
- 10.9.2017, 19.30 Uhr
- 11.9.2017, 19.30 Uhr
Ballett ist die führende Tanzkunst auf den Philippinen. Junge Tänzerinnen und Tänzer trainieren unermüdlich, um die schwerelosen Bewegungen der Prinzessinnen und Prinzen, die die Bühne des klassischen Repertoires bevölkern, perfekt auszuführen. Dieses Streben nach aristokratischer Leichtigkeit und Zurückhaltung hat im Inselstaat eine besondere Bedeutung. Mit großem Talent ausgestattet verlassen zahlreiche Tänzerinnen und Tänzer das Land, um bei Disneyland Hongkong zu arbeiten. Kontinuierlich verliert das Ballet Philippines, eine der wichtigsten Tanzkompanien des Landes, seine Solistinnen und Solisten an den selbst ernannten„happiest place on earth“, der mit finanziellen Anreize lockt.
Vor diesem Hintergrund entwickelt Jocson mit fünf jungen Tänzerinnen und Tänzern des Ballet Philippines ein Stück, das der feinen Linie, die die Prinzessinnen-Archetypen im klassischen Ballett mit denen der globalisierten Unterhaltungsindustrie verbindet, folgt und zugleich nach individuellen und kollektiven Glücksphantasien sucht. In YOUR HIGHNESS vermischt das klassisch ausgebildete Ensemble virtuos Ballett-Standards aus Giselle, Schneewittchen und Schwanensee mit Disneys Ausdrucksrepertoire. Es probt in einer endlosen Schleife sein mögliches Eintreten in die globale Glücks-Industrie – eine Fantasie-Welt, die auf Romantik und den Privilegien eines nie zu erreichenden, idealisierten Anderen beruht. YOUR HIGHNESS, das Europa-Premiere beim Internationalen Sommerfestival Kampnagel hat und dann weiter nach Zürich, Genf und Frankfurt tourt, ist die erste größere Ensemble-Arbeit von Eisa Jocson.
Mousonturm-Produktion
Biografie
Eisa Jocson
Eisa Jocson ist bildende Künstlerin und Choreografin mit Lebensmittelpunkt in Manila. Sie kam über den Pole-Dance zum zeitgenössischen Tanz. In ihren Stücken setzt sie sich mit den Verschränkungen von ‚Geschlecht‘, ‚affektiver Arbeit‘, ‚Migration‘ und ,Körperlichkeit‘ auseinander. Sie untersuchte die Ökonomien des Pole Dancing, eignete sich das Macho Dancing an – eine Form des hypermaskulinen erotischen Tanzens, die vornehmlich in philippinischen Schwulenbars praktiziert wird –, und untersuchte das Ausdrucks- und Bewegungsvokabular von Disney Figuren wie Schneewittchen, eine Rolle, die philippinischen Performer*innen in Vergnügungsparks verwehrt bleibt. Sie präsentiert ihre Stücke regelmäßig an renommierten Theatern und auf internationalen Festivals in Asien und Europa, wie Tanz im August, TPAM Yokohama, Zürcher Theaterspektakel und Frankfurter Positionen. 2018 erhielt sie den Culture Centre of the Philippines 13 Artists Award und 2019 den Hugo Boos Asia Art Award. In „Princess“, das sie 2017 im Rahmen der Frankfurter Positionen am Künstlerhaus Mousonturm produzierte, setzt sie sich ausgehend von Disneys Schneewittchen mit Ausschlüssen und Darstellungsökonomien innerhalb von Vergnügungsparks und der Performance von Glück auseinander. Im ebenfalls vom Mousonturm produzierten Quintett „Your Highness“ setzte sie diese Recherche fort. Beide Stücke sind Teil der Trilogie „Happyland-Series“. Das dritte Stück der Trilogie „Manila Zoo“ ist für April 2021 geplant.