Do. 16.01.2014

Feste, Feiern!

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

mit einem viertägigen Geburtstagsfest im ganzen Haus feiern wir im Februar das 25-jährige Mousonturm-Jubiläum. Einen der Höhepunkte setzen wir mit dem Weltklassetreffen von zeitgenössischem Tanz, der Musik des 1998 verstorbenen Komponisten Gérard Grisey und den Musikern des Brüsseler Ictus-Ensembles: Mit Vortex Temporum hat Anne Teresa De Keersmaeker ein Meisterwerk geschaffen, das die betörend coolen Tänzer von ROSAS als grandioses, pulsierendes Vexierspiel zwischen den Akteuren zeigen. Im Rahmen der Geburtstagsfeiern wird Vortex Temporum im Frankfurt LAB zu erleben sein (Sa. 22.2., So. 23.2.). Partita 2, das Anne Teresa De Keersmaeker mit Boris Charmatz zu einem live auf der Bühne gespielten Violin-Solo des Bachstückes tanzt, wurde vom Künstlerhaus Mousonturm koproduziert und wir freuen uns, Ihnen dieses choreografische Ausnahmestück jetzt schon für Mai 2014 ankündigen zu können (Fr. 16.5., Sa. 17.5.).

Das Geburtstagsgeschenk (Do. 20.2., Fr. 21.2.) schlechthin bescheren Hendrik Quast und Maika Knoblich mit ihrem in Origamitechnik gefalteten Feuchtbiotop, an dessen Herstellung sich die Geburtstagsgäste im tresorraumartig bewachten Studio 2 beteiligen können.

Weitere Überraschungen für das Geburtstagsfest am 20. und 21. Februar haben sich in Form von Installationen, Performances, Partituren, Aktionen und Raumbespielungen, die die nächsten 25 Jahre Mousonturm im ‚Haifischbecken‘ Kulturbetrieb spekulativ ins Visier nehmen oder aber einen Blick zurück auf seine Geschichte werfen, ausgedacht: Alexander Giesche, andcompany&Co., Antony Rizzi, Gob Squad, Hannes Seidl, Herbordt/Mohren, Ibrahim Quraishi, Klub_21 danst Rosas, MAMAZA, Oliver Augst, Philipp Schulte, Rimini Protokoll, She She Pop, Susanne Zaun & zaungäste, 2+ { Philip Bußmann& Célestine Hennermann } und weitere Künstler (Do. 21.2. und Fr. 22.2.).

Persönliche Perspektiven auf 25 Jahre Mousonturm und seine Zukunft eröffnen Gespräche mit denjenigen, die das Haus geprägt haben und prägen: Mit Dieter Buroch, dem Gründer und ehemaligen Intendant des Mousonturms bis 2011 und Karl Krause, seinem Wegbegleiter, unterhält sich Matthias Pees (20.2.). Marcus Droß und Martine Dennewald treffen sich mit Christine Peters, Kuratorin, Autorin, Dozentin und künstlerische Leiterin des Mousonturms 1998-2003, und Thomas Frank, künstlerischer Leiter brut Wien und Assistent der künstlerischen Leitung und Dramaturgie am Mousonturm 2000-2004 (21.2.).

Eine pralle Konzert- und Party-Nacht gibt es natürlich auch: Die Indie-Durchstarter Milky Chance, das Minimal-R’n‘B-Duo Schwarz Dont Crack, die Berliner Rapper Zugezogen Maskulin und diverse DJs beschallen das ganze Haus! (22.2.).

Glasdach, Holzfassade, voll begehbar und Platz für zwei samt Tisch, Stühlen und Mikrofon – in dieser Großraumvariante einer Meckerbox fragten die Choreografen Verena Billinger und Sebastian Schulz im vergangenen Herbst Passanten an öffentliche Orte in der Frankfurter Innenstadt: Was bedeutet Ihnen etwas? Was ärgert Sie? Was sollte sich ändern? In regen Dialogen meckerten sich Bewohner des 21. Jahrhunderts ihre Erfahrungen, Weltanschauungen und widersprüchlichen Forderungen von der Seele. Mit der Mousonturm-Koproduktion Kummerkasten Menschenstadt, die wir als Premiere zeigen (Do. 27.2., Fr. 28.2.) holen Billinger & Schulz die Meckerbox samt Inhalt ins Theater und machen die Bühne zum vielstimmigen Echoraum einer deutschen Großstadt.

Die Aufführung (Sa. 1.2., So. 2.2.) des Künstlerduos Herbordt/Mohren, ebenfalls eine Mouson-Koproduktion, ist die Aufführung einer „Institution“, die von Herbordt/Mohren 2013 zur Organisation von Zusammenkünften und Stücken gegründet wurde. Auf mehreren Bühnen gleichzeitig, durch Theatermaschinerie und Komposition eng miteinander verwoben, bringt Die Aufführung Musik, Frankfurter Gäste aus Wissenschaft und Kunst, Schauspiel, Diskurs, Theater und Installation zusammen. „Mit ihren Inszenierungen hinterfragen Herbordt/Mohren die Kategorien aus dem Kunst- und Kulturbetrieb, und der Lebens- und Arbeitswelt, die sie umgibt. Man kann sich Die Aufführung wie ein performatives „Dogville vorstellen, einen Abend, der mit Theater-Accessoires und -Zuschreibungen sein Spiel treibt, sie aber zugleich transzendiert.“ (nachtkritik.de)

Es sind selten erfahrbare Verbindungen zwischen Obszönität, Schönheit, Zärtlichkeit, Ekel und Intimität, die sich das Künstler-Duo Vincent Riebeek und Florentina Holzinger choreografisch virtuos erschließen. Ihre Studienabschlussarbeit Kein Applaus für Scheiße (2011) brachte ihnen binnen Kürze den Ruf als gegenwärtig provokanteste Nachwuchschoreografen Europas ein. Mit Spirit (2012) und Wellness (2013) wächst ihr Werk zu einer radikalen Trilogie, die am Künstlerhaus Mousonturm nun erstmals zusammenhängend an drei aufeinanderfolgenden Abenden zu sehen sein wird: In Kein Applaus für Scheiße (Do. 6.2.) beschwören Holzinger und Riebeek die Geister der Body- und Performance-Art der 1970er-Jahre. Mit bedingungsloser Hingabe widmen sie sich
nahezu jedem Aspekt des klischeebeladenen Kanons der Körper-Kunst, um ihn mit dem Schönsten, was Tanz, Gesang und Akrobatik zu bieten haben, subjektiv zu radikalisieren. Für Spirit (Fr. 7.2.) plündern sie östliche Philosophie, Popkultur, Tarot, Psychomagie und den Cirque du Soleil und erschaffen aus tiefster Überzeugung eine spektakuläre Ode an den Glauben – an das Theater, an einander und ihr Publikum. Für den fulminanten Abschluss ihrer Trilogie sorgt das vom Mousonturm koproduzierte Wellness (Sa 8.2.). Dafür haben sich Holzinger und Riebeek fünf Wellness-Guerilleros als fachkundige Verstärkung gesucht, die vor ihr Publikum treten und die heilende Wirkung von Kunst und Tanz fordern.

Der Bildende Künstler, Bühnenbildner und seit 1. Januar 2014 auch Intendant des wichtigen Théâtre Nanterre-Amandiers bei Paris, Philippe Quesne, ist ein Theatermagier der einfachsten Mittel. Mit subtil komischen Stücken wie L’effet de Serge oder Big Bang – beide waren im Herbst 2012 am Mousonturm zu sehen – sind er und das Vivarium Studio, eine Vereinigung polyglotter Schauspieler, Tänzer, Maler, Musiker und Hund Hermès, zu neuen Stars der europäischen
Performance-Avantgarde geworden. Wie kaum anderen gelingt es ihnen, die Aufmerksamkeit des Zuschauers durch minimale Veränderungen zu fesseln, Blicke durch den Raum zu führen, die Sinne zu schärfen und sie auf ein anderes Tempo einzuschwören. Ihr urbanes Märchen Swamp Club (Sa. 15.2., So. 16.2.) erzählt die Geschichte eines Kulturzentrums, das als einziges Gebäude inmitten eines gespenstisch-friedlichen, von eigentümlichen Kreaturen bewohnten Sumpfes übriggeblieben ist. Doch das Paradies ist in Gefahr und der Swamp Club rüstet sich zur Verteidigung!

Was ist uns in bestimmten Lebensphasen und -altern besonders wichtig? Das neue Langzeitprojekt Zehn wichtigste Ereignisse meines Lebens (Eröffnung Do. 6.2.,19:00 Uhr, Ausstellung bis Sa. 22.2. und parallel als Plakataktion im Stadtraum) von Mats Staub lädt ein, diese Frage – zum Beispiel auf der Webseite www.zehn-wichtigste- ereignisse-meines-lebens.net – zu beantworten. Das Projekt startete 2013 mit zwei ineinandergreifenden Formaten: Als webbasierte Sammlung aller Ereignisse und als Kunst-Plakat-Aktion. Mit einer auf Frankfurt und seine Bewohner ausgerichteten Fassung der Plakat-Aktion kommt Mats Staub nun an den Mousonturm, bespielt ausgesuchte Orte im Theater und im Stadtraum und portraitiert Menschen, die mit diesen Orten zu tun haben. Stephan Dorn und Falk Rößler haben sich für Die kleine Freiheit — vielleicht, ihre Abschlussarbeit am Gießener Institut für Angewandte Theaterwissenschaft, die Kleinkunst vorgenommen und fragen, wie eine zeitgenössische Kleinkunstästhetik – inklusive Pantomime, Gesang und Jonglage – aussehen könnte (Do. 13.2. – Sa. 15.2.).

Die Tanzlabor_21-Werkstatt zeigt vier maximal 20-minütige Work-in-Progress- oder Rechercheprojekte lokaler und regionaler Tanzschaffender (Mo. 17.2.).
Zehn Robert-Gernhardt-Preisträger wurden bislang gekürt. Zeit für das Hessische Literaturforum mit Wege zum Ruhm – Robert Gernhardt und seine Preisträger einen Blick zurück zu werfen: Christian Golusda, ausgezeichnet 2009, präsentiert mit Martin Lejeune Ausschnitte aus ihrer gemeinsamen satirischen Cole-Porter-Revue. Thomas Gsella, Preisträger 2011, widmet sich – ganz in der lyrischen Tradition Gernhardts – den Viechern in Versen. (beides Di. 18.2.). So wie Robert Gernhardt einst mit den Bausteinen des klassischen Gedichtes jonglierte, tut dies Elsemarie Maletzke, Gernhardt-Preisträgerin 2009, mit denen des Krimis. 2009 wurde auch Andreas Maier für sein von der Kritik hochgelobtes Projekt Ortsumgehung ausgezeichnet, das Heimathistorie und Geistesgeschichte, Autobiografie und Bildungsroman
gleichzeitig ist. 2013 erschien der dritte Teil Die Straße (beide Di. 25.2.).

Der phänomenale Dorian Wood (USA) inszenierte eine Oper, arbeitete auch mit der Performance-Legende Marina Abramovic zusammen, bevor er mit seinen Debütalbum Bolka einem Mix aus Folk, Soul, bulgarischen Chorälen und Experimental-Musik seine Solokarriere startete. Zum ersten Mal in Europa, gastiert er mit Band und neuem Album Rattle Rattle im Mousonturm (Mo. 10.2.).

Dirk Stermann will seine Lebensgeschichte erzählen tut’s und nennt das Programm feist nach sich selbst STERMANN. Doch Christoph Grissemann lässt sich nicht so leicht ausbooten. Mit ihrem Hardcore-Comedy contra intellektuelle Metaebene kämpfen sich die beiden lustig auch durch diesen Zwist (Di. 11.2.).

Da der Singer-Songwriter Ben Taylor, Sohn von James Taylor und Carly Simon, gerade auf Tour ist, kommt er samt Gitarre auch für ein kleines Konzert ins lauschige Lokal des Mousonturms (Mo. 24.2.)!

Wir wünschen Ihnen eine schöne Woche und freuen uns auf Ihren Besuch.

Künstlerhaus Mousonturm

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