Nuno Ramos/Akira Takayama/Sandra Noeth/Anna Wagner
(São Paulo/Tokio/Berlin/Frankfurt a. Main)
Dramaturgical Perspectives #3: Strategies of Redistribution
auf deiner Couch
Gespräch
- 09.06.2020, 18 Uhr (MEZ)im Youtube-Livestream
In „Dramaturgical Perspectives #3“ diskutieren die Künstler Nuno Ramos und Akira Takayama zusammen mit Anna Wagner und Sandra Noeth Fragen der gesellschaftlichen und politischen Teilhabe im Kontext zeitgenössischer Erfahrungen von staatlicher Gewalt und Migration. Ausgehend von ihren Projekten „111 Vigilia, Canto, Leitura“ (2016) und „McDonald’s Radio University“ (2017) tauschen sie sich über performative und orts- und kontextspezifische Strategien aus und reflektieren über damit verbundene Bild- und Repräsentationspolitiken: Was kann Kunst der ungleichen Verteilung von körperlicher Unversehrtheit entgegensetzen? Wie kann sie zum Instrument werden, um gegen die Kollektivierung und Anonymisierung bestimmter Körper zu arbeiten?
Sprache: Englisch
Live stream via youtube
Alle Videos der Reihe sind bis zum 28. Juni 2020 hier abrufbar.
Cast & Credits
Live Streaming: jascha bernhard, sriram srivigneswaramoorthy, nyx.news
„Unversehrtheit: Conversations on the Integrities of the Body” ist ein Projekt von Künstlerhaus Mousonturm mit Sandra Noeth im Rahmen von „Corponomy – Politiken des Körpers in Tanz, Performance und Gesellschaft“, gefördert durch die Bundeszentrale für Politische Bildung, und im Rahmen von „DMT – Digitaler Mousonturm“, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser, unterstützt durch das Hochschulübergreifende Zentrum Tanz Berlin.



Biografie
Nuno Ramos
Nuno Ramos (geboren 1960 in São Paulo) hat Philosophie an der Universität von São Paulo studiert und ist als Maler, Zeichner, Bildhauer, Schriftsteller und Filmemacher tätig. Er lebt und arbeitet in São Paulo. Als Vertreter Brasiliens nahm er 1995 an der Biennale in Venedig sowie der Biennale in São Paulo (1985, 1989, 1994, 2010) teil. 2006 wurde er für sein Gesamtwerk mit dem Grand Award der amerikanischen Barnett Newton Foundation ausgezeichnet. Für sein Buch „Ó“ (2008) erhielt er den Preis Portugal Telecom de Literatura. In der finalen Phase des letzten brasilianischen Präsidentschaftswahlkampfs 2018 realisierte er mit großem Ensemble die Performance AOS VIVOS – DEBATE N.3 (TERRA EM TRANSE) im Instituto Moreira Salles als vielstündiges improvisiertes Live-Reenactment des brasilianischen Nachrichtenkanals Globo.
Biografie
Akira Takayama
Takayama (geboren 1969) gründete Port B 2002. Gemeinsam mit dem Kollektiv entwickelt er Projekte, die den bestehenden Rahmen des Theaters aufbrechen und sich kollaborativ mit anderen Medien vernetzen. Er arbeitet an der zeitgenössischen Form einer so genannten „Architektur des Theaters“, bei der er die Praxis des Theaters und des Publikums in die Gesellschaft und den städtischen Raum hinein erweitert. Takayamas zuschauerzentrierte Arbeiten sind der Versuch, ein Theater zu erfinden, das über den physischen Theaterraum hinausgeht, und sich als neue Plattform mit verändertem Funktionsrahmen in der Gesellschaft etabliert. In den letzten Jahren entwickelte er Arbeiten in diversen Genres, unter anderem Tourismus, Stadtplanung, Kunst, Literatur, Mode und Massenmedien. Dabei nutzt er Ideen des Theaters, um neue Potentiale in einem breiten Spektrum von Medien und Disziplinen zu erschließen.
Seine ersten Theaterarbeiten inszenierte Akira Takayama als Bühnenregisseur und brachte unter anderem mehrere Werke von Elfriede Jelinek zur japanischen Erstaufführung. Die von ihm zusammen mit dem Kollektiv PortB entwickelten Projekte entstehen zumeist in engen Kooperationen mit renommierten Kulturinstitutionen weltweit, wie zuletzt 2018 das großformatige partizipative Projekt „Our Songs“ für die Biennale of Sydney oder das fortlaufende Rechercheprojekt „Heterotopia“ für das Onassis Cultural Centre in Athen und die Sharjah Biennial in Beirut.
2014 entwickelten Akira Takayama / Port B zusammen mit dem Mousonturm das Projekt „EVAKUIEREN“, in dem über 30 S- und U-Bahn- Stationen in der gesamten Rhein-Main Region zu Startpunkten für individuelle Erkundungstouren zu verschiedenen gesellschaftlichen Communities und theatralen Ready-Mades wurden. www.evakuieren.de
2017 realisierte Takayama, ebenfalls in enger Kooperation mit dem Mousonturm langfristig entwickelt und produziert, seine Vision einer „McDonald’s Radio University“: Menschen, die erst kurz zuvor als Geflüchtete nach Deutschland gekommen waren, gestalteten dabei als „Professor*innen“ das mehrwöchige und umfangreiche Vorlesungsprogramm des Projekts auf Grundlage ihrer unterschiedlichsten Bildungshintergründe, Lebens- und Arbeitserfahrungen. www.mru.global
2019 brachte Takyama dann mit „WAGNER PROJECT – Die Meistersinger von Nürnberg“ bekanntesten Opern von Richard Wagner auf die Bühne des Mousonturm: „Die Meistersinger von Nürnberg“. Auf den Fundamenten der fiktiven Erzählung von Wagners Oper und ihren historischen Bezügen – einem Wettbewerb zwischen Sängern zur Zeit der Reformation – gründet Takayama eine School of Hip-Hop.
Akira Takayama ist seit 2014 assoziierter Künstler des Mousonturms.
Biografie
Sandra Noeth
Dr. Sandra Noeth, Professorin am HZT – Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin, arbeitet international als Kuratorin und Dramaturgin in freien und institutionellen Kontexten. Als Leiterin der Dramaturgie- und Forschungsabteilung am Tanzquartier Wien (2009–2014) entwickelte sie eine Reihe von Recherche- und Veranstaltungsprojekten zu Konzepten und Praktiken von Verantwortung, Religion, Integrität und Protest in Verbindung mit Körpern. Ein Schwerpunkt ihrer kuratorischen und wissenschaftlichen Forschung sind ethische und politische Perspektiven auf Körperpraxis und -theorie (siehe: „Violence of Inscriptions, ein Projekt zu Körpern unter strukturellen Gewalterfahrungen“, mit A. Zaides, 2016–18, HAU Hebbel am Ufer) und Dramaturgien im Kontext körperzentrierter Darstellender Künste. Sie ist Mitherausgeberin mehrerer Bücher zum Thema, wie z.B. „Bodies of Evidence: Ethics, Aesthetics and Politics of Movement“ (2018, mit G. Ertem, Passagen) oder des Periodikums SCORES (2010–16, mit Tanzquartier Wien). Ihre Dissertation (2018) beschäftigt sich mit der ineinandergreifenden Erfahrung von Grenze und von Kollektivität am Beispiel künstlerischer Arbeiten aus dem Libanon und aus Palästina („Resilient Bodies, Residual Effects“, transcript Verlag 2019).