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(c) Apollonia Theresa Bitzan

Bipolar Feminin

Ein fragiles System – Tour

Lokal im Mousonturm unbestuhlt

Konzert

Klang ihre erste EP Piccolo Family noch wie ein Schrei der Ermächtigung, so haben Bipolar Feminin sich seither durch ihre mitreißenden Live-Gigs eine leidenschaftliche Anhänger*innenschaft erspielt, sind tatsächlich zu einer Art Macht geworden. „Wir spüren jetzt eine andere Form von Verantwortung“, sagt die Band, „Durch die veränderte Reichweite ist es für uns wichtiger geworden, uns intensiver mit der Musik und dem Texten auseinanderzusetzen. Die Arbeit ist bewusster und reflektierter geworden. Ein immer fortlaufender Prozess.“ Ein fragiles System enthält zehn hochgradig mitsingbare Konfrontationen mit der Bipolarität von Wut und Liebe. „Das ist ein fragiles System / Nicht auszudenken, hier was zu drehen / Nichts ist austauschbar / Es ist, wie es ist, wie es war“ („Wie es ist“) „Mami“ erkundet die individuelle Verstricktheit in ebenjenes System. „Der Song handelt nicht von der eigenen Mutter“, stellt Leni Ulrich klar, sondern „von Personen, die sich selbst aufopfern und dadurch oft als ‚mütterlich‘ bezeichnet werden. Ein Phänomen, das vor allem Frauen betrifft.“
Teile davon, sagt sie, finde sie auch in sich selbst wieder, obwohl sie gleichzeitig auch die Rächerin am Patriarchat verkörpert, indem sie etwa in „Matrose“ einen Schuft einem todbringenden Seemannsfluch ausliefert. Der Sound von Bipolar Feminin ist disziplinierter geworden, aber bloß weil sie eingängige Pop-Songs schreiben, fühlen sie sich noch  lange nicht höflichen Umgangsformen verpflichtet. „Jetzt kannst du auf alles scheißen“, heißt es in „Am Boden“.