
- 03.09.2019, 19 UhrEintritt frei
Europa mit all seinem Wohlstand, seiner Industrialisierung basiert auf Kolonien. Die Machtverhältnisse sind bis heute sichtbar. Die Geschichte der Globalisierung ist eine der globalen Verflechtungen, bei der Europa und der Westen mehr und mehr in Frage gestellt werden. Das postkoloniale Erkenntnisinteresse ist dabei viel mehr als nur eine „Archäologie“ der Vergangenheit sondern spielt maximal in unsere Gegenwart hinein und erfordert neue Prämissen für unser Handeln. Ein kritisches Verständnis unserer Gegenwart ist erst durch die Genealogien des Postkolonialismus möglich. Welche Rolle kann dabei Europa spielen? Der Blick auf die Gegenwart Europas, des Europäischen, des Eurozentrismus sowie die Frage nach einem neuen postkolonialen Narrativ für Europa steht im Mittelpunkt der Diskussion. Bénédicte Savoy hat es am Beispiel der Restitutionsdebatte, die sie gemeinsam mit Felwine Sarr auslöste bewiesen, das ein radikales Handeln möglich und erforderlich ist. Fabiénne Sand erreicht über ihre Arbeit als Autorin und Bloggerin eine Zielgruppe die mit den klassischen Medien garnicht mehr aufgewachsen ist und schafft so in einer gänzlich neuen Community Bewusstsein für die Themen Eurozentrismus und Postkolonialismus. Gemeinsam im Gespräch mit Margarita Tsoumo wird über konkrete Handlungsmöglichkeiten nachgedacht und darüber was für neue Geschichten man braucht und sichtbar machen kann.
Sprache: Deutsch
Mit: Fabienne Sand (Autorin), Bénédicte Savoy (Kunstwissenschaftlerin, Mitverfasserin des Berichts zur Möglichkeit der Restitution von Kulturgütern französischer Museen an afrikanische Länder), Moderation: Margarita Tsomou (Autorin, Verlegerin, Dramaturgin und Kuratorin)
Cast & Credits
Gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie von der Bundeszentrale für politische Bildung.


Biografie
Bénédicte Savoy
Bénédicte Savoy, 1972 in Paris geboren, lehrt Kunstgeschichte an der TU Berlin und am Collège de France in Paris. Ihre Forschungsinteressen sind Kunst und Kulturtransfer in Europa, Museumsgeschichte sowie Kunstraub und Beutekunst. 2016 erhielt sie den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Bénédicte Savoy und der senegalesische Wissenschaftler und Autor Felwine Sarr haben im Auftrag von Emmanuel Macron untersucht, unter welchen Bedingungen afrikanisches Kulturgut von Frankreich an die Herkunftsländer zurückgegeben werden könnte. Am 23. November 2018 haben sie ihren Bericht übergeben.
Biografie
Margarita Tsomou
Margarita Tsomou ist promovierte Kulturwissenschaftlerin und arbeitet von Berlin aus als Autorin/Journalistin, Dramaturgin, Moderatorin und Kuratorin. Ab Januar 2019 ist sie Kuratorin für Theorie und Diskurs am HAU – Hebbel am Ufer in Berlin. Sie gibt die popfeministische Zeitschrift „Missy Magazine“ heraus und schreibt für Print und Radio („Die Zeit“, „taz“, „Spex“, „Frankfurter Rundschau“, WDR, SWR u.a.) und nimmt als Rednerin und Moderatorin regelmäßig an Paneldiskussionen teil u.a. mit Persönlichkeiten wie Chantal Mouffe, Josef Vogl, Saskia Sassen, Diedrich Diederichsen oder Annie Sprinkle. Zuletzt moderierte sie das Bühnenprogramm der Demonstration #UNTEILBAR, am 13. Oktober 2018. Zudem kuratiert sie Diskussionsveranstaltungen und Konferenzen. Zwei ihrer jüngsten Projekte sind etwa die Konferenz „Heimatphantasien – zur Konjunktur der Konzepte Heimat und Nation“ (2018) im Internationalen Sommerfestival Kampnagel oder die Veranstaltungsreihe der „Apatride Society“ im Rahmen des diskursiven Programms von Paul B. Preciado der Documenta 14. Im Februar 2018 erhielt sie ihren Doktortitel als Stipendiatin im künstlerisch-wissenschaftlichen Graduiertenkolleg „Versammlung und Teilhabe: Urbane Öffentlichkeiten und performative Künste“ (HafenCity Universität Hamburg/Fundus Theater/Kampnagel). Sie ist Teil der künstlerisch-aktivistischen Gruppe Schwabinggrad Ballett und des Verlags bbooks Berlin. Sie arbeitet zu queer-Feminismus und Sexualität, politischer Kunst, Performance-Theorie, Neue Medien und Demokratietheorie im Kontext der griechischen Schuldenkrise.