Weltpremiere // LICHTER-Eröffnungsfilm
In Anwesenheit der Regisseurin

Nordkorea. Land der militärischen Massenparaden, des Führerkults, der Atomtests, Staatsfeind Nr. 1. Oder? Die Frankfurter Filmemacherin und LICHTER-Preisträgerin Sung-Hyung Cho wuchs als gebürtige Südkoreanerin mit der Vorstellung auf, das nördliche Nachbarland sei von Monstern bevölkert. Als erste südkoreanische Filmemacherin überhaupt erhielt sie eine offizielle Drehgenehmigung für das Land jenseits der Grenze und somit die Chance, sich von Vorurteilen zu verabschieden und das vorgefertigte Bild von den menschlichen Robotern im Norden zu revidieren.

Meine Brüder und Schwestern im Norden porträtiert die Menschen hinter den hartnäckigen Klischees und Stereotypen und gibt Einblicke hinter die protzige Propagandafassade einer uns verschlossenen Lebenswelt. Die Menschen, denen Sung-Hyung Cho auf ihrer Reise durch das Land begegnet – Soldatinnen, Bauern, Maler, Näherinnen – sind keine Zufallsbekanntschaften, sondern wurden vom Regime ausgesucht. Trotzdem nähert sie sich ihren Protagonisten dabei aufrichtig interessiert, respektvoll und vor allem ohne jegliche Wertung. So kommt ein fröhliches Volk zum Vorschein, dessen Liebe zu „ihrem Führer“ uns mehr als einmal sonderbar erscheint, das seine Wünsche und die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung der beiden Koreas aber noch längst nicht aufgegeben hat. Die von der Hessischen Filmförderung unterstützte und vom Hessischen Rundfunk redaktionell betreute Dokumentation schlägt als außergewöhnlicher Heimatfilm dabei fast beiläufig die Brücke vom regionalen Filmschaffen zum diesjährigen Schwerpunktthema „Grenzen“.

Regie: Sung-Hyung Cho * Kamera: Thomas Schneider, Julia Daschner * Produktion: Andreas Banz, Dirk Engelhardt, Robert Thalheim, Matthias Miegel * Drehbuch: Sung-Hyung Cho * Schnitt: Fabian Oberhem

(Dokumentation, D 2016), OF mit dt. UT, 106 min.