>
<
(c) Brian Hartley, (c) Moritz Freudenberg

Lange Zeit führen in Ligia Lewis‘ „choreografischer Komposition“ alle Linien nach unten. Die sieben Performer:innen schleudern sich, sie rutschen, fallen zu Boden, mal mit Anlauf und mal gestoßen. Man denkt an Unfallopfer und Fliegen an einer Windschutzscheibe, an Niedergeknüppelte und Gemordete und manchmal, tatsächlich, auch an Liebende und gestürzte Partygänger:innen am Ende einer viel zu langen Nacht. „Nigra sum sed formosa“ heißt es im alttestamentarischen Hohelied – „Schwarz bin ich, doch schön“. Ligia Lewis hat den Satz als Inschrift auf einer Schwarzen Madonna entdeckt. Er hat sie zu einem Abend inspiriert, der denjenigen gilt, die von der Geschichte im Schatten belassen wurden. Den Schwarzen und queeren Menschen, den nicht-normierten Körpern. Angelehnt an eine „Complainte“, ein Klagelied aus dem französischen Mittelalter, entwirft Lewis eine Bewegungs- und Klangpartitur, die in kaum je unterbrochener Rastlosigkeit das Abarbeiten dieser Körper an den Machtstrukturen der Mehrheitsgesellschaft erfahrbar macht. Hochassoziativ, überraschend oft trocken komisch und nie ohne einen Rest von Geheimnis, ist dies ein Abend, der geduldig erspürt, der erkundet und befragt werden will. Dann allerdings bohrt er sich ein mit seinem rasenden Stillstand, seiner stillen Raserei.

Altersempfehlung: 16+
Sprachen: keine Sprachkenntnisse erforderlich
Dauer: ca. 1 Stunde und 30 Minuten