Mo. 18.05.2015

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

im Juni ist Mariano Pensotti, einer der innovativsten Theaterkünstler Argentiniens, mit seiner Grupo Marea und der grandios erzählten, vom Mousonturm koproduzierten Theaterperformance Cuando vuelva a casa voy a ser otro (Wenn ich zurückkomme, bin ich ein Anderer) (11./ 13.6.), die wir in Spanisch mit deutschen Übertiteln zeigen, in Frankfurt zu Gast. Die persönliche Erzäh-lung basiert auf einer wahren Geschichte revolutionären Engagements während der Militärdiktatur der 1970er Jahre. Pensottis raffinierte Erzähl- und Bühnenkonstruktion macht die schicksalhafte Doppelbödigkeit der Fakten, die Unzuverlässigkeit des Erinnerten und das unentwirrbare Gefüge vermeintlicher Gewissheiten und konstruierter Biografien auf suggestive Weise spürbar.

Noch weiter zurück blicken Jan Lauwers und die Needcompany in ihrem neuesten Stück
The Blind Poet (19.-21.6.), ebenfalls eine Mousonturm-Koproduktion, die wir kurz nach ihrer Pre-miere beim Kunstenfestivaldesarts im Mousonturm zeigen. Ausgehend von ihren Familienstamm-bäumen, Nationalitäten und Kulturen ließen sich die Performer vom syrischen Poeten Abu l-‘Ala al-Ma’arri (973-1057) und seiner skeptischen Sicht auf Dogmatismus und Fanatismus inspirieren. Im Rückblick auf eine vergangene Kultur verdichten sie literarische und zeitgeschichtliche Materialien mit gegenwärtigen politischen und biografischen Bezügen und schreiben mit Erzählungen, Tänzen und Liedern ihre eigene Weltgeschichte.

Von Null starten die französisch-belgischen Theater-Shootingstars Halory Goerger und Antoine Defoort ihre Performance Germinal (24./ 26./ 27.6.), die als eine der besten und lustigsten jüngsten internationalen Theaterproduktionen gilt. Ausgestattet mit Spitzhacke und mobilen Mischpulten führen sie anhand komplexer Mindmap-Textlandschaften höchst amüsant vor, wie Sprache die Welt entstehen lässt und Beziehungen knüpft, der Traum vom unmittelbaren Verstehen jedoch immer wieder glänzend scheitert.

2015 feiert Nippon Connection (2.-7.6.), das weltweit größte Filmfestival für japanischen Film, mit über 100 Kurz- und Langfilmen, darunter zahlreiche Premieren in Anwesenheit der Filmemacher, sein 15jähriges Jubiläum. Begleitet wird es wieder von Konzerten, Partys, Karaoke, Vorträgen und Workshops. Ein ganz besonderes Highlight ist dieses Jahr der Besuch von Japans Star-Schauspieler Tadanobu Asano, der bei der Festivaleröffnung im Mousonturm (2.6.) den erstmalig von der Lufthansa gestifteten Nippon Honor Award entgegennehmen wird.

Drei Tage lang, unter jeweils verschiedenen Motti Rough proposals with working methods (18.6.), Rough proposals with things that are not there (19.6.), Rough proposals with poetry (20.6.) besetzen die Studierenden des Masterstudiengangs Choreographie und Performance (CuP) der Uni Gießen den Mousonturm mit einem choreografischen Festival und ihren individuellen künstlerischen Positionen. Neben den Aufführungen kurzer Stücke laden Installationen, Interventionen und offene Formate zur Teilhabe und Erkundung oder provozieren Erwiderung und Diskussion.

Im Zentrum der Antrittsvorlesung Zombies im Theater: Eine dramaturgische Herausforderung (23.6.) von Markus Wessendorf (University of Hawaii at Mānoa, USA, derzeit Friedrich Hölderlin-Gastprofessor für Allgemeine und Vergleichende Dramaturgie an der Uni Frankfurt) steht die Allgegenwart des Zombie-Motivs in der amerikanischen Gegenwartskultur seit der letzten Weltwirtschaftskrise. Theater und Performance seit 9/11 und Dramaturgien der Überwachung gehören zu seinen Forschungsschwerpunkten. Dazu findet im Juli das Symposium Dramaturgien der Überwachung – Edward Snowden, die NSA und das Theater (17./ 18.7.) unter der Leitung von Markus Wessendorf und Nikolaus Müller-Schöll im Mousonturm statt.

Der Frankfurter Choreograf Norbert Pape hat Beziehungen zu Tänzern und Choreografen in ganz Europa geknüpft und für sein Solo 21 dancers for the 21st century (26./ 27.6.) 20 Kollegen ins Studio eingeladen und mit ihnen in choreografischen Zwiegesprächen sukzessiv sein Stück entwickelt – stets der Frage auf der Spur: Was macht eine Gruppe aus?


Konzerte und Lesungen

Ein Pianist, ein Bassist und ein Schlagzeuger verleihen unter dem Namen Triofus (‚three of us‘) (14.6.) der Königsdisziplin des Jazz, dem Jazzpiano-Trio, faszinierende Facetten, denn alles ist in ihrem Erstlingswerk AND ON erlaubt: Gregor Praml verfremdet und vervielfacht Instrumente mit Effekten, Bernhard Schullan sorgt für ungewöhnliche Klänge am Schlagzeug und Jens Huber für unventionelles Songwriting und am Piano für eine Verbindung von Rock&Pop, Blues und Grunge mit Jazzsounds.

King Rocko Schamoni, Dirigent Sebastian Hoffmann und das 16köpfige Orchester Mirage spielen Die Vergessenen (16.6., Mousonturm-Koproduktion), rissige Lieder und grandiose Verse von Manfred Krug, GUZ, Die Regierung, den Lassie Singers, Ton Steine Scherben, Hildegard Knef und vielen mehr und lassen 16 der schönsten und zu Unrecht vergessenen deutschsprachigen Popsongs in ihrem theatralischen Live-Programm glamourös wieder aufleben. Den perfekten und runden Einstieg ins Konzert liefert Wellers musikalisches Warm-up (16.6., Eintritt frei!) mit einigen seiner liebsten Scheiben.

Ist Lyrik das Stiefkind der Literatur – sperrig, altmodisch, unglamouös? Nein: Die Lyrikszene vi-briert! Nicht zuletzt wegen Jan Wagner, der als erster Dichter in diesem Frühjahr den Preis der Leipziger Buchmesse erhielt. Begleitet wird er bei seiner Lesung im Rahmen der Frankfurter Lyriktage von einem Schwergewicht der Szene: Michael Krüger (15.6.) Moderation: Harry Oberländer.

Schlager live und vom Band – Ulrike Almut Sandig und Swantje Lichtenstein (beide Lyrikerin-nen), Wolfgang Buschlinger (Philosoph und Schlagerexperte) und Dagobert (der Schnulzen-sänger) diskutieren unter dem Motto Kitsch und ganz viel Gefühl in der Lyrik und im Schlager (15.6.), ob und wie man „echtes Gefühl“ in Texte und Musik bringt. Darf man die romantische Liebe und die Sehnsucht nach dem Eigenheim noch besingen? Ist das Kitsch? Kunst? Trash? Kommerz? Es moderieren: Carolin Callies und Christina Mohr.
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Lyrisch wird es auch bei flausch & fiktion mit dem New Yorker Dichter Joshua Mehigan, dessen Band Accepting the Disaster u.a. von der New York Times zu den besten Büchern des Jahres 2014 gekürt wurde. Begleitet wird Mehigan von seinem Übersetzer, dem Lyriker Christophe Fricker (17.6.), der auch eigene Gedichte aus seinem neuen Buch Meet Your Party liest. Moderation: Jan Wilm.


Programm Juni 2015 – Terminübersicht


Nippon Connection 2015
15. Japanisches Filmfestival
Di. 2.-So. 7.6.
Di. 2.6., 19.30 Uhr Eröffnung und Preisverleihung des 1. Nippon Honor Award an Tadanobu Asano 
www.nipponconnection.de


Mariano Pensotti / Grupo Marea (AR)
Cuando vuelva a casa voy a ser otro (Wenn ich zurückkomme, bin ich ein Anderer)
Do. 11.6., Sa. 13.6., 20.00 Uhr
Do. 11.6. Künstlergespräch im Anschluss an die Aufführung
THEATER / PERFORMANCE, Saal
Mousonturm Koproduktion
Spanisch mit deutschen Übertiteln


Triofus (DE)
AND ON
So. 14.6., 19.00 Uhr
KONZERT, Lokal im Mousonturm


Hessisches Literaturforum / Frankfurter Lyriktage
Jan Wagner (DE) & Michael Krüger (DE)
Mo. 15.6., 20.00 Uhr
LESUNG, Studio 1, Moderation: Harry Oberländer


text&beat bei den Frankfurter Lyriktagen
Ulrike Almut Sandig (DE) / Swantje Lichtenstein (DE) / Wolfgang Buschlinger (DE) /
Dagobert (CH/DE)
Kitsch und ganz viel Gefühl in der Lyrik und im Schlager
Mo. 15.6., 20.00 Uhr
DISKUSSION / LESUNG / KONZERT, Lokal im Mousonturm
Moderation: Carolin Callies, Christina Mohr

Wellers Warm-up
Di. 16.6., 20.00 Uhr, Lokal im Mousonturm, Eintritt frei


King Rocko Schamoni (DE) & Orchester Mirage (DE)
Die Vergessenen
Di. 16.6., 21.00 Uhr
KONZERT, Mousonturm-Koproduktion, Saal unbestuhlt

flausch & fiktion meets Frankfurter Lyriktage
Joshua Mehigan (US) Accepting the Disaster
Christophe Fricker (DE) Meet Your Party
Mi. 17.6., 19.00 Uhr, Lokal im Mousonturm
LESUNG, Moderation: Jan Wilm

MA Choreographie und Performance (CuP)
Arbeiten von Studierenden des MA Choreographie und Performance,
Justus-Liebig-Universität Gießen
Do. 18.-Sa. 20.6., 14.00-20.00 Uhr
Ausführliches Tagesprogramm unter www.mousonturm.de
TANZ / CHOREOGRAFIE / PERFORMANCE , Studio 1, Studio 2


Jan Lauwers / Needcompany (BE)
The Blind Poet
Fr. 19.6., Sa. 20.6., 20.00 Uhr * So. 21.6., 18.00 Uhr
Fr. 19.6. Künstlergespräch im Anschluss an die Aufführung
THEATER / PERFORMANCE, Saal
Mehrsprachig mit deutschen und englischen Übertiteln


Markus Wessendorf (US/DE)
Zombies im Theater: Eine dramaturgische Herausforderung
Antrittsvorlesung zur Friedrich Hölderlin-Gastprofessur 2015
Di. 23.6., 18.00 Uhr
VORTRAG, Studio 1, Eintritt frei


Halory Goerger (FR) & Antoine Defoort (FR/BE)
Germinal
Mi. 24.6., Fr. 26.6., Sa. 27.6., 20.00 Uhr
Mi. 24.6. Künstlergespräch im Anschluss an die Aufführung
THEATER / PERFORMANCE, Saal
Französisch mit deutschen Übertiteln

Norbert Pape (DE)
21 dancers for the 21st century
Fr. 26.6., Sa. 27.6.,18.30 & 21.30 Uhr
CHOREOGRAFIE / PERFORMANCE / HTA, Studio 2
In Englisch und Deutsch

Weitere Informationen und Fotos zum Download finden Sie auf www.mousonturm.de.
Wir freuen uns auf Ihre Akkreditierung!


Mit herzlichen Grüßen

Künstlerhaus Mousonturm
Gabriele Müller (Leitung PRÖ)        gabriele.mueller@mousonturm.de
          T 069 40 58 95 41 
Elke Lötterle (PRÖ)                 elke.loetterle@mousonturm.de
          T 069 40 58 95 42 
Julia Kretschmer (Online Kommunikation) julia.kretschmer@mousonturm.de
   T 069 40 58 95 43
www.mousonturm.de – www.facebook.com/mousonturm – http://twitter.com/Mousonturm

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