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Jakob Simon wächst in der Zeit der großen Massenauswanderungen im Hunsrück auf. Sein Wunsch, die Hungersnot und Armut der Heimat zurück zu lassen und wie so viele aus seiner Region ein neues Leben in Brasilien zu beginnen, hält der 19-Jährige in einem Reisetagebuch fest, dem er sich wortgewandt und in epischer Länge regelmäßig anvertraut. Innerhalb eines von harter Arbeit und Überlebenskampf geprägten Alltags erscheint der romantisch veranlagte und umfassend gebildete Jakob wie ein Wanderer zwischen den Welten, wenn er sich, zum Ärger seines Vaters, der Arbeit in der Schmiede entzieht, um sich in der Natur der Lektüre und seinen vielschichtigen Tagträumereien über die neue Welt hinzugeben. Hier fliegt die Kamera in eigentümlicher Langsamkeit über die landschaftliche Schönheit des Hunsrücks Mitte des 19. Jahrhunderts und bringt durch die endlosen Kolonnen von Planwagen, die immer irgendwo aus dem Bildrand fahren, die Abkehr aus der treulosen Knechtschaft der Heimat in das vermeintlich paradiesische Traumland Brasilien und somit Deutschland als Auswandererland in Erinnerung.

Das Schwarz-Weiß-Drama von Edgar Reitz erhielt den Deutschen Filmpreis 2014 und ist die Vorgeschichte der weltberühmten Heimat-Familiensaga. Mit der 1981 bis 2012 entstandenen Heimat-Trilogie setzte Reitz als Vertreter des Neuen deutschen Films Maßstäbe für das dokumentarisch-filmische Erzählen.

Regie: Edgar Reitz * Kamera: Gernot Roll * Produktion: Christian Reitz, Margaret Ménégoz * Mit: Jan Dieter Schneider, Antonia Bill, Maximilian Scheidt, Marita Breuer u.a.

Spielfilm, D 2013, Dt. OF, 230 min.