Di. 19.02.2013

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

unter dem Motto ÜBERnatürlich feiert der Mousonturm im März Wunderlichkeiten der menschlicher Natur, beginnend mit This Magic Moment (Uraufführung Fr. 1.3., Sa. 2.3., So. 3.3.) der Frankfurter Regisseurin Susanne Zaun. Sie wagt sich aufs Glatteis menschlicher Paarbildungsstrategien und der spektakulären Überhöhung der dabei auftretenden Gefühle. Kein anderes Terrain unserer Kommunikation ist so hochgradig determiniert und kontaminiert mit bildlichen, räumlichen, gestischen und vor allem sprachlichen Darstellungen, die jeder noch so eigen empfundenen Äußerung vorauseilen oder nachjagen. Susanne Zaun seziert die kollektive Sehnsucht nach dem Pathos des Augenblicks und untersucht gemeinsam mit ihrem Ensemble die Inszenierung vermeintlich natürlicher, als romantisch angenommener Gefühle.

Im Rahmen ausgesuchter Aerowaves-Produktionen zeigt der norwegische Tänzer und Choreograf Ludvig Daae in MM (Sa. 2.3., So.3.3.) ein virtuelles Duett mit sich selbst: Während er als Choreograf so fachkundig wie nonchalant über sich selbst und seine Arbeit spricht, tritt auch Ludvig Daae, der Tänzer auf. Im Doppelpack versuchen sie dreißig Minuten lang, das Beste aus Ludvig Daae herauszuholen, den lässigen Witz, den zurückgenommenen Charme, die einzigartige Bewegungsqualität, die Ludvig Daae ausmacht. Nach einem Jahr Ausbildung an der königlich schwedischen Ballettschule wechselte Ludvig Daae zum zeitgenössischen Tanz und der Ausbildung am renommierten Performing Arts and Training Studio (P.A.R.T.S.) in Brüssel. Neben seinem Solo im März wird Ludvig Daae auch im Mai in Undertone von Sidney Leonie am Mousonturm zu sehen sein.

Ebenfalls im Rahmen von Aerowaves zeigen wir von dem in Israel und in den Niederlanden arbeitenden Choreografen Mor Shani Flatland (Fr. 8.3., Sa. 9.3.), in dem ein Schauspieler und zwei Tänzer eine Geschichte von höchster Dramatik mit dem Einsatz minimaler Mittel erzählen: Ein Neurologe erleidet einen Schlaganfall und wird sein eigenes Forschungsobjekt. Die verheerenden Ereignisse in seinem Gehirn werden Minute für unerträgliche Minute beschrieben. Als eine Hälfte des Gehirns schließlich lahmgelegt ist, stellt sich heraus, dass sich der Neurologe mit halbem Gehirn glücklicher fühlt als mit ganzem. Das Glück hat den Preis einer Gehirnhälfte, aber auch den Preis zwischen sich selbst und dem Rest der Welt unterscheiden zu können. Humorvoll und bisweilen bitter stellt Flatland die Frage, ob wir gewillt sind, diesen Preis zu zahlen.

Als dritte Aerowaves-Arbeit präsentieren Simon Tanguy, Roger Sala Reyner und Aloun Marchal die Tanzperformance Gerro, Minos and Him (Fr. 15.3., Sa. 16.3.). Drei Männer vor Publikum verbringen die Zeit miteinander, sie spielen miteinander, mit ihren Körpern, ihrer Vorstellungskraft und mit dem leeren Raum, der sie umgibt. Ihre Spiele kippen vom Harmlosen ins Bedrohliche, vom Scherzhaften ins Brutale, vom Zärtlichen ins Absurde und beruhigen sich wieder. Gut aufgehoben, das vermittelt dieses Tanztrio, ist man nur zwischen zwei anderen. Und da wird es manchmal ganz schön eng.

Wegen großer Nachfrage haben wir First Life – ein Melodram (Fr. 8.3., Sa. 9.3.) von Verena Billinger & Sebastian Schulz wiederaufgenommen – dieses Mal mit vorherigem Warm Up für Zuschauer. Die Choreografin und Performerin und der Frankfurter Choreograf und Tänzer beschäftigen sich in ihrem Stück damit, dass zwei Menschen auf der Bühne immer zusammen gedacht werden: Sie geben sich als Liebespaar aus, als geschiedene Leute, erzählen von realen und fiktiven Beziehungen, von Liebe, Schmerzen und Gesellschaft.

Die Tänzerin und Choreografin Simone Aughterlony und der Schauspieler und Performer Phil Hayes tun, was sie sagen, und sie sagen, was sie tun. In Show and Tell (Fr. 15.3., Sa. 16.3) setzen sie die fragile Beziehung zwischen Sprache und Bewegung aufs Spiel. Selbst schon ein ungleiches Paar, gehen sie der vorgeblichen Rangordnung beider Kommunikationsformen nach und machen das Publikum zum Komplizen in ihren so komischen wie abgründigen Ver-suchen, die Verflechtung von Körper, Stimme, Handlung und Bedeutung zu entwirren. Was auf den ersten Blick wie eine forcierte Trennung erscheint, entpuppt sich als Einladung an das Publikum, die Möglichkeiten zweier unterschiedlicher Formen von Aufmerksamkeit wahrzunehmen: Wir begegnen der (his)story eines Körpers und einem Körper, der (her)story erzählt.
Show and Tell ist der erste Teil einer Trilogie, in der Simone Aughterlony der Biografie eines Körpers anhand von existenziellen Zuständen folgt.

 

a critical mass – alles tanzt

März bis Juni 2013 im Künstlerhaus Mousonturm

Kritische Massen entstehen in der Kernphysik. Sie bilden sich in sozialen, wirtschaftlichen und politischen Kontexten. Eine lose Ansammlung, ein unscheinbarer, vermeintlich wirkungsloser Haufen – und von einem auf den anderen Augenblick entsteht eine Verdichtung, reicht ein Funke, eine Geste, ein Gedanke, ein Moment, und gewaltige Energien werden freigesetzt. Im Rahmen des Programmschwerpunkts a critical mass – alles tanzt, ermöglicht durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain, präsentiert und koproduziert der Mousonturm dieses Frühjahr herausragende Tanzprojekte und choreografische Performances. Die Aufführungen thematisieren gesellschaftliche und künstlerische Prozesse, in denen sich Material, Handlung und Kommunikation so verdichten, dass sie sich plötzlich eigendynamisch und hoch energetisch weiterentwickeln. Wirkung und Intensität vervielfachen sich, sie überschreiten die ur-sprünglich kalkulierten Absichten. a critical mass – alles tanzt setzt auf jenen Moment, in dem aus dem Vorhaben Einzelner heraus ein Kollektiv erfasst und zu einer gemeinschaftlichen Bewegung wird.

Die Programmreihe startet mit Jan Fabres Drugs kept me alive – Solo created for and with Antony Rizzi (Do. 21.3., Fr. 22.3., Sa. 23.3.). Nach über 20 Jahren der Zusammenarbeit hat der belgische Universalkünstler Jan Fabre diesen ekstatischen Monolog dem Ausnahmeper-former Antony Rizzi auf den Leib geschrieben. Einem schlagfertigen Seiltänzer über schwindelndem Abgrund. Einem Mann, der in seinem Leben nichts ausgelassen hat und dabei immer wieder dem Tod von der Schippe gesprungen ist. Als Geheimwaffen dienen ihm sein halsbrecherisches Tempo, sein Humor und zahlreiche Komplizen, die so illustre Namen wie Ecstasy, Ketamin, GBH, Poppers, Speed, Kokain oder 2C-B, 2C-1, 2C-7 tragen. Das Einzige, was ihn jedoch wirklich am Leben erhält, ist sein Bedürfnis nach Intensität und Rausch.

Eine Pressekonferenz zu a critical mass – alles tanzt findet Mitte März statt – Einladung folgt.

 

Programm März 2013 – Terminübersicht

Susanne Zaun (D)
THIS MAGIC MOMENT
oder
also Sie sehn schon echt fett aus in dem Kleid nehmen Sie doch lieber das andere
Uraufführung Fr. 1.3. * Sa. 2.3., 20.00 Uhr * So. 3.3., 19.00 Uhr
Künstlergespräch am Sa. 2.3. in Anschluss an die Aufführung
PERFORMANCE / THEATER
In deutscher Sprache.
Mousonturm-Koproduktion

AEROWAVES
Ludvig Daae (NO/SE)
MM
Sa. 2.3., 19.00 Uhr * So.3.3., 18.00 Uhr
TANZ / VIDEO
In englischer Sprache
Aerowaves im flotten 3er Pack: € 30,- / erm. € 15,- nur an der Kasse oder telefonisch unter 069.405859-20.

AEROWAVES
Mor Shani (IL/NL)
Flatland
Fr. 8.3. * Sa. 9.3., 20.00 Uhr
Künstlergespräch am Sa. 9.3. im Anschluss an die Aufführung
TANZ / PERFORMANCE
In englischer Sprache
Aerowaves im flotten 3er Pack: € 30,- / erm. € 15,- nur an der Kasse oder telefonisch unter 069.405859-20.

AEROWAVES gefördert von Tanzlabor_21 Tanzbasis_Frankfurt_Rhein Main

Warm Up – das Aufwärmtraining für Zuschauer von First Life – ein Melodram Sa. 9.3., 18.00 Uhr
* Studio 2, Teilnahme in Verbindung mit einer Eintrittskarte zu First Life – ein Melodram
Warm Up gefördert von Tanzlabor_21 Tanzbasis_Frankfurt_Rhein Main

Verena Billinger (D) & Sebastian Schulz (D)
First Life – ein Melodram
Wiederaufnahme Fr. 8.3. * Sa. 9.3., 19.00 Uhr
TANZ/PERFORMANCE/SCHMACHTFETZEN
In deutscher Sprache.
Englischer Text auf Anfrage.
* Studio 1, € 12,– / erm. € 6,–

Warm Up – das Aufwärmtraining für Zuschauer von Gerro, Minos and Him Sa. 16.3., 18.00 Uhr
* Studio 1, Teilnahme in Verbindung mit einer Eintrittskarte zu Gerro, Minos and Him

AEROWAVES
Simon Tanguy (FR), Roger Sala Reyner (ES), Aloun Marchal (FR)
Gerro, Minos and Him
Fr. 15.3. * Sa. 16.3., 19.00 Uhr
TANZ / PERFORMANCE
So gut wie ohne Worte.
Aerowaves im flotten 3er Pack: € 30,- / erm. € 15,- nur an der Kasse oder telefonisch unter 069.405859-20.

Warm Up und AEROWAVES gefördert von Tanzlabor_21 Tanzbasis_Frankfurt_Rhein Main

Simone Aughterlony (NZ/CH) & Phil Hayes (UK/CH)
Show & Tell
Fr. 15.3. * Sa. 16.3., 20.00 Uhr
CHOREOGRAFIE / TANZ / PERFORMANCE
In englischer Sprache

a critical mass – alles tanzt
Jan Fabre/Troubleyn (BE)
Drugs kept me alive – Solo created for an with Antony Rizzi
Do. 21.3. * Fr. 22.3. * Sa. 23.3., 20.00 Uhr
TANZ / PERFORMANCE
In englischer Sprache

KONZERTE UND LESUNGEN
King Rocko Schamoni (D)
lebendig 2013
Mo. 4.3. * Di. 5.3., 20.00 Uhr
SONGS / STORYS

Yo La Tengo (USA)
Mo 11.3., 21.00 Uhr

Schorsch Kamerun (D)
Do. 14.3., 21.00 Uhr

The Kyteman Orchestra (NL)
So. 17.3., 21.00 Uhr

Hauschka (D) & Nils Frahm (D)
Mo. 18.3., 20.00 Uhr

Frank Spilker (D)
Fr. 22.3., 21.00 Uhr
LESUNG / KONZERT

Ausführliche Informationen und Fotos zum Download finden Sie auf unserer Webseite.

Wir wünschen Ihnen eine schöne Woche und freuen uns auf Ihren Besuch!

Künstlerhaus Mousonturm

Pressekontakt:

Gabriele Müller (Leitung PRÖ)
gabriele.mueller@mousonturm.de
Tel.: +49. 69. 40 58 95-41

Elke Lötterle (Akkreditierungen)
elke.loetterle@mousonturm.de
Tel. +49. 69. 40 58 95-42

Hanna Knell (Online-Kommunikation)
hanna.knell@mousonturm.de
Tel. +49. 69. 40 58 95-43