Do. 14.09.2017

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

schon die Premiere des Tanzfestivals Rhein-Main 2016 war ein voller Erfolg. Er beflügelte uns, die zweite Ausgabe noch größer zu denken: Vom 16. bis zum 31. Oktober zeigen wir in Frankfurt, Darmstadt und 2017 auch in Wiesba¬den ein Programm mit internationalen Choreografie-Stars. Unter anderem mit dabei: der brasilianische Choreografen-Star Bruno Beltrão, der für seinen Stil zwischen Hip-Hop und Avantgarde gefeiert wird und die Compagnie MAD mit einem XXL-Tanzkonzert. Außerdem freuen wir uns auf Emanuel Gat Dance, Eyal Dadon, Isabelle Schad und die “Winterreise” des Hessischen Staatsballets. 

Stolz sind wir auf die Projekte, die im Rahmen der Tanzplattform Rhein-Main am Künstlerhaus Mousonturm und/oder beim Hessischen Staatsballett produziert wurden und auch beim Festival zu sehen sein werden, darunter “Makulatur” (16.-28.10., Mousonturm & Hessisches Staatstheater Wiesbaden) von der Frankfurter Regisseurin Ksenia Ravvina und der Choreografin Kristina Veit, dann Janna Pinskers und Wicki Bernhardts Lecture-Performance „Heute mobben wir die Birds“  (5. & 6.10. und 24. & 25.10., MT, ALL IN ab 11 Jahren), May Zarhy & Hermann Heisigs Stück „Next to Near“ (24. & 25.10. MT) und “Gute Pässe Schlechte Pässe” von Helena Waldmann (Staatstheater Darm0stadt). Alle, die selbst Spaß am Mittanzen haben, erwartet wieder der Tanztag am 21. Oktober mit über 160 Schnuppertanzkursen und dem abendlichen Tanzfest.

Bruno Beltrão und seine Grupo de Rua zeigen in Frankfurt ihre neue Arbeit „INOAH“ (16. & 17.10., 19.30 Uhr, MT-Koproduktion, Frankfurt LAB). Benannt ist es nach der Stadt, in der sich eine günstige Proben- und Arbeitsstätte finden ließ und inspiriert von William Forsythes Männerquartett „N.N.N.N.“, das Begegnungen und ein Aufeinanderzugehen ins Zentrum stellt. Bei Beltrãos zehn jungen Tänzern, die die Codes und Moves der Straße und den Wettbewerb um den stärksten Body und das größte Ego mit coolen Rotationen und rasanten Salto-Kaskaden feiern, erfahren die Gruppen- und Einzelaktionen jedoch eine durch den Street Dance getriggerte Intensivierung.

Feine Körperbeobachtungen gelingen der Berliner Choreografin Isabelle Schad, die zuletzt mit „Collective Jumps“ bei der Tanzplattform Deutschland 2016 in Frankfurt zu Gast war, mit ihrem „Solo für Lea“(19. & 20.10., 20 Uhr, MT-Koproduktion), einem intimen Werk, das sie der Ausnahmetänzerin Lea Moro direkt auf den Leib schrieb. In einem Spiel mit Formaspekten der bildenden Kunst organisiert und zergliedert Schad den Körper der Tänzerin visuell, Muskelstränge treten hervor, Rückenwirbel wölben sich, anatomische Strukturen werden zu verschatteten Mulden und lichten Erhebungen, und der Körper, wie ein vollendeter Entwurf, zur faszinierenden Skulptur.

SUNNY (24.10., 19.30 Uhr, Frankfurt LAB) ist sowohl Tanzstück mit 10 Tänzern und Tän¬zerinnen, gleichzeitig aber auch ein Live-Konzert mit dem Performer, Musiker und Produzent Awir Leon, Star der Elektro-Szene und ehemaliger Tänzer in Emanuel Gats gleichnamiger Kompanie Emanuel Gat Dance. Bobby Hebbs Soul-Evergreen aus dem Jahr 1966 stiftet den Titel und ist Reso¬nanzraum der Beziehungen zwischen Tänzerinnen und Tänzern (“Sunny, yesterday my heart was filled with pain. Sunny, you smiled at me and really eased the pain”) in diesem frei fließenden, sich furios entwickeln¬den, virtuosen Abend, der mit einer Gitarrenversion des Songs endet.

Ob Intimität auch zwingend Nähe bedeutet und unsere hypermobile, in Echtzeit vernetzte Gegenwart das physische und psychische Empfinden von Nähe und Entfernung beeinflusst, das untersuchen May Zarhy und Hermann Heisig in ihrer Choreografie „Next to Near“(24.10., 18 Uhr & 25.10., 20 Uhr, MT-Koproduktion). Einem veränderten Lebens- und Körpergefühl folgend, suchen sie nach räumlichen und mentalen Parametern und stecken ein Feld detailreicher Kommunikation ab, in dem sie ihr Verhältnis zum Publikum permanent neu justieren.

Die Frankfurter Regisseurin Ksenia Ravvina und die Choreografin Kristina Veit widmen sich in „Makulatur“ (Eröffnung 16.10., 17 Uhr; von 18.- 24.10. je 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn, Koproduktion im Rahmen des Programms „Städteübergreifende Residenz“ der Tanzplattform Rhein-Main) künstlerisch Randständigen und kreativen Überschuss, sammelten Ideen und Konzepte von Kolleginnen und Kollegen, die bislang zu einen Schubladendasein verdammt waren und entwickelten mit dem Architekt Jan Wind eine Installation, in der versteckte Teile des kreativen Prozesses räumlich erfahrbar gemacht werden. Daraus entwickeln sie im Winter 2017 ein Stück, das am Künstlerhaus Mousonturm und am Staatstheater Darmstadt zu sehen sein wird.

Die deutsch-koreanische Choreografin Olivia Hyunsin Kim bürstet mit viel Lust Genres und Körpertechniken gegen den Strich und interessiert sich für fortgeschriebene Stereotypen und Klischees sowie die darin fortgeschriebenen ungleichen Machtverhältnisse zwischen dem Eigenen und dem Anderen. Inspiriert von „Miss Saigon“, einer der erfolgreichsten Broadway-Shows, die zugleich zahlreiche Kontroversen über die Repräsentation asiatischer Frauen auslöste, imaginiert sie in „Miss Yellow and Me – I wanna be a musical“ eine ebenso groteske wie unterhaltsame Musical-Talentshow (Uraufführung 18.10.,  20 Uhr; 19.10., 19 Uhr; 20.10., 21 Uhr, MT-Koproduktion im Rahmen der Tanzplattform Rhein-Main).
„Heute mobben wir die Birds“ (5. & 25.10., 19 Uhr,  6. & 24.10., 11 Uhr & 2.11., 21.30 Uhr, All IN, ab 11 Jahre  Mousonturm-Koproduktion im Rahmen der Vermittlungsresidenz der Tanzplattform Rhein-Main) des Duos Janna Pinsker und Wicki Bernhardt ist eine Lecture-Performance, die in einem ebenso humorvollen wie aufregenden Experiment nicht nur in die Performance-Kunst einführt, sondern auch das omnispräsente Vernetzt-Sein und Kommunizieren thematisiert.

Weltweit gehen jedes Jahr 1,3 Millionen Gepäckstücke auf Flugreisen verloren, werden nicht abgeholt oder zurückgelassen und, wie die Katze im Sack, versteigert. Ein einsamer Koffer steht im Mittelpunkt des Geschehens in Aufgegebenes (Uraufführung 30.10. & 31.10., 20 Uhr, HTA / ALL IN ab 14 Jahren), dem theatralen Essay von Dorn ° Bering.

KONZERT

An der klassischen Harfe ausgebildet, entfernte sich die französische Musikerin Laura Perrudin (6.10., 20 Uhr, im Rahmen von Frankfurt auf Französisch – Frankreich Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2017) jedoch vom klassischen Repertoire und zählt heute zum jungen Nachwuchs des französischen Jazz. Mit einer chromatischen Harfe ohne Pedal kreiert sie mit großer Freiheit ganz eigene Harmonien und Kompositionen und beeindruckt darüber hinaus mit wunderbarer Soulstimme und akzentuierten elektronischen Arrangements.

Zum zweiten LOKAL Listener trifft Gregor Praml den vielseitigen Virtuosen und Meister des Akkordeons, Martin Wagner, einen der bekanntesten Jazzakkordeonisten Deutschlands. Mit Größen wie Helmut Eisel, Ulrich Tukur oder Konrad Beikircher spielte er bereits und tourte in den letzten Jahren mit dem Trio Tango Transit, gemeinsam mit Hannes Höhn (Kontrabass) und Andreas Neubauer (Schlagzeug), und einer ganz eigenen Fusion von Tango und Jazz. Wie dieser Weg verlief, das bringt die Matinee, auch musikalisch, zu Gehör.
Hinter Fortuna Ehrenfeld (14.10., 20 Uhr, Lokal im Mousonturm) steckt der Kölner Multiinstrumentalist und Tausendsassa Martin Bechler, ein außerordentlicher Komponist und ein eindrucksvoller deutscher Texter. Er spielt Popmusik für Erwachsene, die im schönsten Sinne verrückt ist, sicher auch aus seinem zweiten Album “Hey Sexy“, das im August 2017 erschienen ist.
Neu im Mousonturm:
Randständige Musik an der Schnittstelle von Experiment, Elektronik und sonischer Energie präsentieren an jedem dritten Donnerstag im Monat nach Sonnenuntergang das Frankfurter Tape-Label und Freizeitkollektiv MMODEMM und der Mousonturm unter dem Label „Der Geheime Salon“ : Erste Gäste sind die kanadische Produzentin RAMZi mit ihren Polyrhythmus-Collagen, bekannt durch ihre Releases auf 1080p Collection und Mood Hut, und die Frankfurter Formwandlerin und MMODEMM-Mitbegründerin Carl Simon an den Plattenspielern. Und das alles bei freiem Eintritt, für Suchende und Wissende, Produzenten und Dilettanten, auf ein Bier ein oder zwei! (19.10., 20.30 Uhr, Lokal)
Matthias Nadolny, Tenorsaxofonist mit eigenem, sehr persönlichen, durch ungeheuer viel Luft geprägten Ton, Jazz-Professor an der Universität der Künste in Essen, und Bob Degen, fester Bestandteil der Frankfurter Jazz Szene mit amerikanischen Wurzeln, 1994 mit dem Hessischen Jazzpreis ausgezeichnet für sein gekonntes Spiel zwischen Tradition und Moderne, sind Meister des musikalischen Doppelpasses und werden im Frankfurter Mousonturm ihre gemeinsame CD vorstellen: Matthias Nadolny & Bob Degen „You’re my every-thing“ (29.10., 12 Uhr, Lokal, im Rahmen des 48. Deutschen Jazzfestival Frankfurt).
Eines der weiteren Projekte des umtriebigen Londoner Saxofonisten Shabaka Hutchings ist die südafrikanische Band The Ancestors, mit der er zu einem tiefgründigen Vibe, nah am spirituellen Jazz von Ayler und Coltrane, findet und mit seinem ekstatischen ‚afro-futuristischen‘ Groove-Jazz das Genre auch für ein jüngeres Publikum öffnet. Shabaka and the Ancestors (29.10., 20 Uhr, im Rahmen des 48. Deutschen Jazzfestivals Frankfurt).

LESUNG
Max Küngs Kolumnen im Magazin des Tages-Anzeigers sind legendär und für viele seit Jahren ein steter Begleiter im Alltag, betrachtet doch kaum einer die alltäglichen, kleinen Dinge des Lebens aus so überraschenden Blickwinkeln. Max Küngs Lesung (Fr. 27.10., 20 Uhr, Lokal) dürfte mit den Greatest Hits seiner Kolumnen aus den letzten 20 Jahren und Anekdoten, die der Autor erst jetzt preisgibt, ein Fest für die große Max-Küng-Fangemeinde werden!
Für den weit gereisten Autor und preisgekrönten Journalist Alexander Gorkow gehört das „Hotel Laguna“ (28.10., 20 Uhr) zu den schönsten der Welt, wurde Heimat in der Fremde, in der die Familie zur Ruhe und zu sich fand und dem Fluglärm der Einflugschneise über einem Düsseldorfer Vorort entkam. Nach über 30 Jahren kehrt er nach Canyamel zurück, doch die Welt ist nicht mehr die alte. Ein leidenschaftliches, kluges und heiteres Buch, zugleich Familienroman und Mentalitätsgeschichte über unsere Urlaube, unser Land und unsere Sehnsüchte. Matthias Brandt und Alexander Gorkow lesen.
Auch 2017 präsentiert das Gastland der Buchmesse im Mousonturm ein spannendes Programm: Unter dem Motto Mousonturm auf Französisch – Programm
zur Frankfurter Buchmesse Ehrengast Frankreich drei Abende: Soirée #1,
Rythmes et Diversité (11.10., Haus und Lokal ab 19 Uhr/ Saalprogramm ab 20 Uhr) bringt Poetry Slam, Live-Zeichnungen, Performances und Party mit DJane, Dancefloor und kulinarischen Leckerbissen aus dem französischsprachigen Raum zusammen. In Soirée #2, Auteurs en performance: de la scène au dance floor (12.10., Haus und Lokal ab 19 Uhr/ Saalprogramm ab 20 Uhr) erproben sich Schriftstellerinnen und Schriftsteller in anderen Disziplinen, interaktiver Erfahrung mit einer Installation und treffen auf einen Puppenspieler. Die anschließende Party heißt Literaturball und die Hotshots der französischen Literaturszene stellen ihr Rhythmusgefühl als DJs und MCs unter Beweis! Soirée #3 präsentiert Comic & Electro (13.10., Haus und Lokal ab 19 Uhr/ Saalprogramm ab 20 Uhr). mit allen auf der Frankfurter Buchmesse vertretenen Comic-Schaffenden, interaktiven Aktionen, Autorinnen und Autoren, Konzerten und Sets bekannter DJs.

Wir freuen uns auf Ihre Akkreditierungen und sind für weitere Fragen gern für Sie da.

Künstlerhaus Mousonturm

—> download 170914_PM-Prog-Oktober.pdf