Gerd Koenen

(DE)

Mao in Frankfurt

Lokal im Mousonturm

Lecture

Während Ende der 60er Jahre die Kulturrevolution in China längst zur grausamen Realität wird, kommt der Maoismus in vielen Ländern des Westens bei Künstlern und Intellektuellen erst so richtig in Mode. Doch er ist nicht nur ein unverzichtbares Zeitgeist-Accessoire jener Tage, für viele Aktivisten wird daraus ein todernstes Lebensprojekt. Der Historiker und Autor Gerd Koenen war damals der lokale Oberindianer einer maoistischen Parteizelle in Frankfurt. Sein Buch Das rote Jahrzehnt – Unsere kleine Deutsche Kulturrevolution 1967-1977 gilt längst als Klassiker, wenn es um die Aufarbeitung und Analyse der Aus-, Nach- und Nebenwirkungen der Chinesischen Kulturrevolution auf die bundesrepublikanische Linke geht. In seiner Lecture am Vorabend der Aufführung von Memory reflektiert er über die Attraktionen eines revolutionären Exotismus, der gegen ‚Schweinsteufel und Schlangengeister‘ kämpfte, aber immerhin einer großen historischen Tradition und weltpolitischen Aufbruchsbewegung verpflichtet schien.

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