Fri. 16.11.2012

PRESSEMITTEILUNG  

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen,

zum Abschluss des Jahres überschreiten wir die Grenzen unserer Wissensgesellschaft. Was gilt als verbürgt? Was müssen wir in Zweifel ziehen? Lange bevor Niels Ewerbeck wusste, ob aus seinen Umbauplänen für den Mousonturm etwas werden könnte, war bereits klar, dass es in den ersten Monaten der ersten Spielzeit den thematischen Schwerpunkt glauben zu wissen geben würde. Künstler und Kollektive, mit denen er seit Jahren in engem, freundschaftlich-inhaltlichem Austausch stand und gemeinsam Koproduktionen realisierte, hatten ihm allesamt Projektideen entlang dieser Frage vorgestellt: Was bedeutet all unser Wissen angesichts der unendlichen Fülle dessen, was wir immer noch zu glauben verurteilt sind?

Tine Van Aerschot berichtet von einer einschneidenden persönlichen Grenze, dem Tod einer Freundin und Arbeitspartnerin: 2009 wurde bei der Schauspielerin Tracy Wright Bauchspei-cheldrüsenkrebs im Endstadium diagnostiziert. Sie beschloss dennoch, so lange wie möglich weiterzuarbeiten und brach mit der Regisseurin Tine Van Aerschot in ein Abenteuer auf, das sie We are not afraid of the dark (Achtung Terminänderung: 4.12. und 5.12., am 6.12. ist keine Aufführung) nannten. Aus den Aufzeichnungen ihrer Gespräche und literarischen Beispielen des Überlebens unter unwirtlichen Umständen entwickelte Tine Van Aerschot die Text-grundlage der Performance.

Der Autor David Van Reybrouck sprach auf seiner Kongoreise mit  Missionaren und verdich-tete ihre Lebenserfahrungen zu einem ergreifenden Theatermonolog. In seinem international gefeierten Stück Mission (7., 8.12.) erzählt ein belgischer Missionar, brilliant gespielt von dem flämischen Schauspielstar Bruno Vanden Broecke, wie er sich als junger Mann einer Aufga-be verschrieben hat und am Ende seines Lebens, nach 50 Jahren Mission im Kongo, innerlich zerrissen ist zwischen den eigenen Moralvorstellungen und seinen Verstrickungen in eine zutiefst widersprüchliche Welt.

Für einen fundamentalen Disput über die Grundlage der europäischen Glaubens- und Kichen-geschichte versammelt norton.commander.productions. die scharfkantigsten Vertreter der deutschen Performance- und Schauspiel-Szene, u.a. Hermann Beyer, Irm Hermann, Otmar Wagner, Angie Reed, Veit Sprenger und beschäftigt sich im  zweiten Teil ihres Projektes X Gebote Teil II (12.,13.12.) mit der Frage nach der Existenz Gottes. Ist “Gott”  jene höhere Au-torität, die für ein stabiles Wertesystem sorgt und dessen Abwesenheit moralisches Chaos und ethischen Relativismus zur Folge hat? Oder eine selbstbetrügerische Illusionsmaschine, eine Bank mit unbegrenztem Kredit, solange man daran glaubt? In einem Archiv aus 50 Plat-tenspielern und tausenden Schallplatten suchen Sie den passenden Soundtrack für den Be-weis ihrer Thesen.

Wohin bewegen wir uns, wenn alle Richtungen offen erscheinen? Gemeinsam formulieren die Frankfurter Choreografin Antje Velsinger und die Berliner Tänzerin und Choreografin Lea Martini in ihrer Choreografie and the boat goes backwards (13., 14., 15.12.) ein Inventar neuer Praktiken im Umgang mit einer unsteten Zukunft. Antje Velsinger studierte Tanz in Berlin und arbeitete mit verschiedenen Choreografen und Kompanien in Bonn, Berlin, Hamburg und der Schweiz und nimmt derzeit am MA-Programm Choreographie und Performance in Gie-ßen/Frankfurt teil.

Showcase Beat le Mots Stück Alles (15., 16.12.) geht aufs Ganze, ist Performance, Konzert, Seminar, Suppenküche und Bar zugleich und klärt drei bisher ungelöste Fragen der Mensch-heit: Erstens: wie man aus Scheiße Gold macht. Zweitens: wie man einem Lehmklumpen Le-ben einhaucht. Und drittens: wie man ein Perpetuum Mobile baut. Das Sachwissen des Publi-kums wird fachübergreifend auf den letzten Stand gebracht und alle existentiellen Dilemmas im Handumdrehen erledigt wenn sich Maori-Eurythmisten, Magier, Filibusterredner, Suppen-köche, Golems und Homunculi über die schönsten und unsinnigsten Umwege zur Erlösung streiten.

Zum Abschluss des Jahresprogramms schreibt sich die englische Theatergruppe Forced En-tertainment mit Tomorrow’s Parties (20.,21.12.) ihre Zukunftsvisionen von der Seele: In virtuosem Story-Telling berichten sie von realistischen Szenarien und fiktiven Möglichkeiten und die daran geknüpften Hoffnungen, Ängste, Klischees und Fantasien und erweisen sich wieder als Meister ironischer Zuspitzung und durchsichtiger, jedoch doppelbödiger Leichtigkeit.

Zu Ehren unseres verstorbenen Intendanten und Geschäftsführers laden wir Sie herzlich zu einem Abend für Niels Ewerbeck am Donnerstag, den 20. Dezember 2012, um 18:30 Uhr in das Künstlerhaus Mousonturm ein.

Stadtrat Prof. Dr. Semmelroth (Dezernent für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main), Martine Dennewald und Marcus Dross (interim. künstlerische Leitung Künstlerhaus Mousonturm) sowie der Künstler Tim Etchells (Forced Entertainment) werden Niels Ewerbeck würdigen.

Im Anschluss an die Gedenkfeier findet um 20 Uhr die Vorstellung Tomorrow‘s Parties von Forced Entertainment statt.

Wir bitten um frühzeitige Akkreditierung für die Aufführung von Tomorrow‘s Parties am 20.12.

Ausführliche Informationen und Fotos zum Download finden Sie auf unserer Webseite
www.mousonturm.de.

Wir wünschen Ihnen eine schöne Zeit und freuen uns auf Ihren Besuch!
Künstlerhaus Mousonturm

Pressekontakt Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main

Gabriele Müller (Leitung PRÖ)      
gabriele.mueller@mousonturm.de
+49. 69. 40 58 95-41 

Elke Lötterle (Akkreditierungen)         
elke.loetterle@mousonturm.de
+49. 69. 40 58 95-42

Hanna Knell (Online Kommunikation)
hanna.knell@mousonturm.de
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