- 04.05.2016, 19.00 UhrEintritt frei
Einen Leichnam einäschern zu lassen ist im Libanon wegen religiöser Bestimmungen unmöglich. In Appendix berichtet Lina Majdalanie von ihrem radikalen Entschluss, das Gesetz zu umgehen und ihren Körper dennoch dem Feuer zuzuführen: Sie will sich nach und nach all ihre Organe entfernen und die Gliedmaßen amputieren lassen und sie als Kunstobjekte verkaufen. Die Konsequenz, mit der die Performerin diese Gedanken verfolgt und dabei den Blick auf jene Gewalt, die Religion und Staatsmacht auf den Körper des Individuums ausüben, fasziniert und schockiert. Wie in ihren vielen Kooperationen mit Rabih Mroué verschwimmen auch hier die Grenzen zwischen persönlichem Leben, Kunst und Politik. Die Aufführung von Appendix ist zugleich Lina Majdalanies Antrittsvorlesung zu ihrer Friedrich Hölderlin Gastprofessur an der Goethe-Universität Frankfurt.
In Französisch mit Deutschen und Englischen Übertiteln.
Biografie
Lina Majdalanie
Lina Majdalanie, geboren in Beirut (Libanon), arbeitet sowohl als Schauspielerin als auch als Regisseurin und Autorin. Sie entwickelte zahlreiche Produktionen, darunter u.a. „Biokhraphia” (2002), „Photoromance” (2009), „33 rpm and a few seconds“ (2012), „A Drop of Sweat“ (2015), „Appendice”, „Do I Know you?” (2017), „Borborygmus“ (2019) und „Last but not Last“ (2020). Darüber hinaus lehrte sie u.a. an der Haute Ecole d’Art et de Design in Genf, am DasArts in Amsterdam, an der Goethe-Universität Frankfurt und am Bard College Berlin. Majdalanie fragt in ihren Arbeiten nach Formen politischer Sprache in Zeiten der Globalisierung und der digitalen Technologie. Für verschiedene Institutionen kuratiert sie regelmäßig Programm, z.B. „Motion-Less“ (Tanzquartier Wien, 2009), „Beyond Beirut“ (Künstlerhaus Mousonturm, 2016) und „Relatively Universal“ (HAU, 2017).