange dauert es, bis der letzte Lichtstrahl nach dem Erlöschen der Sonne die Erde erreichen würde. Dabei laden jene angenommenen 8 Minuten und 31 Sekunden immer wieder dazu ein, noch einmal „alles was ich habe“ in neuem Zusammenhang zu betrachten und daraus eine andere Zukunft zu entwerfen.
In ihrer aktuellen Projekt-Serie Das Stueck dient ein seitenstarkes Schriftstück für jede Aufführung als Vorlage. An alle Zuschauer verteilt, setzt Das Stueck auf die Gemeinschaft der Lesenden und macht sie für immer neue 8 Minuten und 31 Sekunden zu Beziehungsstiftern, Herstellern von Zusammenhängen, zu temporären Mitbegründern einer fiktiven Institution. Die zweiteilige Adaption ihres Projekts für ZuschauerInnen und eine Publikation wird von Herbordt/Mohren eigens für den Mousonturm entwickelt.

María Jerez hat bereits bei den Plateaux-Festivals im Mousonturm zwischen Theater, Kino und Radio ihre ganz eigenen Performance-Areale erschlossen. Für The Perfect Alibi (2011—2012) (1.-3.2.) nutzt sie ihren Auftritt, um sich und ihr Publikum zum Verschwinden zu bringen. Niemand betritt die Bühne, stattdessen hängt dort eine Leinwand und auf ihr erscheinen Text-Botschaften. Darin wendet sich die Performerin an ihr Publikum, macht sich mit ihm vertraut und verwandelt ganz allmählich ihre Abwesenheit in Anwesenheit.

Ferdinand Klüseners / Deborah Neiningers / Tilman Aumüllers gleichnamige Arbeit ist inspiriert von Augustinus‘ Schrift Bekenntnisse, in der das Theater als verführerisches, trügerisches Spiel anklagt wird. Die Performer bekennen ihre Sünden und eröffnen ein Spiel mit dem voyeuristischen Begehren des Zuschauers – schließlich verknüpft sich in der heutigen Theater- und Fernsehlandschaft mit dem Laien auf der Bühne oder im Reality TV ein Authentizitätsversprechen. Ferdinand Klüseners Abschlussinszenierung (Angewandte Theaterwissen-schaft Gießen) hinterfragt dieses Versprechen und begegnet den Bekenntnissen von Augustinus mit Spielstrukturen und Handlungsanweisungen.

Zwei Musiker, zwei Gitarren, zwei Mikros, zwei Stühle, dazu jede Menge Verstärker, diverse herumliegende Kabel und Gitarrenkästen – das Set für ein kleines, publikumsnahes Konzert. Worte am Mikro schichten sich wiederkehrend übereinander, Aufgängen folgen Abgänge, Kostüme werden gewechselt und das Licht wird gedimmt. Teenage Lobotomy von Christian Garcia, ehemals Kopf der Schweizer Künstlergruppe Velma, und Eduard Mont de Palol erzeugt ein multiples Universum zwischen Konzert und Performance, das die Wahrnehmungsgewohnheiten der Zuschauer herausfordert und auf eine erhöhte akustische Sensibilität zielt. Teenage Lobotomy knüpft an frühere Arbeiten Christian Garcias an, in denen er Libretto, Licht, Musik, Raum, Gesang, Choreografie und Kostüm zu einer konzeptuellen Form von zeitgenössischer Oper verarbeitet.

 

Konzerte

Fraktus (alias Studio Braun)-Konzert (4.2. Unionhalle): Jacques Palminger, Rocko Schamoni und Heinz Strunk) sind das legendäre Elektro-Pop-Trio aus den Achtzigern, das Techno erfunden, seine Ästhetik und seine Klangrevolte vorweggenommen haben soll. Von Szene-Kollegen hoch geschätzt, sind sie dennoch ein Mythos geblieben. Ein Musikproduzent spürt die drei auf, bewegt sie zu einer Wiedervereinigung und drehte eine Dokumentarfilm über sie: „Fraktus – Das letzte Kapitel der Musikgeschichte“. Jetzt sind die drei Musiker live auf Tour.

Das Karlsruher Jazz-Electronica-Rock- Projekt Kammerflimmer Kollektief (19.2.), das mit unvorhersehbaren Geräuschen, leisen Liebesseufzern und explodierenden Eisenherzen seit 1996 auf Platten und live die vielseitigsten Klänge zusammenbringt, hat mit dem Schriftsteller,
Journalisten und ehemaligen Spex-Chefredakteur Dietmar Dath eine Platte aufgenommen:
Farnschiffe – elf Stücke zwischen gesprochenem Text und gesungenem Lied sind der lesbischen Schriftstellerin und Journalistin Annemarie Schwarzenbach gewidmet.
 

Lesung

In seinem neuem Werk Denkwürdigkeiten (7.2.) wirft Eckhard Henscheid, Mitbegründer der Neuen Frankfurter Schule und des Satiremagazins Titanic, einen Blick zurück auf Weggefährten, Lieblingsfeinde und Dinge die ihn besonders prägten. Der Abend wird moderiert von Oliver Maria Schmitt.

Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Januar und freuen uns auf Ihre Akkreditierung und Ihren nächsten Besuch.

Mit herzlichen Grüßen
Künstlerhaus Mousonturm

Pressekontakt Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main
Gabriele Müller (Leitung PRÖ)
gabriele.mueller@mousonturm.de
Tel.: +49. 69. 40 58 95-41

Elke Lötterle (Akkreditierungen)
elke.loetterle@mousonturm.de
Tel. +49. 69. 40 58 95-42

Hanna Knell (Online-Kommunikation)
hanna.knell@mousonturm.de
Tel. +49. 69. 40 58 95-43