Wed. 04.10.2017

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

der brasilianische Choreograf Alejandro Ahmed und sein Tanzkollektiv Cena 11 sind mit ihrem hochenergetischen, rigorosen Tanzstil Legende und begeisterten das Frankfurter Publikum 2016 mit „Monotony of Approach and Fugue to Seven Bodies”. Sie zeigen jetzt das vom Mousonturm koproduzierte neue Stück „Protocolo Elefante“ (8. & 9.11., 20 Uhr), eine Choreografie für acht Tänzerinnen und Tänzer, die voller Wucht von der Spannung zwischen Zugehörigkeit und Isolation erzählt. Inspirieren ließ sich Ahmed vom Verhalten der Elefanten, die ihre Herde verlassen, sobald sie den Tod nahen spüren.

Auch Ian Kaler & Planningtorock wurden in Frankfurt gefeiert mit „o.T. | (gateways to movement)“ auf der Tanzplattform Deutschland 2016. Im letzten Teil der Trilogie, „o.T. | (Incipient Futures)“ (29. & 30.11., 19.30 Uhr), sind der Tänzer und House-Spezialist Stéphane Peeps Moun und die Perkussionistin Joy Leah Joseph dabei. In dieser Konstellation gelingt dem Quartett ein rhythmisch-temporeiches, Musik und Tanz auslotendes Ereignis, das die von der Künstlerin und Bühnenbildnerin Stefanie Rausch geschaffene Arena in einen utopischen Raum für Nahbegegnungen verwandelt.

Das Ensemble Modern und die Choreografen Kiriakos Hadjiioannou und Fabrice Mazliah nehmen sich Hölderlins Hyperion, seinen halluzinatorisch-euphorischen Zuständen und seiner Sehnsucht nach einer vollendeten Welt an. In ihrem Werk „Hyperion – Higher States, Part 2“ (Uraufführung 22., 21 Uhr & 27. & 28.11., 20 Uhr) schaffen sie eine Performance in Brief-Akten, die als verfremdete Adaption des Romans sowohl die Isolation des Eremiten-Daseins als auch die Höhenflüge des Geistes und der Lust sowie sein Festhalten an der Hoffnung in Bewegung und Klang transformiert. Im Rahmen von „cresc… Biennale für Moderne Musik Frankfurt Rhein Main 2017“.

Sind Jetse Batelaan und sein Theater Artemis auf der Bühne, ist das eine Einladung an die erweiterte Familie. Alle kommen auf ihre Kosten! Heißt das Stück auch noch „Vorstellung, in der hoffentlich nichts passiert“ (1.11., 11 Uhr & 2.11., 14:30, ALL IN ab 8 Jahre), hängt die Latte hoch: Niemand soll die Bühne betreten! Ein Wachmann passt genau auf, ist aber eigentlich auf der Suche nach sich selbst. Ein Augenblick stolpert, ein Detail wird übersehen … die Mischung ist implosiv! Selten werden auf so irrwitzige und verblüffende Weise die unaufhaltsamen Kräfte des Theaters freigesetzt wie in Batelaans Klassiker.

Ein enigmatisches Spiel inszeniert der chilenische Autor und Regisseur Guillermo Calderón um Jorge Mateluna, einen ehemaligen Guerillero der chilenischen Frente Patriótico Manuel Rodríguez (FPMR). Für sein Stück „Escuela“, das sich mit dem Erbe der Militärdiktatur Pinochets auseinandersetzte, hatte der Regisseur Interviews mit ihm geführt. Doch während der Aufführungen wurde der Guerillero wegen vermeintlicher Teilnahme an einem Banküberfall erneut verurteilt. Die Realität bricht in die Kunstwelt ein und Calderón fragt in
„Mateluna“ (14. & 15.11., ALL IN ab 12 Jahre ) danach, wie sich künstlerisches Handeln und politische Gewalt gegenüberstehen.

„Heute mobben wir die Birds“ (2.11., 19.30 & 21.30 Uhr, All IN ab 11 Jahre) ist eine  MT-Koproduktion im Rahmen der Vermittlungsresidenz der Tanzplattform Rhein-Main des Duos Janna Pinsker und Wicki Bernhardt. Eine Lecture, Chorerografie und Performance, die humorvoll, aufregend und experimentell in die Performance-Kunst einführt. Dabei thematisiert sie das omnispräsente Vernetzt-Sein und stete Kommunizieren und das zwiespältige Glück der Freiheit, für einfach alles einen Sinn zu (er-)finden.

Das Frankfurter Autorenforum für Kinder- und Jugendtheater 2017 lädt zu einer kritisch-leidenschaftlichen Reflexion aktueller Entwicklungen und Fragestellungen ein: Für wen macht sich Theater stark? Wie können inklusive Theaterangebote der Exklusivität des Theaters entgegenwirken? Wie kann Theater für junges Publikum in Zukunft aussehen? „Spielräume für politisches Handeln – Kinder- und Jugendtheater in einer sich wandelnden Gesellschaft“ (2.-4.11., Konferenz, ausführliches Programm & Anmeldung bis 27.10. unter www.kjtz.de / € 100 / erm. € 50).

Seit 2016 bietet die internationale Forschungsresidenz „next generation workspace“ zwölf jungen Künstlerinnen und Künstlern über jeweils ein Jahr die Möglichkeit, sich mit dem Theater für ein junges Publikum auseinanderzusetzen. Anhand ausgewählte Aufführungen des Festivals „Starke Stücke“ werden eigene künstlerische Positionen und neue Konzepte, Forschungen und Präsentationsformen reflektiert. Workspace Live (2.11., 19.30.-22.30 Uhr, Einlass durchgehend) bietet Einblicke in die Arbeiten des aktuellen Jahrgangs. Von und mit: Meike Hedderich, Ksenia Ravvina, Mara Gange, Lana Coporda, Mthokosisi Zulu, Ossian Hein, Monika Kosik, Arthur Romanowski, Rana Ghaderi, Anne Kapsner, Anne Mahlow, Maud Haddon. 

Migration ist eines der dringlichsten gegenwärtigen Themen. Die Lebensrealitäten migrierender Frauen werden jedoch medial selten thematisiert und über geschlechtsspezifische Gründe von Flucht wird wenig gesprochen. Im Rahmen der Recherchen für ihre neuen Arbeit „Who Moves?!“, dem zweiten Teil der Trilogie „What is the plural of crisis – ein Krisenbericht in verteilten Rollen“, laden Swoosh Lieu zur Diskussion über „Feministische Perspektiven auf Migration – Diskurse, Positionen, Aktionen“ mit Gäst*innen (7.11., 19.30 Uhr).

Mit ihrer Live-Installation „Worktable“ (8.–18.11., ALL IN ab 14 Jahre, ab 8 Jahre in Begleitung von Erwachsenen Foyer, 18–23 Uhr; 12.11., 12–19 Uhr, nicht am 13.11.) macht die Performance-, Theater-, Video- und Installationskünstlerin Kate McIntosh das Publikum zu künstlerischen Komplizen, gibt Werkzeuge und Sicherheitsbrillen aus und schickt es über mehrere Stationen durch den Mousonturm. Mit Instruktionen ausgestattet entscheidet man unterwegs an den jeweiligen Objekt selbst, ob die Dinge aus der Form gebracht oder ihrer eigentlichen Bestimmung enthoben werden.

Das Konzept der Anthropophagie spielt in der Ethnologie des Amazonas-Gebiets eine wichtige Rolle wie auch in den brasilianischen Avantgarden des 20. Jahrhunderts, denen der Schriftsteller Oswald de Andrade 1928 mit einem „Anthropophagen Manifest“ die Richtung vorgab. Darüber debattieren Eduardo Viveiros de Castro, einer der wichtigsten Ethnologen der Gegenwart, der Berliner Journalist, Philosoph und Biologe Cord Riechelmann und der Berliner Philosoph Oliver Precht am Themenabend der Reihe „Tropical Underground. Avantgarde und Anthropologie in Brasilien“ (16.11., 18 Uhr) des Instituts für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität mit dem Museum für Weltkulturen und dem Kino im deutschen Filmmuseum.

KONZERT & LESUNG

The Residents, Ikonen der experimentellen, performativen Musik, gehören zu den „30 Artists You Need To See“ beschied der Rolling Stone. Nach rund 500 Songs und über vierzig Studioalben kommen die stets anonym auftretenden, Avantgardisten aus San Franscisco mit „In Between Dreams” (6.11., 20 Uhr), ihrem neuen Bühnenprogramm, zu einer ihrer raren und spektakulären Live-Shows in den Mousonturm. Vorab Telefon-Interviews mit Homer Flynn sind möglich! Bitte wenden Sie sich an gabriele.mueller@mousonturm.de

Kunst war das Gebot der Stunde im Kreuzberg Anfang der 80er Jahre, einem surrealen Ort mit Künstlern, Hausbesetzern und Punks. In diese Zeit setzt Sven Regener, Autor des Erfolgsromans „Herr Lehmann“ und des dazugehörigen Drehbuchs zur Verfilmung mit Christian Ulmen und Mitglied der Berliner Band Element of Crime, die Protagonisten seines neuen Romans. Schräge Vögel in einer schrägen Welt machen „Wiener Straße“ (10.11., 20 Uhr) zu einem lustigen, bizarren Hörvergnügen.

Seit seinem Start an Musikkonservatorien und in L.A. Gay Bars ist Dorian Wood (11.11., 21 Uhr) mit seiner umwerfenden Stimme auf den Bühnen der Theater, Galerien, Clubs und Festivals dieser Welt angekommen. Variationsreich und meist im Feldzug gegen die Vorurteile dieser Welt, ist er jetzt mit seinem neuem aufwühlenden, nach Swans und Chavela Vargas klingenden Album „XALÁ“ auf Tour, das er erstmals komplett in seiner Muttersprache Spanisch mit dem Perkussionisten Marcos Junquera und dem Kontrabassisten Xavi Muñoz aufgenommen hat.

Zum dritten LOKAL Listener trifft Gregor Praml den gefragten Instrumentalisten Oliver Leicht (12.11., 11 Uhr), seit 2005 festes Mitglied der hr-Bigband und erfolgreich mit der Band [re:jazz] um den Pianisten Matthias Vogt. Mit seinem eigenen Ensemble [Acht.] hat Oliver Leicht bereits drei CDs veröffentlicht, sein jüngstes Projekt aber ist die Konzertreihe „Der temporäre elektronische Salon“ und in diesem Bereich werden sich Praml und Leicht, zwischen Effektgeräten, Loops und Improvisation, auch musikalisch treffen.

Das Frankfurter Tape-Label MMODEMM, an randständiger experimenteller Musik zwischen Elektronik und sonischer Energie orientiert, lädt zum zweiten
Geheimen Salon die New Yorker Musikerin Hiro Kone (16.11., 20.30 Uhr) in dem Turm. Mit Synthesizer und Modular kreiert sie Industrial Minimalism und New Age-Klänge mit sattem Punk-Background. Unterstützt wird sie Live vom DJ und Produzenten James Dean Brown und seinem Electrofunk und Prototype Techno, den er in den Achtzigern unter dem Namen Hypnobeat aufnahm.

Midori Takadas  musikalisches Schaffen umspannt zahlreiche Solo-, Gruppen- und Theaterarbeiten, sie erforschte traditionelle asiatische und afrikanische Rhythmen und integrierte diese in ihre kontemplativen Kompositionen und schuf meisterliche Alben, darunter den Klassiker „Through The Looking Glass“(1983) und „Lunar Cruise“ (1990), die dieses Jahr neu aufgelegt worden sind. Das Live-Konzert Midori Takadas (17.11., 20 Uhr) dürfte beeindruckend werden.

Um Katie von Schleichers (18.11., 20 Uhr) erstes, poppiges Album „Bleaksploitation“ rankten sich Legenden, produzierte die Amerikanerin es doch furchtlos als Praktikantin bei Ba Da Bing Records. Mit ihrem nächsten, „Shitty Hits“, überzeugt sie mit kompromisslosen, emotional packenden Songs, wie auch anderen, die einen sorgenfrei in den Sonnenuntergang träumen lassen.

Als stets am Abgrund balancierend hat Tobias Bamborschke, Sänger und Gitarrist der Band Isolation Berlin, sein Publikum fest im Griff. Nun hat er einen Gedichtband herausgebracht und schafft es in „Mir platzt der Kotzkragen – Gedichte, Gedanken und Spelunken“ (19.11., 20 Uhr) lakonisch die Schwermut eines nach Glück ringenden Goldfisches in knappe Sätze zu fassen. Und unterhielt das Publikum beim Berliner „Writer ́s Thursday” damit bestens.

Psychedelische, elektronische Loops, rockige Riffs und metallische Beats, nah an Mogwai oder Tortoise, durchsetzen Jambinai (21.11., 21 Uhr), 2009 in Seoul gegründet, mit fernöstlichen Harmonien und kreieren ihren eigenen elektrisierenden Post-Rock auf klassischen koreanischen Instrumenten. lwoo Lee (Gitarre und Piri), Bomi Kim (Haegum) und Eun Young Sim (Geomungo) begegneten sich auf der Kunsthochschule, hatten bei den wichtigsten Festivals umjubelte Auftritte und kommen zum explosiven Konzert jetzt in den Turm.

Im Jahr 1996 klopfte der schwedische Jay-Jay Johanson (23.11.,20 Uhr) erstmals zart ans Trommelfell, ein junger Mann aus dem kühlen Norden, fasziniert vom Bristoler Trip-Hop von Portishead. Sein erstes, vielversprechendes Album, „Whisky“, ruft mit den melancholischen Texten und Melodien Lee Hazlewood, Popsongs von Talk Talk und Nilsson in Erinnerung, andererseits den Cool Jazz John Coltranes und Johnny Hartmans, Spuren, die mit entsprechenden Samples wieder im Jetzt landen.

John Niven machte mit den „The Wishing Stones“ Musik, studierte Englische Literatur in Glasgow und wandte sich 2002 dem Schreiben zu. In „Alte Freunde“ (24.11.,19 Uhr) erzählt er die Geschichte zweier gegensätzlicher Männer: Alan, in der Schule von allen ignoriert, avanciert zum erfolgreichen Gourmetkritiker und Bestsellerautor, der ehemalige High School Star Craig dagegen landet auf Londons Straßen. Sie begegnen sich wieder, Alan greift dem alten Freund unter die Arme und will ihn auf die richtige Bahn bringen, doch wieder kommt es ganz anders als erwartet. Moderation & Lesung der dt. Passagen: Nagel.

Andreas Doraus zehntes Studioalbum „Die Liebe und der Ärger der Anderen“ ist das psychologisch durchtriebenste Album deutscher Sprache dieses Sommers. Produziert und geschrieben von und mit Freunden wie Carsten Friedrichs, Maurice Summen, Francoise Cactus, Wolfgang Müller, T.Raumschmiere oder Snap! schuf Andreas Dorau (24.11., 21 Uhr) einen musikalischen Wolpertinger, vorne freundlich, hinten böse, auf dem sich Dance und Pop, House und Zuhause-Elektronik, Beat, Wave und Softrock fröhlich treffen.

Rauschende Synthesizer und hämmernde E-Drums, minimalistische Soundteppiche, Noise-, Wave-, und Gothic–Sounds – Nika Roza Danilova alias Zola Jesus (25.11.,21 Uhr), Amerikanerin aus Wisconsin mit ukrainischen Wurzeln, macht lupenreine Popmusik. Ihre ausdrucksvollen Stimme fällt auf und in ihrem Hinterkopf scheinen Joy Division, The Residents, Schopenhauer, Nietzsche und Dostojewski zu spuken. Mit dem neuen Album „Okovi“ kommt sie zum ersten Mal nach Frankfurt.
open mike, der wichtigste literarische Nachwuchswettbewerb, wird jährlich in Berlin ausgetragen und gilt als „Türöffner“.

Die Sieger*innen machen auf ihrer Lesetour nach Wien, Frankfurt und Bern mit der „open mike-Preisträgerlesung“ (30.11., 20 Uhr) zum zweiten Mal in Frankfurt Station, zwischen Sesseln und Brokat, zu Softdrinks oder harten Sachen im Mousonturm-Lokal. Eine Veranstaltung des Haus für Poesie und der Crespo Foundation in Kooperation mit dem Hessischen Literaturforum im Mousonturm, Informationen: hlfm.de.

Weitere Informationen und Fotos zum Download finden Sie auf www.mousonturm.de.

Wir freuen uns auf Ihre Akkreditierungen und stehen für Interviewanfragen und Weiteres gern zur Verfügung.

Herzliche Grüße

Künstlerhaus Mousonturm

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