Im Falle der aufstrebenden Band Postcards liegt es auf der Hand, den Reiz des Exotischen zu beschwören, doch würde man damit den Postcards keinesfalls gerecht. Der markante Dream-Pop der Band verrät seine Provenienz nie, tont vielmehr so, als wäre er vom Campus eines US-College ausgebüxt. Genau daran muss man ihn messen. Im Januar 2020 wird das zweite Album „The Good Soldier“ veröffentlicht. Rund um die sanfte und warme Stimme von Julia Sabra weben Gitarrist Marwahn Tohme und der Schlagzeuger Pascal Semerdjian einen sphärisch schwebenden Klangteppich mit dem sie die lyrischen Texte der Sängerin begleiten. Die erzählt zum Beispiel in einem der früheren Songs “All the places we will go” von den oft schwer erfüllbaren Träumen der Gruppe, die mit ihrer Musik so gerne hinaus in die Welt ziehen würde – wenn es denn nicht so schwierig wäre, von einem Land wie dem Libanon aus, die dafür fast überall nötigen Visa zu bekommen. Sie sehen genauso aus, wie ihre Altersgenossen in Europa oder den USA und sie träumen die gleichen Träume. “Bei uns im Libanon mag das Leben manchmal chaotisch sein, weil vieles nicht funktioniert”, sagt Pascal, “aber uns erscheint das völlig normal. Jeder versucht sein Leben so gut wie möglich zu organisieren. Wichtig ist, dass Du einen guten Freundeskreis hast.”