- 15.05.2015, 19.00 Uhr€ 5 (Ticketinhaber Memory Eintritt frei)
Noch während ihrer Arbeit an Memory begannen Wen Hui und Wu Wenguang damit, ihre performative Form der Geschichtsforschung zu einem Projekt für die ganze Tanzkompanie zu erweitern: das Folk Memory Project entstand. 20 junge Theaterkünstler und Bühnentechniker begaben sich – mitunter erstmals in ihrem Leben – als „Geschichtssucher“ in über zehn chinesische Provinzen, zurück in die Dörfer, aus denen sie oder ihre Familien stammten. Dort suchten und interviewten sie Zeitzeugen der Großen Hungersnot der Jahre 1959-1961. Die unter dem Slogan „Großer Sprung nach vorn“ betriebene landwirtschaftliche Kollektivierung forderte durch Fehlsteuerung der Parteiführung zwischen 15 und 45 Millionen Tote. In einem Gespräch stellt Wu Wenguang anhand von Filmausschnitten die Arbeit am Folk Memory Project ausführlich vor. Die beiden bislang daraus hervorgegangenen Bühnenwerke Hunger und Listening to Third Grandmother’s Stories zeigt der Mousonturm Ende August im Rahmen
des Internationalen Sommerlabors, bei dem auch Wen Hui und Mitglieder des Living Dance Studio unterrichten werden.
In Englisch
Biografie
Living Dance Studio, Beijing
1994 gründeten die Choreografin Wen Hui und der Dokumentarfilmer Wu Wenguang die Pekinger Tanztheatercompagnie Living Dance Studio. Seitdem arbeitet das Kollektiv an der Schnittstelle von Kunst, Theater, Film und Tanz und erzählt in seinen oftmals mehrere Stunden andauernden Bühnenarbeiten von Maos Kulturrevolution, dem Leben der eigenen Vorfahren und der großen Hungersnot von 1959-1961. 2009 startete das Living Dance Studio ein Bildungsprojekt, in dem sie Dorfbewohner im Dokumentarfilmen ausbilden.